16. Kapitel Bis zum Vertrag von Malmö (1803). Bei    der    Neueinrichtung    wurde    in    Nachfolge    des    Oberlanddrosten    von    der    Lühe    der    General-Leutnant    von    Strömfeld    zum Oberlandeshauptmann der   Herrschaft Wismar ernannt   mit dem Aufträge, für   Justiz,   Ökonomie und   Polizei zu sorgen, während früher ein   Teil   der   landesherrlichen   Befugnisse   vom   Tribunal   oder   dessen   Präsidenten,   ein   anderer   vom   Gouverneur,   ein   dritter   von   der Regierung   in   Pommern   ausgeübt   worden   war.   Dauer   hatte   diese   Ordnung   aber   nicht,   und   schon   1724   ging,   wahrscheinlich   um   Kosten zu sparen, vielleicht auch um   Konflikte   mit dem Tribunal zu vermeiden, die   Stelle des   Oberlandeshauptmanns wieder ein und wurden seine Befugnisse dem Tribunalspräsidenten übertragen. Der   Wunsch,   alte   Einnahmen   zurückzugewinnen   und   neue   zu   erschließen,   verbrämt   mit   dem,   der   Stadt   aufzuhelfen,   führte   1721   zu Einsetzung   einer   neuen   Kommission.   Dem   Rat   war   die   Sache   unbehaglich,   als   er   davon   erfuhr,   er   sah   sie   aber   für   unabwendbar   an   (3. September)   und   beschränkte   sich   auf   die   Litte   um   Mitteilung   der   Punkte,   die   untersucht   werden   sollten,   und   Verbittung   von   Kosten für   die   Stadt.   Am   22.   April   1722   trat   die   Kommission   in   Wismar   zusammen.   Sie   bestand   auf   dem   General-Gouverneur   von   Pommern Grafen    von    Meyerfeldt,    Oberlandeshauptmann    von    Strömfeld,    General-    Leutnant    Baron    von    Zülich,    dem    Vizepräsidenten    des Tribunals   Tessin,   dem   Regierungsrat   von   Engelbrecht   und   dem   Assessor   von   der   Lith.   Später   trat   General-Leutnant   Wolfrat   an   Stelle des nach Livland gegangenen Zülich. Das Protokoll führte der Sekretär G. M. Scheffel. Es   ist   unverkennbar,   dass   mehrere   Mitglieder   der   Stadt,   noch   mehr   aber   dem   Rat   wenig   Wohlwollen   entgegenbrachten,   voran   Graf Meyerfeldt.   Dieser   fühlte   sich   persönlich   dadurch   verletzt,   dass   der   Rat   gegen   sein   unbefugtes   Verbot   am   12.   Juni   1721   sich   ergänzt   und den   Ratmann   Anton   Scheffel   ausgeschlossen   hatte,   der   schon   manchen   Zank   erregt   und   Meyerfeldt   entweder   zu   jenem   Verbot veranlasst   hatte   oder   dazu   mindestens   hatte   veranlassen   wollen.   Die   an   die   Bürger   gerichtete   Aufforderung,   ihre   Ansichten,   wie   der Stadt   aufgeholfen   werden   könne,   vorzutragen,   und   der   Umstand,   dass   die   unzufriedenen   und   nach   Fähigkeiten   und   Charakter keineswegs   dazu   geeigneten   Anton   Scheffel,   Matras,   Herman   von   der   Fehr   die   Informationen   gaben,   werfen   auf   die   ganze   Art   der Kommission   ein   bezeichnendes   Licht,   welcher   Geist   diese   Leute   beseelte,   zeigt   sich   darin,   dass   Scheffel,   der   wegen   Unzuverlässigkeit und   Streitsucht   aus   dem   Rat   ausgeschlossen   war,   Ratschläge   gab,   wie   der   König   aus   der   städtischen   Akzise   Einnahmen   gewinnen könne,   dass   von   der   Fehr   aber   die   Akzise   an   den   König   abgetreten   wissen   wollte   und   sich   etwas   später   rühmte,   ein   gut   Teil   seiner Mitbürger,   die   Gläubiger   der   Krone   waren,   vermocht   zu   haben,   die   Hälfte   ihres   Kapitals   fahren   zu   lasten.   Matras   und   von   der   Fehr hatten   schon   zu   Zeiten   des   Oberlanddrosten   gegen   den   Rat   gewirkt.   Nun   wurde   dem   ersten   ausdrücklich   Schutz   zugesichert   und   die nicht    missverständliche    Frage    an    ihn    gerichtet,    ob    man    nicht    versucht    habe,    ihn    zum    Schweigen    zu    bringen.    Außer    den Nachforschungen   nach   Missständen   und   langwierigen   Verhandlungen   über   die   vielfachen   Beschwerden   der   Ämter   (meist   gegen einander und gegen die   Krämer oder über   Einsetzung von   Freimeistern) und über deren Wünsche, die   Bannrechte   hergestellt zu sehen und   brauen   zu   dürfen,   wobei   nichts   von   irgend   welchem   Belang   herauskam,   außer   diesem   waren   die   Bemühungen   der   Kommission besonders   der   Verwaltung   von   Akzise   und   Kämmerei,   der   Erschließung   neuer   Einnahmen   und   der   Zurückgewinnung   von   Lizent   und Poel   zugewandt,   die   wie   erinnerlich   der   Stadt   während   des   Krieges   als   Sicherheit   für   ihre   Vorschüsse   verpfändet   waren.   Für   die Kämmerei   wurde   eine   Ordnung   entworfen,   die   dem   König   zur   Bestätigung   vorgelegt   werden   sollte,   für   die   Akzise   aber   einigte   man sich,    dem    König    die    Einsetzung    eines    Kontrolleurs    vorzuschlagen.    Einnahmen    suchte    man    durch    Verkauf    von    Holz    aus    den Neuklosterschen   Forsten   zu   gewinnen,   doch   machte   es   Mühe,   für   die   2.000   Faden,   die   man   schlagen   lassen   wollte,   Käufer   zu   finden, Poel   verpachtete   man   ohne   Rücksicht   auf   die   Rechte   der   Stadt   aufs   neue   für   2.490   Taler   (600   mehr   als   vorher)   und   bestimmte entgegen dem   klaren   Wortlaut der   Pfandverträge, dass von dem   Mehrertrag die   Pfandsumme allmählich abgetragen werden sollte.   Die Lizent   wurde   noch   im   Sommer   1722   (7.   Juli)   kurzer   Hand   durch   ein   beim   König   erwirktes   Dekret   der   Verwaltung   durch   die   Stadt entzogen und am   1.   September von   königlichen   Beamten übernommen.   Die Verhandlungen   mit den   Interessenten, denen, die ehemals die   Zwangsvorschüsse   ausgebracht   hatten   und   denen   von   der   Stadt   Versicherungen   auf   die   Pfandstücke   gegeben   waren,   gediehen   aus     Mangel    an    Mitteln    nicht    zum    Ziel,    obgleich    mancher    bereit    war,    seine    Ansprüche    gegen    eine    weit    geringere    Barabfindung preiszugeben.   Denen,   die   solche   Ansprüche   an   sich   gekauft   hatten,   wurde   eröffnet,   dass   sie   bei   der   Auslösung   nicht   mehr   erhalten würden,    als    sie    gezahlt    hätten.    Besondere    Kürzungen    waren    denen    zugedacht,    die    waren    geliefert    hatten,    da    ohne    weiteres angenommen wurde, dass die dafür   berechneten   Preise   zu   hoch gewesen.   Diese   Kürzungen   sind wohl   unterblieben.   Bei   Einlösung des Zeughauses   und   der   Provianthäuser   wollte   man   daraus   gezogene   Nutzungen   in   völlig   unbilliger   Weise   anrechnen   und   deshalb   keine Zinsen   vergütend   Die   lange   Übung   der   Schwedischen   Verwaltung   in   dergleichen   Reduktionen   ist   deutlich   zu   spüren.   Es   ist   aber   zu bedauern,   dass   die   Notlage   des   Landes   selbst   kaum   ein   anständiges,   geschweige   denn   ein   großmütiges   Verfahren   zuließ,   weil   die   Stadt zur   Zeit   von   Einquartierung   und   deren   Lasten   so   gut   wie   frei   war,   wurde   ihr   eine   Beitragszahlung   für   den   Schwedischen   Staat auferlegt, das   Staatsgeld, einstweilen   in einem   Belaufe von   2.000 Talern   im   Jahr.   Hierzu   mussten auch die   handeltreibenden   Mitglieder des   Rates   beisteuern,   die   Einschätzung   der   einzelnen   aber   wurde   einer   gemischten   Deputation   aus   Rat   und   Bürgerschaft   zugewiesen und   zuerst   Prüfung   durch   die   Kommission   Vorbehalten,   später   dem   Rat   die   Berechtigung   zugesprochen,   Unbilligkeiten   abzustellen. Schon   1731   wurde   der   doppelte   Betrag verlangt,   doch   einigte   man   sich   1736   auf   3.000   Taler   und   eine   Hufensteuer von   102   Talern   für   die städtischen   Dörfer und   Güter.   Dabei   blieb es   bis zur   Zollvereinbarung von   1863, wo davon   550 Taler   Kurant erlassen wurden.   Durch die Vereinbarung   von   1870   fiel   auch   der   Rest   fort.   In   der   Mecklenburgischen   Zeit   entsprach   das   Staatsgeld   der   ordentlichen   Kontribution der anderen Städte (Akzise, Grund- und Viehsteuer). Um   die   Bürger,   die   bei   dem   geringen   Bestände   der   Garnison   (seit   1724   50   Mann)   die   Torwachen   stellen   mussten   —   vielfach   ließen   sie sich   durch   alte   abgedankte   Soldaten   vertreten   —   zu   entlasten,   sollte   der   König   gebeten   werden,   einige   Kompanien   von   Schonen   nach Wismar   zu   verlegen.   Diese   sollten   nach   dem   ersten   Vorschlag   von   1722   dort   nur   Quartier   haben   und   sonst   von   Schweden   unterhalten werden.   1723   mutete   man   dagegen   der   Stadt   an,   für   den   Fall,   dass   die   Garnison   verstärkt   würde,   Zahlungen   zu   leisten,   die   der Entlastung entsprächen; das   lehnte   sie ab.   Nachher   muss die   Garnison verstärkt   sein.   Als   1741   150   Mann   nach   Stralsund   rücken   sollten, erhob   man   dagegen   von   Stadt   wegen   ernsthafte   Vorstellungen,   da   man   fürchtete,   dass   die   Bürger   wieder   zu   Wachen   herangezogen werden   müssten.   Es war   1723, wo die   7   Kompanien der   Bürger ohne die   Offiziere   816   Mann gezählt   hatten,   jeder alle   25 Tage auf Wache gekommen, indem täglich 32 Mann auf Wache gezogen waren. Lange   wurde   über   das   Land   verhandelt,   das   durch   Niederlegung   der   Werke   frei   geworden   war   und   das   der   Rat   in   der   Zwischenzeit   als städtisch an sich genommen und verpachtet   hatte.   So   fest der   Rat davon überzeugt war, dass das   Land   früher zu der ersten   Befestigung und   danach   zu   deren   Erweiterungen   ohne   Entschädigung   hergegeben   war,   was   der   Bürgermeister   Wagener   bereit   war   zu   beschwören, so   war   ein   förmlicher   Beweis   dafür   nicht   zu   erbringen   und   konnte   nur   angeführt   werden,   dass   die   Kämmereirechnungen   keine Einnahme   dafür   auswiesen.   Taxen   zu   machen,   war   versäumt,   da   die   Befestigung   als   zur   Sicherung   der   Stadt   und   also   zu   ihrem   Besten dienend angesehen und nicht mit der Möglichkeit von deren späterer Beseitigung gerechnet war.     Die    Kommission    bezog   sich   demgegenüber   auf    Aussagen   des    nur    mäßig    unterrichteten    Fortisikations-Offiziers    Micrälius,   der behauptete,     es     sei     entschädigt     worden     (für     einen     bestimmten     Fall     nachweislich     unrichtiger     Weise),     und     wollte     beim Fortisikationskontor   in   Stockholm   Erkundigungen   einziehen,   von   einem   Zeugenverhör   aber   nichts   wissen,   obgleich   der   Rat   auf   die Gefahr   des   Wegsterbens   seiner   Zeugen   hinwies.   Dass   es   sich   nicht   um   unbeträchtliche   Werte   handelte,   mag   man   daraus   entnehmen, dass   die   Pacht   von   den   Ländereien   und   der   Fischerei   in   den   Festungsgräben   1759   835   Taler   betrug.   Für   die   Akzise,   deren   Rechnungen, um   den   Kredit   nicht   zu   untergraben,   seit   längerem   nicht   ausgenommen   waren,   wurde   von   neuem   Rechnungsaufnahme   gemäß   dem Bürgervertrag angeordnet.   Die verschiedenen Abgaben sollten über das ganze   Jahr verteilt und stets unverzüglich eingetrieben werden, damit   die   Absicht   der   Verteilung   nicht   vereitelt   würde.   Es   sollte   aber   das   Staatsgeld   halb   zu   Heil.   Drei   Könige   (6.   Januar)   und   halb   zu Michaelis erhoben werden, das Wassergeld im April, das Holz-, Licht- und Trangeld im Juli und das Schoß wie üblich zu Martin. Den   Rat   betreffend   wies   die   Kommission   diesen   auf   die   Bestimmungen   des   Bürgervertrages   hin,   wonach   seine   Mitglieder,   soweit möglich,   unter   einander   nicht   verschwägert   noch   nahe   verwandt   sein   sollten,   konnte   aber   dem   Einwande   nicht   begegnen,   dass   dies nicht   durchführbar   sei,   da   die   Ansicht,   dass   es   besser   sei   "weniger   habile"   Personen   zu   berufen   " weil   eben   zu   solchem   Stande   nicht   die größte   Capacität   erforderlich   würde ",   wohl   im   Schöße   der   Kommission,   nicht   aber   dem   Rat   oder   der   Bürgerschaft   gegenüber   geäußert werden   konnte.   Die   Verbindung   des   Amtes   eines   Bürgermeisters   mit   dem   des   Syndikus   sollte   künftig   aufhören.   Auch   über   die Einnahmen des   Rates wurde wieder verhandelt, aber der   Gedanke, dass eine   feste   Salarierung wünschenswert sei,   mehr   besprochen als erwogen,   wieder   wurden   die   Weinportionen   und   Verlehungsgebühren   behandelt   und   bei   letzteren   wieder   gemahnt,   Maß   darin   zu halten.   Dem   König   wollte   man   empfehlen,   die   Besetzung   des   Ratsstuhls   auf   zwei   Bürgermeister,   einen   Syndikus   und   6   Ratmannen   zu beschränken und zu verfügen, dass sie mit Gehalt versehen würden. Als   das   einzige   Mittel,   dem   Rat   seine   " Suveränität "   zu   nehmen,   wurde   in   der   Kommission   vorgeschlagen   den   Bürgerworthalter   zu besolden   und   ihm   die   Möglichkeit   der   Aufnahme   in   den   Rat   abzuschneiden.   Der   erste   Bürgerworthalter   Jörck   war   dafür,   dass   er   von 1720-1722   für   die   Stadt   in   Stockholm   gewirkt   und   die   Bestätigung   ihrer   Privilegien   und   eine   Verlängerung   der   Zollfreiheit   für   das Wismarsche   Bier   erlangt   hatte,   durch   Übertragung   des   Dienstes   eines   Ökonomus   der   Geistlichen   Hebungen   entschädigt   worden. Diese   Verbindung   beider   Ämter   missbilligte   die   Kommission,   da   der   Worthalter   dadurch   vom   Rat   unerwünscht   abhängig   geworden war.   Geredet   nur   wurde   von   der   Notwendigkeit   der   Befugnis   des   Oberlandeshauptmanns,   nach   Belieben   in   die   Ratsstube   gehen   zu dürfen, da er die Oberinspektion über den Rat auszuüben habe. Für    den    Ausschuss    wurde    bestimmt,    dass    hinfort    auch    der    zweite    Stand    (die    Vertreter    der    Ämter)    bei    erledigten    Stellen    das Vorschlagsrecht    haben,    aber    verträgliche    Leute    vorschlagen    sollte.    Der    Bürgervertrag    enthielt    nur,    dass    der    Ausschuss    das Vorschlagsrecht habe. Schlecht   fuhr   schließlich der   Prokurator   Matras   mit   seiner   Stellungnahme gegen den   Rat.   Er   musste   sich,   um   sein   Amt, dessen der   Rat ihn   entsetzt   hatte,   wieder   zu   erhalten,   zu   einer   förmlichen   Abbitte   verstehen,   nachdem   er   von   der   Kommission   hatte   hören   müssen, dass er ein   Instrument der   Uneinigkeit sei.   Für   Scheffel   blieb es   bei der tatsächlichen Ausschließung vom   Ratsstuhl, und es wurde   nach langen:   verhandeln   nur   das   Zugeständnis   gemacht,   dass   er   noch   zu   einer   Sitzung   zugelassen   werden,   dann   aber   abwarten   sollte,   ob   er weiter zu Rat gefordert würde. Seine Einnahmen als Ratsherr behielt er. Die   Kommission   tagte   bis   zum   8.   Oktober   1722,   um   nochmals   in   etwas   anderer   Zusammensetzung   (Meyerfeldt,   Tessin,   Assessor Gerdes, v.   Engelbrecht,   Kammerrat   Gyllenpatron) am   8.   August   1725   zusammen   zu   treten.   Am   17.   September   löste sie sich auf.   Sie   hielt es   damals   für   nötig,   die   Wortführer   der   Ämter   zu   Gehorsam   gegen   ihre   Obrigkeit   und   Abstellung   weiterer   Zusammenkünfte   zu ermahnen. In   der   Zwischenzeit   hatte   auf   Empfehlung   der   Kommission   die   Stadt   Gesandte   zur   Tagung   des   Reichstages   nach   Stockholm   gesandt. Denn    nach   dem   Tode    Karls   XII.    hatten    unter    Beseitigung   der    könig-lichen    Alleinherrschaft   die    Stände    und   der    Reichsrat   den ausschlaggebenden   Einfluss   gewonnen   und   drückten   die   Macht   der   Könige   je   länger   je   mehr   bis   zum   bloßen   Schein   herab,   bis   Gustaf III.   1772   die   Königsmacht   wieder   herstellte.   Rat   und   Ausschuss   hatten   im   Januar   1723   für   jene   Gesandtschaft   den   Bürgermeister   und Syndikus   Dr.   Gröning   und   den   Bürgerworthalter   Jörck   bevollmächtigt,   die   Brauer   Herman   von   der   Fehr,   die   Schiffer   Jakob   Stöver,   26 Ämter den Hutmacher David Henck entsandt. Sie blieben 1  ½  Jahre dort. Der   Zustand   Wismars   war   allerdings   derart,   dass   man   allen   Anlass   hatte,   sich   nach   Hilfe   umzutun.   Nach   einer   Aufstellung   von   1725 fanden   sich   205   wüste   Stellen,   wo   früher   Häuser   (35),   Buden   (164),   Scheunen   (6),   gestanden   hatten;   außerdem   waren   48   Häuser,   98 Buden   und   3   Wohnkeller   nicht   bewohnt.   Adlige   und   freie   Personen   bewohnten   41   Häuser,   Soldaten   und   Einlieger   177   Buden   und   27 Keller.   Mochten sich auch die Verhältnisse gegenüber dem   Stande von   1719 wo de   Häuser,   135   Buden und   3   Keller   leer gestanden   hatten, gebessert   haben,   so   war   die   Lage   doch   keineswegs   erträglich   zu   nennen.   Für   die   Michaelis-   Hebung   des   Staatsgeldes   konnten   nur   11 Bürger   herangezogen werden, die   30   Mark und darüber steuerten,   nur   53 die von   10   bis   30   Mr.,   63 die von   6   bis   10   Mr. und     die von   3   bis 6   Mark   steuerten;   308   steuerten   von   1   Mr.   bis   3   Mr.,   336   von   4   Schillingen   bis   an   1   Mark.   Steuerfähig   waren   im   Ganzen   883   Personen, wirklich   vermögend   nur   ganz   wenige,   vor   allem   der   Krämer   Johann   Jürgen   Velthusen   und   der   Bürgermeister   Gabriel   Lembke.   Dieser wurde   (ob   nicht   übertrieben,   steht   dahin)   auf   60.   000   Taler   geschätzt,   er   sollte   für   4000   Taler   Acker   besitzen.   Jener   wusste   für   seine Geschäfte   auch   fremde   Gelder   heranzuziehen:   das   Weinlager,   das   er   und   sein   Teilhaber   Hahn   hielt,   war   1749   mit   9000   Talern   belastet. Unter   solchen    Umständen    hatte   es   schwer   getroffen,   und    traf   es   schwer,   dass    Lübeck   seit    1680    für   die   von    ihm   angeliehenen (Kapitalien   die   Zinsen   nur   noch   sehr   unregelmäßig   zahlte   und   seit   1691   nur   zu   3   v.   H.   zahlen   wollte.   Es   schuldete   aber   nach   Wismar nahezu   100.000   Taler,   für   Wismar   eine   sehr   beträchtliche   Summe.   Der   Rat,   der   so   wie   so   die   Hebungen   zu   vertreten   hatte,   nahm   sich auch der übrigen   Gläubiger an und   bemühte sich seit   1690 um ein   Eintreten der   Schwedischen   Regierung.   Erst   1729   hatte er den   Erfolg, dass   Lübeck   in   einem   Abkommen   vom   7.   Mai   die   Rückzahlung   an   die   Mitglieder   und   Anverwandte   des   Tribunals,   an   die   Geistlichen Hebungen   und   an   die   Bürger   in   bestimmten   jährlichen   Raten   verhieß.   Durch   Kauf   und   Abtretung   erworbene   Forderungen   sollten jedoch    ausscheiden.    Von    1729    bis    1738    wurden    daraufhin    92.553    Taler,    davon    an    Tribunalisten,    21.200,    an    die    Hebungen    6500 zurückgezahlt. Den seit 1691 erlittenen Zinsverlust hatte der Rat 1725 auf 40.000 Mark berechnet. Die   Schiffer   behaupteten,   es   seien   keine   sechs   Negotianten   in   Wismar,   die   den   Handel   mit   Nachdruck   betreiben   könnten,   ein   anderes Mal   sogar,   es   sei   nur   ein   einziger   wirklicher   Kaufmann   vorhanden   (der   junge   Müller),   während   die   übrigen   alle   brauten.   Das   ist   ohne allen   Zweifel arg   übertrieben, wie denn die   Absicht, den eignen   Anspruch auf   uneingeschränkten   Handel   zu   stützen, offenbar   ist, aber die dagegen vorgeführte   Liste von   32   Ratmannen,   Kaufleuten,   Brauern und   Krämern, die zur   See   Handel trieben und z. T.   Gehifssparte hätten,   will   allerdings   wenig   bedeuten.   Von   Belang   ist   die   Feststellung,   dass   in   Wismar   keine   Frachten   zu   haben   waren   und   die Wismarschen   Schiffer   höhere   Fracht   als   die   Lübecker   fordern   mussten,   weil   sie   nicht   wie   diese   Rückwaren   und   Korrespondenz   hatten und   für   ihre   Schiffe   von   60   Last   fast   die   gleiche   Bemannung   brauchten   wie   jene   für   ihre   von   100—120   Last.   Bezeichnend   ist   die Äußerung   des   Rostocker   Stadtbaumeisters   Zacharias   Voigt   (ehedem   zu   Wismar) von   1726,   in   Wismar   passiere   nichts   " als   die   poberthe, welche   in   völligem Anwachß ".   In einer ausführlichen   Schilderung der elenden   Lage der   Stadt um diese   Zeit stellt   Dietrich   Schröder eine starke   Abnahme   der    Brauerei   und   ein   fast   völliges   Aufhören   des    Handels    mit    Livland   und    Bergen   fest.    Der    Mecklenburgische Landmann   ist   teils   wegen   Aussaugung   des   Landes   überhaupt   nicht   mehr   kaufkräftig,   teils   hat   er   in   Folge   der   Belagerung   Wismars seine   Kundschaft   Lübeck   und   Rostock   zugewendet.   Die   kleinen   Landstädte   ringsum   haben das   Brauen ausgenommen   und sind   in den Kornhandel   eingetreten.   Die   Zahl   der   Schiffe   ist   bis   auf   16   zurückgegangen,   die   nur   20   bis   60   Last   fassen;   irgend   größere   Schiffe können    ohne    Hilfe   von    Leichteren    weder    laden    noch    löschen.    Es    fehlt    an    Unternehmungslust    und    an    Mitteln,    dazu    herrscht gegenseitige    Missgunst.    Nicht   einmal    Bäcker,    Haken    noch    Schuster    haben    noch   Verdienst,   dies   offenbar   die    Folge   der   äußerst verminderten Garnison. Es   waren   nicht   weniger   als   24   Punkte,   die   die   Vertreter   Wismars   in   Stockholm   vortrugen.   Am   wichtigsten   waren   die   Bitten   um Erneuerung   der   Niederlagsfreiheit,   Zollermäßigungen,   die   Pfandrechte   an   der   Lizent   und   an   Poel   und   Entschädigungsansprüche.   In der Tat wurden,   nachdem sich die   Kommerzdeputation der   Reichsstände   (wenn auch unter allerhand   Bedenken   namentlich wegen der Armut    der    Stadt)    dafür    ausgesprochen    hatte,    durch    königliche    Resolution    vom    4.    Juni    1724    die    Niederlagsfreiheit    und    die Schiffsfreiheit   erneuert,   auch   eine   gewisse   Zollermäßigung   auf   Hopfenausfuhr   gewährt.   Ebenso   wurde   das   Surplus,   ein   Aufschlag   auf die   Lizent,   für   Ausfuhr   von   Getreide,   Schinken,   Mettwürsten,   Äpfeln   und   Nüssen   in   gleicher   Weise   wie   für   die   Pommerschen   Städte ausgehoben.   Jedoch   klagte   die   Stadt   1725,   dass   das   Kommerzkollegium   in   Stockholm,   dem   die   Ausführung   der   Bewilligungen   zufiel, sie   nicht   zu   deren   Genus   kommen   lasse.   Wismar   machte   also   ähnliche   Erfahrungen   wie   die   Pommerschen   Städte,   für   die   jenes Kollegium die   im   Dezember   1720 angeordnete und   im   Juli   1721   nochmals   befohlene Abschaffung des   Surplus   bis   in den   Spätherbst   1723 unwirksam   gemacht   hatte   und   trotz   eines   dritten   Befehls   vom   Oktober   jenes   Jahres   noch   ferner   verzog,   indem   es   Ende   November   vor der   Ausfertigung   der   Anordnungen   an   die   Seezollkammern   noch   weitere   Auskunft   einholen   zu   müssen   glaubte.   Das   Kollegium,   an dessen   Spitze   damals   ein   alter   blinder   Mann   stand,   mochte   der   Ansicht   sein,   dass   im   besten   Falle   die   Wismarschen   Kaufleute   nur   den Kommissionsgewinn   haben,   der   wesentliche   Vorteil   aber   Hamburgischen   und   Lübeckischen   Kaufleuten   zufallen   würde.   Außerdem mag   die   Beschuldigung   des   Lizentinspektors   Böckling,   dass   die   Wismarschen   den   Handel   Fremder   zum   Schaden   der   Lizentkasse unterbänden,   nicht ohne Wirkung geblieben sein, obgleich die   Stadt   lediglich und unter Zustimmung der   königlichen   Kommission die alten    Verordnungen    gegen    den    Handel    von    Gast    mit    Gast    in    Beziehung    auf    das    Stabholz,    das    Lübecker    über    Wismar    durch Kommissionäre ausführten, in Anwendung gebracht hatte und Wismarsche sich bemühten den Handel fortzusetzen. Der   Pfandvertrag   über   das   Amt   Poel   wurde   bestätigt   mit   der   Maßgabe,   dass   der   aus   der   Neuverpachtung   gewonnene   Überschuss   zu Tilgung    des    Kapitals    verwandt    werden    sollte,    während    Wismar    die    Zahlung    rückständiger    Zinsen    gewünscht    hatte.    Für    die Lizentkammer   (die   vom   1.   September   1722   bis   Ende   Juli   1723   rund   2.300   Taler   eingenommen   hatte)   wurde   dem   Rat   die   Zuordnung eines Deputierten zu der Einnahme und ein Schlüssel zum Kontor zugestanden. Vergeblich   waren   die   Bitten   um   Herausgabe   der   Festungsländereien.   Es   wurde   von   jedem,   der   Ansprüche   machte,   die   Erbringung vollgültiger   Beweise   dafür   verlangt,   dass   er   Land   hergegeben   habe   und   nicht   dafür   bezahlt   sei,   ein   Standpunkt,   den   Schweden   auch später   festhielt.   Wegen   des   Ersatzes   für   den   bei   der   Beschießung   von   1712   erlittenen   Schaden   wurde   ebenso   wie   wegen   Erstattung   des Verlustes   auf   das   gestempelte   Geld   weiter   vertröstet,   Vertröstungen,   die   1739   wiederholt   wurden.   Dagegen   wurde   verheißen,   dass   die während   der   Belagerung   für   die   Offiziere   ausgestellten   und   von   diesen   in   Zahlung   gegebenen   Löhnungszettel   von   der   Lizentkammer statt   Geldes   angenommen   werden   sollten,   und   wurde   der   Akzisekammer   ein   fünfjähriges   Indult   bewilligt,   während   dessen   ihr   kein Kapital   gekündigt   werden   durfte.   Rückständige   Zinsen   für   Private   sollten   für   5   Jahre   niedergeschlagen   sein,   solche   für   Kirchen   und höchstbedürftige   Witwen   und   Waisen   aber   abgetragen   und   hinfort   die   Zinsen   prompt   entrichtet   werden.   Die   erbetene   Erhöhung   der Akzisesätze   wurde   noch   ausgesetzt,   aber   bald   danach   eingeräumt;   sie   hielt   sich   in   bescheidenen   Grenzen.   Verpflegung   und   Unterhalt der   Garnison   sollte   von   Pommern   her   bestritten   und   das   Staatsgeld   einstweilen   nicht   erhöht   werden.   —   übrigens   wurde   1727   wirklich ein   königlicher   Akzisekontrolleur   ernannt   und   eine   Dienstanweisung   für   ihn   erlassen.   Der   Rat   tat   alles   Mögliche   sich   seiner   zu erwehren   und   rief   schließlich gegen die   Pommersche   Regierung das   Tribunal an.   In   Tätigkeit   ist dieser   Kontrolleur   kaum getreten.   Für die   Akzisekammer   aber   musste   noch   einmal   1738   um   ein   Indult   gebeten   werden.   Es   wurde   damals   eine   Anweisung   an   das   Tribunal erreicht, auf die Gläubiger einzuwirken, dass sie auf Auszahlung ihrer gekündigten Kapitalien nicht bestehen möchten. Herman   von   der   Fehr   erlangte   für   die   Brauer   höchstens   Vertröstungen,   wenn   man   nicht   die   Zurückweisung   der   Ansprüche   der   Ämter auf das   Recht zu   brauen als einen   Erfolg ansehen will.   Dazu aber   hätte es der Absendung eines eignen Abgeordneten   nicht   bedurft.   Die Schiffer    wurden    wegen    ihres    Anspruches    auf    freien    Handel    auf    die    Entscheidung    des    Tribunals    verwiesen,    ihnen    aber    in    der Befrachtung   ein   Vorzug   vor   fremden   eingeräumt,   wenn   sie   für   billige   Fracht   fahren   wollten.   Von   dem   Bescheide   für   die   Ämter   ist höchstens   erwähnenswert,   dass   ihnen   statt   Erfüllung   ihres   Wunsches,   frei   handeln   zu   dürfen   ohne   übermäßige   Gebühren   zahlen   zu müssen,   nur   der   Handel   mit   ihren   eignen   Erzeugnissen   zugestanden   wurde,   also   etwas   das   sie   schon   hatten,   und   dass   den   kleinen Ämtern   nur   ein   Altermann   bestellt,   die   Konzessionen   von   Freimeistern   aber   beschränkt   werden   sollten.   Eine   bittere   Zugabe   war   es, dass   ihnen   auferlegt   wurde,   außer   ihrem   Anteil   an   den   Kosten   der   städtischen   Gesandtschaft   die   für   ihren   besonderen   Abgeordneten allein aufzubringen.   Sie   behaupteten später,   Henck   habe sich erboten, die   Reise   für   100 Taler auf sich   zu   nehmen,   und von   ihnen   mehr bekommen.   Er   hatte   aber   über   1000   Mark   verbraucht.   Die   Sache   beschäftigte   noch   mehrmals   die   Kommission,   der   auch   die   Aufgabe zufiel,   den   Ämtern   klar   zu   machen,   dass   die   königliche   Resolution   ihnen   nur   den   Handel   mit   ihren   eignen   Erzeugnissen   erlaube,   so wenig   missverständlich   das   auch   darin   ausgesprochen   war.   Auch   Herman   von   der   Fehr   musste,   um   zu   seinen   Auslagen   zu   kommen, die   Hilfe      der   Kommission   anrufen.   Die   Brauer   behaupteten,   er   habe   sich   selbst   zu   der   Gesandtschaft   gedrängt   und   nur   2   Taler   von jedem Brauer verlangt, die Ältesten, sie hätten das Siegel für die Ausfertigung seiner Vollmacht nicht hergegeben. Der   Abtrag   von   Zinsen   und   Kapital   auf   die   verpfändete   Lizent   begann   1726   und   war   1743   beschafft.   Es   wurden   nahezu   41.000   oder vielleicht auch 43.000 Taler (die vorliegende Berechnung ist nicht ganz klar) an die Gläubiger gezahlt. Poel   wurde   Trinitatis   1757   endlich   eingelöst.   In   den   von   Schweden   1740   darüber   begonnenen   Verhandlungen   stand   Wismar   sehr unglücklich   und   unsicher   da,   weil   es   für   die   Zeit   von   1712—1726   überhaupt   keine   Rechnungen   hatte   und   die   späteren   Rechnungen empfindliche   Angriffspunkte   boten,   wie   erinnerlich   sein   wird,   hatte   die   Stadt   selbst   das   Geld,   wofür   ihr   Poel   verpfändet   war,   zum   Teil bei den   Bürgern anleihen   müssen.   Diese wirklichen   Gläubiger, die von   3   bis   2.552   Mark zu fordern   hatten, waren vielfach froh gewesen, nur   ihr   Geld   zurück-   zubekommen,   und   hatten   die   ihnen   verschriebenen   Zinsen   fahren   lassen.   Aus   der   Poeler   Kasse   aber   waren Gesandtschaftskosten   und andere dringende   Ausgaben   (z.   B.   zu   Einlösung von   Benz)   bestritten worden.   Man   musste   befürchten, dass Schweden,   wenn   über   diesen   Verhalt   etwas   verlautete,   verlangen   möchte,   dass   die   nicht   an   die   wahren   Gläubiger   ausgekehrten   Zinsen ihm   zugerechnet   würden.   Deshalb   musste   mit   großer   Vorsicht   verfahren   werden.   Zustatten   kamen   der   Stadt   das   Billigkeitsgefühl   des Vizepräsidenten   des   Tribunals   Palthen,   der   mit   dem   Assessor   Gröning   zum   Kommissar   in   der   Poeler   Sache   bestellt   war,   und   seine engen    Beziehungen    zu    dem    Bürgermeister    Karl    Daniel    Schlaff.    Dank    beiden    konnte    man    sich    mit    den    Akten    des    Tribunals zurechthelfen.   Der   neue   Syndikus   Dahlmann   aber   trat   gerade   noch   rechtzeitig   in   die   bereits   verfahrenen   Verhandlungen   ein,   um   die Forderungen   Wismars   aus   den   Rückständen   der   ersten   Jahre   geltend   zu   machen   und   in   die   Rechnungen   einzuführen,   während   die Schwedische    Liquidationskommission    herausgerechnet    hatte,    dass    die    Stadt    voll    befriedigt    sein    müsste    und    Poel    einfach herauszugeben    hätte.    Als    sich    die    Kommissare    von    dem    Rechte    der    Stadt    überzeugt    hatten,    machte    das    Gouvernement    noch Schwierigkeiten   und   schob   dem   Kammerkollegium   zu   Stockholm   die   Entscheidung   zu.   Es   gelang   aber   dem   1751   dahin   zur   Beisetzung König    Friedrichs    und    zur    Krönung    seines    Nachfolgers    Adolf    Friedrich    entsandten    Bürgermeister    Gröning    durch    glückliche Verbindungen   und   richtig   angebrachte   Aufwendungen,   jenes   Kollegium   im   Ganzen   für   den   Wismarschen   Standpunkt   zu   gewinnen. Andere   Ersatzforderungen   freilich   musste   die   Stadt   fahren   lassen.   Doch   hatte   man   sowieso   die   Hoffnung   sie   einzubringen   fast ausgegeben.   Aus   den   Rechnungen,   wie   sie   schließlich   am   9.   Juni   1752   vom   Kammerkollegium   anerkannt   wurden,   ergab   sich   eine Forderung   der   Stadt   von   13.623   Talern   36   Schillingen,   wovon   nach   Abzug   der   Unkosten   8.023   Taler   36   Schillinge   wirklich   gerettet wurden.   Bürgermeister   und   Syndikus,   die   die   Verhandlungen   allein   und   im   tiefsten   Geheimnis,   z.   T.   auf   eigene   Gefahr   und   unter Benutzung   ihres   eignen   Kredits,   geführt   hatten,   hielten   es   für   zu   gewagt, von   der   ganzen   Sache   das   Geringste verlauten   zu   lassen,   und verpflichteten   den   Rat   und   die   beteiligten   Sekretäre   zu   unverbrüchlicher   Geheimhaltung.   Die   Folge   war,   dass   die   geretteten   8.000 Taler   nicht   in   irgendeine   städtische   Kasse   fließen   konnten.   Das   Geld   wurde   zum   Ankauf   des   Zeughauses   und   der   Provianthäuser (4.050 Taler), zur Tilgung eines Vorschusses aus der Akzisekammer, zu   Herstellung des   Ratsstuhls   in   St.   Marien und der   Ratsstube, ein geringes   auch   zur   Ausbesserung   der   Stadtmauer   verwandt.   Ein   Rest   von   rund   1000   Talern   verblieb   unter   der   Verwaltung   des   ältesten Bürgermeisters. Es   war   höchste   Zeit   gewesen,   dass   hier   Ordnung   geschafft   war.   Denn   schon   war   neues   Unglück   auf   der   Bahn.   Die   Schwedische Regierung   erklärte   sich,    nachdem    Friedrich   der    Große    1756    Österreich   angegriffen    hatte,   erst   auf   dem    Regensburger    Reichstag gemeinsam   mit   Frankreich   als   Garanten   des   westfälischen   Friedens   gegen   Preußen,   dann   griff   sie   tätlich   in   den   Krieg   ein.   Die   Gründe dieser   unklugen   Politik   waren   mancherlei   Art.   Außer   dem   seit   längerem   bestehenden   Bündnisse   mit   Frankreich,   der   Verbindung   der herrschenden   Partei   der   Hüte   mit   jenem   Lande,   ihrer   Verfeindung   mit   der   Königin,   der   Schwester   Friedrichs,   mögen   am   meisten   die Rechnung   auf   die   unvermeidlich   erscheinende   Niederlage   des   großen   Königs   und   die   Hoffnung   Pommern   zurückzugewinnen   den Entschluss   herbeigeführt   haben.   Genug,   Schwedische   Truppen   fielen   im   September   1757   in   Pommern   ein   und   begannen   damit   einen ruhmlosen   Feldzug.   Er   sollte   für   das   schutzlose   Wismar,   das   erst   in   der   Nacht   vom   19.   auf   den   20.   Oktober   die   vom   5.   d.   M.   datierte Mahnung   erhielt,   wegen   der   bedenklichen   Umstände   zwischen   Schweden   und   Preußen   Handel   und   Schifffahrt   abzubrechen,   die übelsten   Folgen   haben.   Denn   nunmehr   konnten   die   Mecklenburg   durchstreifenden,   teils   auch   dort   eingenisteten   und   das   Land aussaugenden   Preußischen   Truppen   mit   Fug   und   Recht   auch   die   Herrschaft   Wismar   brandschatzen.   Für   die   Zahlungen   musste   aber, wie   das   bei   der   stetigen   Leere   der   königlichen   Kassen   herkömmlich   war,   die   Stadt   aufkommen,   so   arm   sie   auch   war.   was   für   die Herrschaft   auf   dem   Spiele   stand,   führt   der   Rat   im   Mai   1764   aus,   als   der   Stadt   die   Sicherheiten,   gegen   die   sie   die   Zahlungen   für   die ganze   Herrschaft   übernommen   hatte,   entzogen   werden   sollten:   " Es   war   zu   besorgen,   dass   es   (mit   der   königlichen   Waldung)   wie   in Sachsen   und   Mecklenburg   gehen   und,   so   lange   die   Untertanen   und   ein   Pferd   sich   rühren   könnten,   selbige   solche   würden   Niederschlagen und   verfahren   müssen.   Alle   Feldarbeit   und   Bestellung   der   Äcker   würde   dabei   unterblieben   sein,   da   es   auf   den   puren   Ruin   angesehen   war. Und   die   Untertanen,   da   wir   es   kaum   mit   großem   Gelde   einigermaßen   abwehren   können,   würden   ohn   Unterscheid   zu   Kriegesdiensten weggenommen oder verjaget sein ." Die   Truppenführer,   mit   denen   Wismar   zu   tun   bekam,   waren   Feldmarschall   von   Lehwaldt,   die   General-Leutnants   Graf   Dohna   und Herzog    Friedrich    Eugen    von    Württemberg,    als    Unterführer    die    Obersten    Froideville,    von    Schulenburg    und    der    bekannte Husarenoberst   von   Belling.   Das   Preußische   Feldkriegskommissariat,   erst   zu   Greifswald,   danach   zu   Rostock   zog   die   Einkünfte   des Schwedischen   Staats an   Kontribution,   Lizent und   Pachten für sich ein.   Dazu wurden außerordentliche   Kontributionen ausgeschrieben und   Lieferungen   von   Mehl,   Getreide,   Heu,   Stroh   und   Wagen   verlangt.   Werbungen   fanden   statt   und   zuletzt   wurden   auch   Rekruten verlangt,   wobei   nur   zugesichert   wurde,   dass   sie   nicht   gegen   Schweden   verwendet   werden   sollten.   Über   die   anfangs   in   enormer   Höhe verlangten   Kontributionen   und   Lieferungen   ließen   die   Preußen   mit   sich   handeln,   da   sie   einsahen,   dass   die   Erfüllung   ihres   Verlangens unmöglich war.   So   begnügten sie sich   1759 und   1759   mit   64200 und   55   480 Talern, während sie   beide   Male   130.000 verlangt   hatten, und 1762   ging   der   Herzog   von   Württemberg   gar   von   50.000   Talern   auf   11.500   zurück.   Bestechungen   (präsente,   Douceurgelder   und   dons gratuits)   an   geeigneten   Stellen   mussten   nachhelfen,   wenn   man   nicht   auf   diese   Weise   " vernünftig   mit   dem   Feinde   redete ",   war   nichts auszurichten, wiederholt   kam es zur   Exekution.   Dem ganzen   Rat wurde   1759 Arrest auferlegt,   Bürgermeister   Gröning   1760 zweimal auf die    Hauptwache    verwiesen    und    mehrmals    wurden    der    Syndikus    Dr.    Dahlmann    und    der    Ratmann    Dr.    Ungnade    als    Geiseln fortgeschleppt.   Die   Briefe   Dohnas   und   des   Württembergischen   Herzogs   zeigen   Mitgefühl   mit   der   hart   heimgesuchten   Stadt,   die Bellings   dagegen   nur   Rauheit.   Die   ganzen   Aufwendungen,   die   Wismar   für   sich   und   die   Herrschaft   von   1757   bis   1762   zu   machen   hatte, wurden   1763   von   dem   Sekretär   für   die   Schadensberechnung   Lüderwaldt   auf   735.300   Taler   damaligen   schlechten   Geldes   berechnet.   Da 450   Taler   jenes   Geldes   100   Talern   Hamburger   Banko   gleichstanden,   würde   jene   Summe   163.400   Banktalern   oder   745.281   Reichsmark entsprechen.   Im   Jahre   1771   hat die   Stadt   ihre   Leistungen   mit aufgelaufenen Zinsen auf   235.693   Banktaler   berechnet.   Dagegen sind   nach der   Abrechnung   der   Kontributions-Kommission,   da   die   Krone   1771   rund   140.000   Taler   übernahm,   auf   die   Stadt   120.682   Taler   37 Schillinge    (pomm.    Kurant),    also    73.345    Banktaler    entfallen,    was    zusammengerechnet    wieder    eine    andere    Summe    gibt,    aber einigermaßen   mit   der   Berechnung   Lüderwaldts   übereinstimmen   würde,   wenn   ein   Zinsauflauf   außer   Acht   bleiben   könnte   und   nicht allerhand spätere bedeutende Posten in dieser Summe begriffen wären. Schlägt   man auch den wirklichen   Schaden der   Stadt   zu dem   niedrigsten   Satz an, so   musste   bei   ihrer großen   Kapitalarmut daneben die Entziehung der   beträchtlichen vorgeschossenen   Gelder verderblich wirken, und   man wird es   begreifen, dass der   Rest   ihrer   Lebenskraft für   Jahrzehnte   gebrochen   war.   Das   Schoß,   das   von   1729   auf   1750   noch   2126   Mark   erbracht   hatte,   trug   von   1766   auf   1767   nur   1.696   Mark ein.   Die   Abnahme   der   Brauer   von   38   (1756)   auf   15   (1765)   wird   zum   guten   Teil   darauf   zurückzuführen   sein.   Von   den   seit   etwa   1750   in Angriff   genommenen   industriellen   Unternehmungen,   von   denen   im   14.   Kapitel   berichtet   ist,   bestand   1768   nur   noch   die   Messer-   und Sensenfabrik,    die    der    Werkmeister    übernommen,    nachdem    sich    der    Begründer    mit    Schaden    zurückgezogen    hatte.    Nur    die Zuckersiederei   hatte   einige   gute   Jahre   gehabt,   sich   aber   gegenüber   dem   Wettbewerbe   von   Frankreich   und   Hamburg   nicht   halten können.    Ein    schlimmes    Zusammentreffen    war    es,    dass    um    dieselbe    Zeit    (seit    1748)    der    Handel    Rostocks    von    dem    Druck    des Warnemünder   Zolles   frei   wurde,   obgleich   Mecklenburg   sich   bei   seiner   pfandweisen   Gewinnung   verpflichtet   hatte   ihn   fortzuerheben, und   dass   die   ausgesogenen   Wismarschen   Kaufleute,   zwischen   Lübeck   und   Rostock   eingeklemmt,   allein   mit   der   Lizent   belastet blieben. Man   kann   nicht   sagen,   dass   die   Schwedische   Regierung   blind   dafür   und   unempfindlich   dagegen   gewesen   wäre.   Machte   sich   doch   für sie   der   Rückgang   an   Einnahmen   geltend.   Schon   vor   Ausbruch   des   siebenjährigen   Krieges   war   eine   Kommission   zu   Ausnahme   und Beförderung   des   Wohlstandes   der   Pommerschen   Länder   eingesetzt,   und   sie   hatte   am   17.   August   1757   vom   Tribunals-Präsidenten Auskunft   über   das   Wismarsche   Stadtwesen,   die   Verwaltung,   die   Geistlichen   Hebungen,   Handel,   Schifffahrt   und   Manufakturen   und was   zu   deren   Verbesserung   dienen   könne,   erfordert,   endlich   auch   über   die   königlichen   Intraden,   und   wie   sie   zu   verbessern   seien.   Der Präsident   hatte   diese   Fragen   an   den   Rat   weiter   gegeben.   Dieser   erledigte   sie,   indem   er   die   von   Wismarschen   Gesandten   1751   auf   dem Reichstag   zu   Stockholm   vorgetragenen   Wünsche   einreichte.   Sie   betrafen   besonders   Handelsvergünstigungen,   damit   sich   die   Stadt   im Wettbewerbe   mit   Lübeck   und   Rostock   halten   könne,   nicht   am   Wenigsten   die   Wiedereinführung   des   Warnemünder   Zolles,   unter dessen   Fortfall   der   Handel   mit   Mehl   und   Korn   nach   Holland   und   Frankreich   äußerst   gelitten   hätte,   dann   die   Herstellung   der   alten Privilegien    in    Mecklenburg   gemäß   dem   westfälischen    Frieden,   also    insbesondere    Wiederaufrichtung   der   alten    Bannrechte    und Abschaffung der eingeführten   Belastungen, endlich   Erstattung der   Kriegsschäden.   Ähnliche   Wünsche äußerte der   Ausschuss, dem der Rat   die   Anfrage   mitgeteilt   hatte.   Aus   dessen   Äußerungen   ist   die   hervorzuheben,   dass   Wismar   nur   eine   oder   zwei   Ladungen   Berger- Ware absetzen   könne, weil sie   in   Lübeck und   Rostock   billiger sei und die   Bauern drei   bis vier   Meilen weiter   führen, wenn sie die Tonne Hering um 8 oder 12 Schillinge billiger kaufen könnten. Alles in allem waren es alte, oft genug vorgetragene Wünsche. Irgendein   Ergebnis   hatte   die   Kommission,   mindestens   für   Wismar   nicht,   konnte   es   auch   wegen   des   bald   ausbrechenden   Krieges   nicht wohl   haben.   Als   durch   diesen,   wie   dargetan,   Wismars   Lage   völlig   trostlos   geworden   und   ebenso   Pommern   aufs   Ärgste   mitgenommen war,   wurde   im   Juli   1766   eine   neue   Kommission   zur   Ermittlung   des   Niedergangs   Pommerns   und   der   Herrschaft   Wismar   angeordnet. Der   von   dieser   erforderte   Bericht   des   Rates   bewegt   sich   in   den   alten   Bahnen,   auch   in   der   Klage   über   die   Verderblichkeit   des   Fortfalls des   Warnemünder   Zolles,   dessen   Wiederherstellung   der   Senator   Dr.   Guistorp   als   das   Cordiale   wider   unsere   Wismarsche   Phthysin bezeichnete.   Es wird auf die   Nutzlosigkeit der   bald gewährten und   bald zurückgenommenen oder eingeschränkten   Zugeständnisse   für Handel   und   Schifffahrt   hingewiesen   und   Dauer   dafür   verlangt.   Man   hielt   um   Durchführung   der   Bannrechte   an   und   gab   Nachweise über   die   Ausschließung   der   Wismarschen    Handwerker   von    Mecklenburg   oder   deren    Einengung   und   über   die    Belastungen   des Wismarschen   Handels   dort   durch   Lizent   und   Akzise   auf   Jahrmärkten   (gegenüber   der   Freiheit   der   Rostocker   und   Lübecker),   endlich durch   Zölle   in   Rehna,   Grevesmühlen   und   Neu-Bukow.   Wir   erfahren,   wie   die   Bestimmung   des   Landesgrundgesetzlichen   Erbvergleichs, dass   sich   jeder   Landbegüterte   bei   nötigen   Bauten   Zimmerleute   und   übrige   Handwerker   nehmen   könne,   aus   welcher   Stadt   in   unseren (den    Mecklenburgischen)    Landen    es    ihm    gefällig    und    beliebig    fest,    missbraucht    wurde,    um    die    Wismarschen    Bauhandwerker auszuschließen.   Schon   vorher   bedurfte   es   1748   mehrerer   Vorstellungen,   ehe   es   den   Wismarschen   Maurern   erlaubt   wurde,   die   von ihnen   auftragsmäßig   begonnene   Ausbesserung   des   Kirchturms   zu   Proseken   zu   vollenden,   da   von   Grevesmühlen   her   Einspruch   getan war.   War   früher   über   die   große   Garnison   als   eine   unerträgliche   Last   geklagt   worden,   so   empfand   man   jetzt   deren   Geringfügigkeit   als eine   der   Ursachen   für   den   Rückgang   der   bürgerlichen   Nahrung,   beschwerte   sich   aber   zugleich   darüber,   dass   von   den   100   Mann,   aus denen   damals   die   Garnison   bestand,   9   beweibt   wären   und   dass   sie   einen   Aufwand   von   2.000   Talern   erforderten.   Man   klagte,   dass   die Konkurse   zunähmen,   dass   man   die   Straßenbeleuchtung   der   Kosten   wegen   hätte   einstellen   müssen   und   dass   eine   Brandversicherung nicht    hätte    in    Gang   gebracht   werden    können,   weil   die    Beiträge    nicht   zu   erschwingen   gewesen   wäre.    Man    bat   um    Erlass   oder Herabsetzung   des   Staatsgeldes   und   wiederum   um   Rückgabe   der   Festungsländereien.   Für   die   Akzisekammer   schließlich   wurde   ein Indult für notwendig angesehen, damit einstweilen Kapitalkündigungen nicht angenommen zu werden brauchten. Auch   aus   den   Verhandlungen   dieser   Kommission,   die   bis   1768   dauerten,   ist   für   Wismar   nichts   hervorgegangen.   Denn   wenn   auch Schweden   (wie   übrigens   schon   1749   und   1755   und   später   1787)   von   Mecklenburg   1768   die   Wiederherstellung   und   Zurückgabe   des Warnemünder Zolles forderte, so war das aussichtslos. Die   großen   von   den   Preußen   erpressten   Summen   hatte   Wismar   teils   durch   Zwangsanleihen   bei   den   Bürgern,   teils   durch   Anleihen   bei den   geistlichen   Hebungen   oder   auswärts   ausgebracht,   für   den   Anteil   der   Krone   aber   Sicherheiten   gefordert   und   erlangt.   Der   Präsident des   Tribunals   Moriz   Graf   und   Herr   zu   Putbus   hatte   ihm   am   3.   Februar   1758   Poel   und   am   7.   Februar   1759   Neukloster   verpfändet,   das Tribunal aber diese Verpfändungen am   3.   Februar   1758 und am   7.   Februar   1759   bestätigt und sie am   22.   Februar   1761 auch auf die später aufgebrachten   Summen   ausgedehnt.   Die   von   der   Stadt   vorgeschossenen   Gelder   sollten   mit   6   v.   H.   verzinst   und   die   Einkünfte   jener Ämter bis zum völligen Abtrag von Kapital und Zinsen der Stadt überlassen bleiben. Es   kann   nach den   früheren   Erfahrungen   mit der   Schwedischen   Regierung   nicht überraschen, dass diese Verträge   nach Abwendung der Gefahr   in   Frage   gestellt   wurden,   und   es   bedurfte   langer   Verhandlungen   und   kostspieliger   Gesandtschaften,   bis   sich   die   Krone   1771 herbeiließ,   138.321   Taler   als   ihren   Anteil   an   den   Kontributionen   zu   übernehmen.   Sie   sollten   durch   Schuldverschreibungen   über   25.484 Taler   Pommersches   Kurant   oder   18.202   Taler   40   Schillinge   Hamburger   Banks   und   eine   jährliche   Zahlung   von   8.000   Talern   aus   den Ämtern Neukloster und Poel getilgt werden. Die   Abrechnungen   und   Verhandlungen   waren   durch   eine   rätliche   und   bürgerschaftliche   Kommission   bewirkt   und   geführt   worden. Erst   nachdem   diese   ihre   Arbeit   getan   hatten   ,   konnte   eine   zweite   Kontributions-   Kommission,   die   von   Rat   und   Ausschuss   bestellt wurde,   daran   gehen,   die   der   Stadt   zur   Last   gebliebenen   Verpflichtungen,   Kriegsschäden   und   Gesandtschaftskosten   festzustellen   und abzubürden.   Ihr   schien   kein   anderer   Weg   gangbar,   als   die   von   ihr   auf   102.862   Taler   37   Schillinge   Pommersches   Kurant   (334.533 Reichsmark)   berechnete   Summe   über   Kämmerei,   Hebungen   und   Einwohner   nach   dem   Verhältnisse   ihres   Besitzes   zu   verteilen.   Dieser wurde   bei   den   Hebungen   und   Stiftungen   nach   den   Auskünften   (zu   5   v.   H.   des   Wertes   angenommen)   auf   164.707   Taler   berechnet.   Ein Lott   Acker   wurde   zu   152,   ein   Morgen   zu   52   Talern   angeschlagen,   die   einzelnen   Häuser   zu   20   bis   2.000   Talern   die   Buden   zu   10   bis   300 Talern   eingeschätzt.   Schulden   wurden,   weil   nicht   greifbar   und   weil   sie   von   den   Preußen   bei   ihren   Forderungen   unzweifelhaft   nicht berücksichtigt   worden   wären,   nicht   abgezogen.   Demnach   wurde   der   Wert   der   372   Häuser   und   978   Buden   der   Stadt   zu   223.730   Talern angesetzt.   Die   auf   Grund   davon   und   in   Rücksicht   auf   das   sonstige   Vermögen   der   einzelnen   am   12.   Juli   fertig   gestellte   Zuteilung   der Anteile   wurde   im   Grundsätze   unter   Vorbehalt   des   Beschwerderechts   vom   Rat   am   29.   November   1773   bestätigt,   musste   aber,   da   der Ertrag nicht hinreichte, noch um 5 v. H. erhöht werden. Es sollten nunmehr zahlen:                                                                               Mark N 2/3           Pomm.M.              Durchschnittlich die Ratsmitglieder und Erben                         27.341     oder          26.862                   1343 (niedr. Satz 556, höchster 4.007) die Noblesse (47)                                              17.542                       18.594                     395 die Hebungen                                                   51.889                      55.002 die städtischen Kassen                                     6.593                         6.989 die Honoratioren (13, Doktoren, Beamte, Demoiselles)                                      6.279                         6.656                       512 die Kirchen- und Schulbedienten (30)           3.662                         3.882                       129 die Pächter und  Bauern (21)                           5.445                         5.772                      275 die Kumpaneien und Ämter                           5.991                           6.350                die Kaufleute (116)                                          72.477                         76.804                     662 (niedr. 18, höchst 2.839) die übrigen Bürger und Einw. (1127)            89.840                        95.230                        84 (niedr. 2, höchst 1.326)                                                                  _____________________________________________________________                                                                        285.039                      302.141 Mark =     100.714 Taler Den   Rest   hoffte   man   durch   Beiträge   der   Tribunalisten   decken   zu   können.   Von   den   niedrigsten   Beiträgen   sind,   um   diese   Beobachtung gleich anzuschließen, sehr viele ausgefallen, die hohen fast alle gezahlt worden. Über   die   ihnen   angesonnene   Kontribution   gerieten   die   Ämter   außer   sich   und   erwählten   am   9.   März   1774   acht   Vertreter.   Die   Schiffer und   einzelne   Kaufleute   schlossen   sich   ihnen   an,   wogegen   die   Papagojen-   Gesellschaft,   die   eigentliche   Korporation   der   Kaufleute,   und die   Krämerkumpanei   sich   zurückhielten.   Die   treibende   Kraft war der   Tribunals-   Advokat   Philipp   Wilhelm   Sengebusch, der   1781 wegen sträflicher   Verletzungen   seiner   Amtspflichten   seiner   Advokatur   entsetzt   wurde   und   der   1804   als   Schwedischer   Justizrat   starb,   ein Schwiegersohn   des   Weinschenken   Broock,   in   dessen   Hause   sich   die   Missvergnügten   versammelten.   Neben   ihm   standen   der   Kandidat der   Theologie,   spätere   Kanzellist   Anders   und   der   Kaufmann   Borgwardt.   Auf   die   beim   König   vorgebrachte   Beschwerde   hin   beauftragte dieser, indem er sie ausnahmeweise annahm, den Präsidenten des Tribunals Baron Höpken mit der Untersuchung. Die     Beschwerden,     die     die     gravaminierende     Bürgerschaft     vortrug,     bestanden     aus     19     Punkten.     An     der     Spitze     stand     die Kontributionssache,   und   diese   soll   hier,   da   sie   nach   zweimaligem   Schriftwechsel   durch   königliche   Entschließung   vom   12.   Dezember 1776 von den übrigen Beschwerden abgesondert und allein zu Ende geführt wurde, zunächst behandelt werden. Aus den   Entgegnungen des   Rates oder vielmehr der   Kontributions-   Kommission selbst, der der   Rat die   Beantwortung der   betreffenden Beschwerde   zuschob,   ergibt   sich,   dass   die   beiden   wegen   der   Kontributionssache   bestellten   Kommissionen   aus   unanfechtbare   Weise gebildet   waren.   Gemäß   dem   Herkommen   hatte   der   Rat   die   tätlichen   Mitglieder   allein,   die   bürgerschaftlichen   aus   den   von   den Bürgerworthaltern   Vorgeschlagenen   gewählt.   Bei   der   zweiten,   besonders   starken   Kommission   hatte   er   sogar   nur   die   gewünschte   Zahl Vorschlägen    lassen    und    die    vorgeschlagenen    einfach    angenommen.    Es    wurde    versucht,    die    Rechnungen    zu    rechtfertigen,    und hervorgehoben,   dass   die   Verteilung   der   Beiträge   den   bürgerschaftlichen   Mitgliedern   überlassen   sei.   Dass   die   Nebenausgaben   sich   fast ebenso   hoch   beliefen   wie   der   auf   die   Stadt   entfallende   Anteil   der   Kriegsschäden   sei   nicht   zu   leugnen,   an   ihrer   Notwendigkeit   aber habe   man   nicht   gezweifelt.   Bürgermeister   Schlafs   wies   darauf   hin,   dass   man   von   Seiten   Schwedens   anfänglich   höchstens   70.000   Taler habe als   Entschädigung   zugestehen wollen.   Dass   in   Stockholm aber   nichts   für   umsonst   zu   haben   sei, war ein   Satz, der   nicht   bestritten wurde.   Der   mit   der   königlichen   Kommission   getroffene   Vergleich,   wurde   ferner   gesagt,   sei   den   Bürgerworthaltern   mitgeteilt   und   die Rechnungen   nicht   nur   obenhin   geprüft.   Die   Originalbelege   seien   bei   der   Liquidierung   an   Schweden   abgegeben,   daher   könnten   jetzt nur Abschriften vorgelegt werden. Der   König   verfügte   die   Einsetzung   einer   neuen   Kommission,   die   von   Rat   und   Bürgern   gewählt,   vom   Tribunals-Präsidenten   aber bestätigt werden sollte,   mit der Aufgabe,   nochmals die   Rechnungen zu prüfen und womöglich einen gütlichen Vergleich zu vermitteln. Die    Entschädigung    für    ihre    Mühe    sollte    zunächst    aus    der    jährlichen    Zahlung    der    Krone    bestritten,    zuletzt    aber    von    dem unterliegenden   Teile   ersetzt   werden.   Der   Rat   erwählte   die   Ratmannen   Fabricius   und   Rose   und   nachträglich   Dr.   Lembke,   an   dessen Stelle   später,   als   dieser   Bürgermeister   geworden,   Dr.   Burmeister   trat.   Die   Bürger   erkoren   den   Apotheker   Franz   Kindt,   den   Kanzellisten Johann Anders, den   Haken Theodosius   Kundt und   ihren   bisherigen   Konsulenten Advokat   Sengebusch. Alle wurden von   Baron   Höpken bestätigt. Nachdem   Weiterungen,   die   die   bürgerschaftlichen   Glieder   über   die   Vereidigung   gemacht   und   die   ihnen   den   Tadel   des   Tribunals- Präsidenten   eingetragen   hatten,   und   solche   über   die   Benutzung   der   Akten   über-wunden   waren,   begannen   die   Verhandlungen   am   3. Februar    1777.    Sie    wurden    vorläufig    am    4.    November,    völlig    am    12.    Dezember    abgeschlossen.    Vor    allem    wurden    von    den bürgerschaftlichen Vertretern die   für   Geschenke an die   Preußen verwandten   Summen angefochten, weil sie   nicht von der   Bürgerschaft bewilligt   wären,   in   zweiter   Linie   die   Reisekosten   und   Auslagen,   wegen   der   Geschenke   wurde   entgegnet,   dass   sie   in   Einverständnis   mit dem   damaligen   Präsidenten   des   Tribunals   Grafen   Putbus   gemacht   und   ein   Einholen   der   Bewilligung   der   Bürger   deshalb   nicht   nötig, aber   auch   nicht   tulich   gewesen   sei.   Rätliche   und   bürgerschaftliche   Mitglieder   standen   sich   in   ihrer   Auffassung   schroff   gegenüber.   Jene gaben   keine   Unrichtigkeiten   von   Erheblichkeit   zu,   diese   zogen,   von   den   Douceurgeldern   für   die   Preußen   ausgehend,   schließlich   die ganze Rechnung in Zweifel. Da   der   Präsident   das   ihm   vorgelegte   Ergebnis   der   Verhandlungen   ungenügend   fand,   beauftragte   er   die   Kommission,   die   gebliebenen Dunkelheiten   aufzuhellen   und   zu   versuchen,   die   für   eine   Entscheidung   nötigen   Grundlagen   zu   schaffen   (9.   Februar   1778).   Die   neue Arbeit   dauerte   vom   23.   Februar   bis   zum   21.   April   1778.   Auf   Grund   dieser   fällte   der   Präsident   am   13.   Oktober   die   erste   Entscheidung. Nachdem   dann,   namentlich   durch   Eide   und   Auseinandersetzungen   Dr.   Hasses,   des   langjährigen   Dirigenten   der   älteren   Kommission, und   der   Bürgermeister   Schlaff   und   Lembke   weitere   Aufklärungen   beschafft,   ein   zweiter   Spruch   des   Präsidenten   am   23.   Dezember ergangen,   danach   die   versuchte   Einmischung   der   gravaminierenden   Bürger   zurückgewiesen,   die   beabsichtigte   Veröffentlichung   der Verhandlungen   im   Druck   verboten   war   (3.   März   1779)   und   mündliche   Verhandlungen   vor   dem   Assessor   Breitsprecher   und   dem Landrentmeister   Brünslow   (vom   27.   Januar   bis   zum   19.   Mai   1779)   die   letzten   Schwierigkeiten   weggeräumt   hatten,   beendete   ein   dritter Spruch des   Präsidenten den   Streit   (5.   Juni   1779).   Es wurde   festgestellt, dass die   Kontributions-Kommission den   zu deckenden   Schaden um   9.079   Taler   zu   hoch   berechnet   hatte,   dass   aber   deshalb   der   Kontributionsplan   nicht   zu   ändern   sei,   da   man   nicht   wissen   könne,   ob alles   eingehen   würde.   Jene   Kommission   wurde   getadelt,   dass   sie   allem   Anscheine   nach   geflissentlich   zu   hoch   gerechnet   und   manche vergeblichen   Bemühungen   veranlasst   habe,   die   bürgerschaftlichen   Mitglieder   der   letzten   aber,   dass   sie   sich   in   ihren   Beschuldigungen übereilt   hätten.   Die   Kosten   der   schriftlichen   Verhandlungen   sollten   beiden   Teilen   zur   Last   bleiben,   die   Kontributions-Kommission aber   sollte   300   Taler,   Bürgermeister   Schlaff   200   Taler   beitragen,   den   unschuldigen   Mitgliedern   wurde   Regress   an   die   Schuldigen (namentlich Dr. Hasse) eingeräumt. Der Krone wurden ihre Ansprüche wegen des zu hohen Ansatzes des Schadens vorbehalten. Bürgermeister   Schlaff,   der   im   Anfänge   der   Verhandlungen,   als   er   seine   Ausgaben   für   Geschenke   in   Stockholm   durch   Eid   bekräftigen sollte,   zugegeben   hatte,   dass   er   2.000   Taler   zurückgehalten   habe,   wurde   zur   Herausgabe   und   dazu   deshalb   und   anderen   Verschuldens wegen   zu   einer   Geldstrafe   von   600   Talern   verurteilt.   Nur   wegen   seines   hohen   Alters   und   seiner   Schwäche,   auch   weil   er   in   Anlass   eines Schlaganfalls auf seine   Ämter verzichtet   hatte   (9.   Mai   1777), wurde er   mit strengerer   Ahndung verschont.   Eine   unnötig aufgenommene Anleihe von 305 Talern musste er mit Zinsen erstatten. Einwendungen,   die   die   gravaminierenden   Bürger   erhoben,   und   eine   an   den   König   gerichtete   Eingabe   änderten   nichts   an   der   Sache. Vielmehr   bestätigte   der   König   die   schließliche   Erkenntnis   und   wies   das   Reichskammerkollegium   und   das   Staatskontor   an,   eine Untersuchung wegen zu hoch angesetzter Liquidation anzustellen und Bericht zu erstatten (16. Januar 1781). Die als veruntreut   nachgewiesenen   Beträge waren   im Verhältnis   zu den ganzen   Ausgaben geringfügig   und   sind ohne   Zweifel durch die Kosten   der   kommissarischen   Verhandlungen   und   Untersuchungen   bei   weitem   übertroffen.   Allein   der   Tribunalsassessor   Breitsprecher, den   der   Präsident   zu   seiner   Unterstützung   heranzog,   liquidierte   am   15.   Oktober   1778   750   Taler.   Der   Verlust   aber,   den   die   Stadt   von   der Untersuchung   hatte,   mag   noch   größer   gewesen   sein;   ermittelt   habe   ich   ihn   nicht.   Schweden   zahlte   die   übernommenen   Raten   bis Trinitatis   1766   und   stellte   Antonii   1787   diese   Zahlungen   ein,   indem   es   behauptete,   mehr   geleistet   zu   haben,   als   wozu   es   verpflichtet, während   die   Stadt   meinte,   noch   mehrere   Tausend   zu   Gute   zu   haben.   Bei   der   Drohung   nochmaliger   Nachprüfung,   der   gegenüber Wismar   einen   schlechten   Stand   gehabt   haben   würde,   ließ   dies   sich   1801   zu   einem   Übereinkommen   herbei,   wonach   beide   Teile   ihre Ansprüche   als   ausgeglichen   gelten   ließen.   Es   stellte   sich   dann   1802   heraus,   dass   Wismar   auf   die   Preußischen   Kontributionen   noch 40.045   Mark   2   Schillinge   schuldete.   Davon   übernahmen   nach dem   9.   Februar   1805 aufgestellten   Plan   Hebungen   und   Stiftungen   31.968 Mark   13   Schillinge   und   die   Kämmerei   5.862   Mark   10   Schillinge,   der   Rest   fiel   auf   die   Bürger.   Erst   Antonii   1822   konnte   die   Rechnung abgeschlossen werden. Wir   wenden   uns   den   übrigen   Beschwerden   zu,   die   der   Anwalt   der   Ämter   im   März   1774   und   in   seiner   weiteren   Vernehmlassung   im Sommer   1775 vortrug.   Er   behauptete, die   Geistlichen   Hebungen und die Akzisekammer seien   in unbegreiflichem Verfall.   Insbesondere würden   die   Einnahmen   der   Hebungen   durch   die   Kontraktgebühren   und   Geschenke,   die   die   Pächter   machen   müssten,   beeinträchtigt. Die   Vorsteher   unternähmen   kostspielige   Sommerfahrten   und   zu   diesem   Zwecke   seien   Gärten   und   Wohnzimmer   zu   Preensberg, Wolterstorf und   Flöte eingerichtet.   In Austausch und Verkauf von   Gütern   es waren, wie am   Ende des ersten   Kapitels angegeben, die entlegenen   Dörfer   Pepelow   und   Bantow   gegen   Warkstorf   und   Hinter-Wendorf   ausgetauscht   (1756,   1757),   Preensberg   gekauft   (1752, 1753)   —   seien   die   Hebungen   zu   kurz   gekommen.   Bei   der   Akzise   sorge   der   Rat   wohl   für   seine   eignen   Einkünfte   vom   Wein,   Branntwein und   fremdem   Bier,   aber   nicht   für   die   der   Stadt   und   sei   Schuld   an   deren   Rückgang.   Die   Brauerei   sei   in   Abnahme   geraten,   weil schlechtes   Bier   gebraut   werde,   und   doch   dürften   nur   die   Brauer   brauen   und   müssten   die   Bürger   das   schlechte   Bier   kaufen.   Die städtischen   Weiden würden   besonders   zum   Nachteil der   Bauleute verkürzt.   Die Verwaltung der   Stadtgüter, der   Kassen   und   Hebungen bedürfe     der     Untersuchung     und     Verbesserung.     Zum     Schaden     der     Ämter     setze     der     Rat     Freimeister     ein,     von     denen     er Konzessionsgebühren   erhebe;   er   lasse   Waren   entführen,   die   in   der   Stadt   verfertigt   werden   könnten   und   trete   nicht   für   das   Handwerk ein.   So   seien   jetzt   statt   ehemaliger   200   Tuchmacher   nur   deren   zwei   in   der   Stadt.   Die   Tischler   insbesondere   klagten,   dass   Adlige   und Bürgerliche   mit einem   Überfluss von   Möbeln   zuzögen   und   nachher durch   Auktionen die   Stadt   mit   Hausrat   überfüllten,   so dass   für   sie nichts   zu   tun   bliebe.   Bürgerliche   Nahrung   werde   auf   dem   Lande   betrieben   und   sogar   Bier   und   Branntwein   eingeführt,   wo   der erhobene   Servis verbleibe, während die   Garnison statt aus   150   Mann von früher   nur aus   100   bestehe, sei unbegreiflich.   Ebenso erführen die   Bürger   nichts   von   der   Verwendung   der   übrigen   hohen   Abgaben,   da   die   Rechnungen   nur   auf   Rechenfehler   hin   geprüft   würden.   Da der   Rat   der   Stadt   wegen   da   sei,   müsse   er   von   den   Bürgern   gewählt   werden,   wogegen   er   jetzt   sich   selbst   ergänze   und   Bürger   von ansehnlichen   Mitteln   und   starkem   Handelsbetriebe   beriefe, die danach aufhörten die   Last   mitzutragen, aber   ihren   Handel   fortsetzten und   Gehalt   und   viele   Sporteln   bezögen.   Zudem   würden   statt   Altheimischer   vorzüglich   (fast   größtenteils)   neu   Zugezogene   und ungesetzlicher   Weise   auch   Verschwägerte   gewählt.   Im   Rat   aber   hätten   die   Bürgermeister   fast   alle   Gewalt,   namentlich   bei   Wahlen,   vor allem   Bürgermeister   Schlaff.   Statt der   früheren vier genügten die   jetzigen   zwei   Bürgermeister,   brauchten   indessen   nicht das   Gehalt der vier   zu genießen.   Auch   Ratsdiener   könnten gespart werden.   Die   zum Teil   unglaublich   hohen Verlehnungsgebühren,   für die der   Rat die Ämter   an   die   Meistbietenden   und   oft   an   Fremde verkaufe,   müssten   der   Kämmerei   zufließen.   Das   Stadtrecht,   dessen   Ausarbeitung   der Bürgervertrag   fordere,   fehle   noch   immer,   ebenso   die   Sporteltaxe.   Von   der   Gerichtsordnung   sei   weder   Nachricht   noch   Abschrift   zu haben,    Bürgervertrag   und    Statuten   sehr   selten.    Im   Ausschuss    halte    immer    nur   ein    Sekretär   das    Protokoll,   der   Ausschuss   aber bekomme   nie   eine   Abschrift.   Die   Bürgerworthalter   seien   nicht   fähig,   über   den   Gerechtsamen   der   Bürgerschaft   zu   halten,   und   trügen deren   Anliegen   nicht ordentlich vor.   Dazu würden die dem   Kaufmannsstand angehörigen   Worthalter   meist   über   kurz oder   lang   in den Rat   berufen.   Die   Bürgerschaft   müsse   notwendig   einen   eignen   rechtsgelehrten   Konsulenten   oder   Syndikus   haben,   der   nur   von   diesem Posten    lebe    und    ein    honettes    Gehalt    bezöge.    Er    müsse    die    Befugnis    haben,    den    Ausschuss    und    Bürger    zu    berufen,    bei    allen Ratsversammlungen   zugegen   sein   und   das   Votum   der   Bürger   abgeben.   Andere   Beschwerden   betrafen   die   Einrichtung   des   Sperrtors und   die   Anstellung   des   Stadtwachtmeisters,   die   Höhe   des   Nachtwachgeldes   und   der   Beerdigungskosten,   das   Überhandnehmen   des Bettelns und der Neujahrsgratulationen. Der    Rat    bestritt    in    seiner    Antwort    und    in    seiner    schließlich    Vernehmlassung    einen    großen    Teil    des    Vorgebrachten,    nahm    die Berechtigung der   Beschwerden   in Abrede oder wies auch   nach, dass er an den   Übelständen   keine   Schuld trage.   Nur auf das, was auf die damaligen   Zustände   oder   Anschauungen   einiges   Licht   wirft,   gehe   ich   ein.   Dass   die   Erhebung von   Verlehnungsgebühren   einen   Verkauf von   Beamtenstellen   darstelle,   wurde   wie   bei   früherer   Gelegenheit   bestritten.   Angesehene   Bürger   erstes   Standes   aus   alten   Familien, wurde    behauptet,    gebe    es    nicht    zu    viele,    die    meisten    seien    erst    im    gegenwärtigen    Jahrhundert    zugezogen.    Die    angefochtenen Verschwägerungen   im   Rat   seien   weitläufig   oder   erst   nach   der   Wahl   entstanden.   Die   Wahlen   hingen   vom   Rat   und   nicht   von   den Bürgermeistern   ab.   Das   Wahlrecht   und   die   Bezüge   oder   Befreiungen   des   Rates   beruhten   auf   Recht   und   Herkommen,   übrigens   zahlten die    Ratmannen    Wasser-    und    Nachtwachgeld,    Lottgulden,    Lizent,    Akzise,    Hafen-    und    Dammgeld    gleich    anderen    Bürgern.    Die Fälligkeit   und   die   Leistungen   der   Worthalter   werden   verteidigt.   Einen   Advokaten   brauche   der   Ausschuss   nicht,   da   Rat   und   Ausschuss zusammen   zum   Besten   der   Stadt   verhandelten   und   zwischen   ihnen   keine   Rechtfertigungen   schwebten;   bei   schriftlichen   Anträgen oder   Äußerungen   über   besonders   wichtige   Dinge   könne   sich   der   Ausschuss   wie   früher   eines   Anwalts   bedienen,   was   der   geforderte Konsulent   wahrnehmen   solle,   sei   Sache   des   Rates,   die   für   ihn   vorgesehenen   Befugnisse   ungeheuerlich.   Dem   Verlangen   nach   einem Stadtrecht   sei   durch   die   Bürgersprache   von   1610   genügt,   daneben   kämen   das   Lübische   und   weiter   das   gemeine   Recht   in   Betracht, Zweifel    aber    wegen    der    Testamente    von    Frauen    und    des    Erbrechts    seien    durch    Tribunalsentscheidungen    erledigt.    Für    die Gerichtsordnung   und   die   Taxen   seien   die   des   Tribunals   maßgebend   (letztere   in   bestimmtem   Verhältnisse).   Ordnungen   und   Statuten könne sich   jeder   beschaffen, sie drucken zu   lassen sei   kein   Bedürfnis.   Die   Rechnungen über den   Servis würden   in der   Quartierkammer in    Gegenwart   der   tätlichen    Inspektoren   und   der    Deputierten   der    Bürger   geprüft.    Die    Begräbnisordnung   von    1734   werde   genau eingehalten   und   nur   in   letzter   Zeit   seien,   um   Kosten   zu   sparen,   statt   öffentlicher   Beerdigung   sogenannte   Beisetzungen   nachgegeben. Über   die   Weidegerechtigkeit   der   Bauleute   hinge   ein   Rechtsstreit   vor   dem   Tribunal,   deren   Ansprüche   aber   hinderten   die   Fortsetzung des   Torfstichs,   nachdem   die   Torfmoorwiese   ausgegraben   sei.   Die   Benachteiligung   der   Hebungen   beim   Verkauf   und   Austausch   von Gütern sei eine vage Voraussetzung und auch die übrigen   Behauptungen ohne   Grund oder weit übertrieben.   Sommerfahrten   habe   kein Mitglied   des    Rates   angestellt.    Die    Einsetzung   von    Freimeistern    sei   das   einzige    Mittel,    um   die    Ämter    im    Zaum    zu    halten,   die Tuchmacher aber würden für   ihre   Laken Absatz finden, wenn sie sie   in der   Güte   herstellten wie die Wittstocker.   Die   Bettelordnung von 1747,   in   Folge   deren   das   Betteln   vor   den   Türen   fast   gänzlich   aufgehört   hatte,   habe   sich   nicht   durchführen   lassen,   da   bei   vermehrtem Bedürfnis   an   Geldern   zu   Almosen   z.   B.   im   Marien-   Kirchspiel   wöchentlich   statt   früher   19—20   Taler   nur   5-5   ½      an   schlechtem   Gelde einkämen.   Der   Wassersteller   und   die   Küster   wären,   da   sie   entweder   überhaupt   kein   Gehalt   oder   kein   zureichendes   hätten,   auf   die Gratulationen   geradezu   angewiesen.   Außerdem   sei   das   Herum-gehen   städtischer   Bedienter   zu   Neujahr   und   Fastnacht   uralter   und weitverbreiteter Brauch. Es   ist schon gesagt worden, dass   über diese   Dinge   nicht entschieden worden   ist. Voraussichtlich würden   bei   Fortführung der   Sache die Ämter   mit   dem   Ausgang   wenig   zufrieden   gewesen   sein.   Was   die   Stadt   wirklich   drückte,   abzustellen   lag   nicht   in   der   Macht   des   Rates. Die Akziseverwaltung zwar   hätte   bei weniger   Nachsicht wahrscheinlich   mehr einbringen   können; es   ist aber ganz sicher, dass dann die Bürger   erst   recht   gelärmt   haben   würden.   Kontraktgebühren   und   Verlehnungsgelder   und,   was   er   sonst   an   Nutzungen   hatte,   konnten dem   Rat   nicht   entzogen   werden,   wenn   man   ihm   kein   Gehalt   gab,   und   das   war,   so   wie   die   Dinge   lagen,   kaum   möglich.   Die   anderen Klagepunkte   betrafen   zumeist   Kleinigkeiten.   Den   Pferdefuß   aber   sieht   man   in   dem   Verlangen   nach   dem   rechtsgelehrten   Syndikus   der Bürger. Es waren die Befugnisse eines Diktators, die Sengebusch für sich anstrebte. Im   Frühjahr   1798   kam   es   wegen   des   Torfstichs   zu   Zusammenrottungen   auf   dem   Markt.   Schon   1796   hatten   die   Bürger   dem   Rat Torfdeputierte   aufgedrängt   und   durchgesetzt,   dass   mit   dem   Torfstechen   auf   der   Kreihahnwiese   (hinter   Karlsdorf)   begonnen   war.   Der Preis   für   1.000   Soden   war   von   Rat   und   Ausschuss   auf   28   Schillinge   (1,75   Mark)   bestimmt,   die   Bürger   jedoch   wollten   nur   16   Schillinge gelten    lassen    und    von    unbefugter    Seite    wurde    dieser    Preis    unter    Trommelschlag    bekannt    gemacht.    Auch    der    Präsident    von Klinkowström   sprach   sich   dafür   aus   (10.   August),   Rat   und   Ausschuss   aber   hielten   (wenigstens   13.   und   15.   August)   an   ihrem   Preis   fest. Man arbeitete   mit großem Verlust.   1798   ließen die Torfdeputierten   im   März eigenmächtig Vorbereitungen   für den Torfstich   treffen.   Da das   Gerücht verbreitet war, dass   Senator   Briesemann das Torfwesen   Pachten wolle und auch   Holz aufkaufe, das   im   Preis sehr gestiegen war,   versammelte   sich   am   27.   März   eine   große   Menge   Arbeitsleute   und   Gesellen   und   forderte   schleunigen   Beginn   des   Torfstichs.   Sie rückten   deshalb   dem   Bürgermeister   Dahlmann   ins   Haus   und   holten   ausgebliebene   Ausschussbürger   zu   der   angesetzten   Sitzung   des Rates   und   Ausschusses   heran.   Nach   einem   späteren   Berichte   wäre   sogar   der   Rat   eingesperrt   gehalten   worden.   Es   wurde   denn   auch beschlossen,   dass,   sobald   die   Witterung   es   erlaube,   der   Torfstich   beginnen   und   in   der   Zuteilung   den   Wünschen   der   Arbeitsleute entgegengekommen    werden    solle.    Nach    Beratschlagung    mit    dem    Ausschuss    verbot    der    Rat    am    18.    Mai    Zusammenkünfte    von Arbeitsleuten   und   bedrohte   Aufforderungen   zu   öffentlicher   Zusammenkunft   von   Bürgern   oder   gar   ganzen   Ämtern   und   Zünften   und Veranstaltung   von   Auflauf   und   Aufruhr   mit   schweren   Strafen.   Er   erklärte,   nicht   nur   der   Unterstützung   des   Gouvernements   und   des Militärs,   sondern   auch   fast   aller   Kumpaneien,   Ämter   und   Zünfte   zur   Aufrechterhaltung   der   Ordnung   sicher   zu   sein,   wegen   des Bürgerrechts   der   Arbeitsleute,   um   das   seit   einigen   Jahren   in   ungewohnter   Ausdehnung   nachgesucht   sei,   sollte   besondere   Verordnung ergehen.   Im   Herbst   kündigte   der   König   eine   Verstärkung   der   Garnison   auf   120   Mann   an,   um   Ruhe   und   Ordnung   erhalten   zu   können. Mitwirkung von Bürgerkompanien lehnte er ab. Trotzdem   erfolgte   am   20.   Februar   des   folgenden   Jahres   ein   Auflauf   der   Bootsleute   unter   Beteiligung   von   Handwerksgesellen   und Arbeitsleuten,   wobei   gegen   den   Stadtkommandanten   von   Hintzenstern   ungebührliche   Reden   geführt   wurden.   Der   besondere   Anlass ist    nicht    bekannt.    Der    Rat    erließ    daraufhin    am    22.    Februar    eine    verschärfte    Verordnung    und    verbot    schlechterdings    alles Zusammenrotten   auf   den   Straßen.   Käme   es   doch   dazu,   so   sollte   das   Militär   die   Menge   auseinandertreiben   und   die   Komplottierer verhaften,   wider   sie   und   andere   Beteiligte   aber   mit   aller   Strenge   verfahren   werden.   Ein   Maurergeselle   wurde   wegen   der   Ungebühr gegen   den   Kommandanten   zu   2   Tagen   Gefängnis   bei   Wasser   und   Brot,   ein   Arbeitsmann   zum   Verlust   des   Bürgerrechts   verurteilt,   die gegen   einen   Schneidermeister,   einen   anderen   Maurergesellen   und   einen   anderen   Arbeitsmann   vom   Gericht   erkannten   Strafen   (2   Tage Gefängnis)   hob   der   Rat   "aus   vordringender   Milde"   aus   und   verschonte   sie   für   diesmal   mit   der   verdienten   Gefängnisstrafe.   Eine Verabredung   der    Maurergesellen,    nicht   zu   arbeiten,   wenn    ihnen    nicht    ihr   Tagelohn    (Sommers    20    Schillinge,   winters    18)   um    2 Schillinge   erhöht   würde,   wurde   für   null   und   nichtig   erklärt   und   sie   mit   Verlust   ihrer   Rollengerechtigkeit   und   willkürlicher   Strafe bedroht. Beiläufig   bemerkt,   wurde   in   derselben   Zeit,   wo   man   über   den   Torfstich   beriet,      am   23.   Mai   1700   beschlossen,   die   Bäume   und   Büsche des   Stadtgrabens   abzuholzen   bis   auf   den   Fleck   bei   Hornstorferburg,   wo   noch   jetzt   die   wenigen   alten   Eichen   stehen.   Man   schlug   das Holz   mitten   im   Sommer.   Gleichzeitig   (1797) wurden   Marstall   und   Herrenschmiede,   Emmisches   Haus   (zuletzt   Münzhaus)   und   fast der ganze   Rest   der   städtischen   Luden   Hinter   dem   Rathaus   und   in   der   Hege   verkauft,   da   sie   im   Verhältnisse   zu   der   Baulast   zu   wenig einzubringen schienen. Der Verkauf der Kommandantenhäuser am Markt (Justizrat Thormann) folgte im Januar 1800. Im   Herbst   nach   den   letzten   Unruhen   wurde   in   Folge   eines   Berichts   des   Oberappellationsrates   von   Mühlenfels   über   einreißende Unordnungen    im    Stadtwesen    von    der    Schwedischen    Regierung    eine    Kommission    geschickt,    um    Erhebungen    anzustellen    und Vorschläge   zu   machen.   Beschwerden   der   Bürgerschaft   lagen   dieses   Mal   nicht   vor.   Die   Kommission   bestand   aus   dem   Regierungsrat   Dr. Sonnenschmidt    aus    Greifswald,    dem    Oberappellationsrat    von    Wolfradt    und    dem    Kammerrat    Schröder.    Sie    erforderte    vom    Rat Auskunft   über   alle   Verwaltungszweige   und   Verhältnisse   sowie   Einsicht   in   die   städtischen   Rechnungen   und   erstattete   daraufhin,   auf Grund   der   Gouvernements-   Akten,   der   Sammlungen   des   Vizepräsidenten   Palthen   und   der   Tribunals-   Bibliothek   im   September   1800 und    Januar    1801   ausführliche    Berichte.    Außerdem    reichte    sie   einen    bis   auf   die    Unterschrift   des    Königs    fertigen    Entwurf   eines Stadtreglements   ein.   Der   Rat,   dessen   Offenheit   und   Bereitwilligkeit   (in   Gegensatz   zu   denen   anderer   privilegierter   Städte)   gerühmt wurde,   bestand damals aus   3   Bürgermeistern, von denen   2   Rechtsgelehrte, der eine   zugleich   Syndikus, der dritte   Kaufmann war,   und   8 Ratmannen,   davon   3   Rechtsgelehrte   und   5   Kaufleute.   Den   vorzüglichsten   Grund   für   die   vorhandenen   Unordnungen   fand   man   in fehlender oder   nicht zureichender   Besoldung der   Ratmannen,   Beamten und   Bedienten, die   hauptsächlich aus Akzidentien angewiesen waren,   von   denen   die   Verlehnungsgebühren   am   schädlichsten   wirkten.   Außerdem   in   der   Indolenz   des   Ausschusses   oder   dessen   zu gutem   Verständnis   mit   dem   Rat.   Aussicht   auf   Aufnahme   in   den   Rat   (in   den,   nebenbei,   oft   die   unruhigsten   Köpfe   gewählt   wurden), Verwandtschaften   und   die   Untüchtigkeit   der   Bürgerworthalter   versetze   den   Ausschuss   in   Abhängigkeit   vom   Rat   und   raube   ihm   das Vertrauen   der   Bürgerschaft.   Nicht   immer   sei   das   Oberaufsichtsrecht   gehörig   ausgeübt   worden.   Es   müsse   vor   allem   versucht   werden, Einnahmen und Ausgaben der   Stadt auszugleichen, während   jetzt die   Zinsen   nicht   bezahlt werden   könnten und die   Schulden sich von Jahr   zu   Jahr   erhöhten.   Eine   Verbesserung   der   Akzise   sei   nur   durch   Aufsicht   königlicher   Beamter   und   also   durch   eine   Verbindung   mit der   Lizent   erreichbar.   Im   Polizeiwesen   mangele   es   nicht   an   Ordnungen,   wohl   aber   an   der   Ausführung.   Statt   des   Gewettes,   dem Unterbediente     fehlten,     müsse     ein     Polizeidepartement     unter     Leitung     des     dritten     Bürgermeisters     geschaffen     werden.     Das Straßenpflaster   sei   in   äußerst   schlechtem   Zustand,   weil   die   Besserung   Sache   der   Anlieger   sei.   Das   Begraben   in   den   Kirche   müsse abgeschafft,   das   Armenwesen   und   die   Nachtwache   neu   geordnet,   die   geistlichen   Hebungen   vereinigt,   die   kostspielige   Wirtschaft   des Waisenhauses aufgelöst und die Kinder einzeln aufgetan werden. Näher   hierauf   und   auf   die   übrigen   Vorschläge   der   Kommission   einzugehen,   erscheint   hier   nicht   angebracht,   da   die   bald   eintretende Änderung   der   ganzen   Verhältnisse   es   zu   einer   Ausführung   nicht   kommen   ließ.   Verloren   gewesen   ist   die   Arbeit   nicht   und   manche spätere Verbesserung in der Stadtverwaltung geht unmittelbar oder mittelbar auf die Anregungen dieser Kommission zurück. Eine   ihrer   Forderungen   wurde   doch   noch   in   Schwedischer   Zeit   erfüllt,   indem   die   Erhaltung   und   Besserung   des   Straßenpflasters   den Anliegern   abgenommen   und   von   der   Stadt   übernommen   wurde,   nachdem   teils   durch   schriftliche,   teils   durch   mündliche   langwierige Verhandlungen die   Einwilligung der gesamten   Bürgerschaft gewonnen war. Von der   Pflicht der   Instandhaltung der   Leisten wurden die Hauseigentümer   erst   1869   befreit.   Man   begann   1802   die   Neupflasterung   mit   der   Speicherstraße   und   dem   Ziegenmarkt   und   ließ   1803 Hege,   Hopfenmarkt,   Krämer-   und   Borstraße,   Sargmacherstraße,   Schürstraße   und   Lübsche   Straße   folgen.   Nachher   brachten die   Kriege eine   Unterbrechung,   so   dass   man   1810   Straßen   und   Dämme   in   miserabler   Verfassung   fand.   1813   nahm   man   die   Pflasterungsarbeiten wieder   auf.   Der   Markt   wurde   1822   gepflastert.   Es   zeigte   sich,   dass   die   von   der   Kommission   ausgesprochene   Befürchtung,   es   könne   in den   unteren   Teilen   der   Stadt   wegen   des   morastigen   Bodens   kein   haltbares   Pflaster   gelegt   werden,   nicht   begründet   gewesen   war.   Die dem   Pflaster   besonders   schädliche   Einrichtung,   dass   die   Dachrinnen   das   Regenwasser   von   oben   her   mitten   auf   die   Straßen   ergossen (übrigens,   wie   die   Beispiele   von   Breslau   und   Heilbronn   lehren,   keine   ganz   vereinzelte   Einrichtung),   wurde   noch   nicht   beseitigt.   Erst 1836   wurde   verordnet,   dass   bei   Übergang   in   anderen   Besitz   die   Rinnen   in   Trümpfen   niederzuleiten   seien;   aber   noch   1842   ist   bezeugt, dass vielfach das Wasser von oben her auf die Leiste stürzte. Seit   dem   unglücklichen   Ausgang   des   nordischen   Krieges   und   dem   Verlust   der   Herzogtümer   Bremen   und   Verden   hatte   Wismar   für Schweden    die    Bedeutung    eines    Bindegliedes    zwischen    seinen    westlichen    und    östlichen    Besitzungen    in    Deutschland    verloren. Demzufolge war entgegen allen   Bemühungen der   Stadt und entgegen den Wünschen der Tribunalsräte   im   November   1802 das Tribunal nach   Stralsund   und   im   folgenden   Sommer   nach   Greifswald   verlegt   worden.   Wismar   wurde   zuerst   der   Pommerschen   Regierung,   im Januar   1803   aber   dem   dortigen   General-Gouverneur   unterstellt.   Mit   einer   eingesetzten   Administration,   die   als   Bindeglied   gedacht   war, ist die Stadt nicht in Beziehung getreten. Bei   der   Minderung   der   Macht   Schwedens   hatte   Wismar   überhaupt   keinen   wirklichen   Wert   mehr   für   dieses   Reich   als   Stützpunkt   oder Einfallspforte   jenseits   der   See.   Mecklenburg   auf   der   anderen   Seite   musste   unbedingt   wünschen   und   suchen   es   wiederzugewinnen, sobald sich nur eine Gelegenheit dazu bot. Die   Bestrebungen   Herzog   Karl   Leopolds   waren   sehr   fragwürdiger   Art   gewesen,   und   es   darf   bezweifelt   werden,   ob   seine   Verbindungen mit   dem   Russischen   Zaren   auch   nur   das   Heil   des   Landes   befördern   sollten.   Als   König   Gustaf   IV.   Adolf   von   Schweden   1796,   eben mündig   geworden,   mutwilliger   Weise   sein   Verlöbnis   mit   Herzogin   Luise   Charlotte   von   Mecklenburg   brach,   forderte   deren   Vater Herzog   Friedrich   Franz   als   Entschädigung   die   Abtretung   der   Herrschaft   Wismar,   begnügte   sich   aber   mit   einer   Zahlung   von   100.000 Talern.   Abgeneigt,   sich   der   noch   übrigen   Deutschen   Besitzungen   zu   entäußern,   war   der   junge   König   keineswegs.   Bot   er   doch   selbst 1798   dem   Preußischen   König   Pommern   an   und   waren   es   nur   die   Bedingungen,   an   denen   der   Plan   scheiterte.   Anderseits   gab   Herzog Friedrich   Franz   die   einmal   gefasste   Hoffnung,   Wismar   seinem   Lande   wieder   zuzuführen,   nicht   auf.   Als   sich   die   Aussicht   bot,   den Erbprinzen   Friedrich   Ludwig   mit   einer   Tochter   Kaiser   Pauls   von   Russland   zu   vermählen,   bemühte   er   sich   dringend   um   dessen Unterstützung.   Sein   Gesandter   in   St.   Petersburg,   der   Oberhofmeister   August   von   Lützow,   knüpfte   in   der   gleichen   Hinsicht   1799   mit dem   Schwedischen   General   Baron   von   Toll   an.   Es   dauerte   jedoch   eine   Weile,   bis   die   Sache   durch   eine   Anfrage   Tolls   vom   26.   Oktober 1800   in   Fluss   kam.   Das   dringende   Bedürfnis   von   Geld   war   es,   was   den   Schwedenkönig   geneigt   machte   Wismar   abzustehen,   dasselbe, was    das    Angebot    Pommerns    an    Preußen    veranlasst    hatte.    Die    Verhandlungen    nahmen    aber    durchaus    keinen    raschen    oder ununterbrochenen   Gang,   da   sich   der   König,   um   eine   möglichst   große   Summe   herauszuschlagen,   auch   anderweitig   einließ.   Dass   kein Verkauf, sondern eine Verpfändung stattfinden sollte,   um   Weiterungen   zu vermeiden, die von den   Schwedischen   Ständen vielleicht   zu erwarten   gewesen   wären,   darüber   verglich   man   sich   früh,   ebenso,   dass   die   Bedingungen   derart   sein   sollten,   dass   sie   eine   Einlösung ausschlössen.   Aber   der   König   forderte   2   Millionen   Taler   Hamburger   Bank,   wogegen   von   Mecklenburg   1   Million   Taler   Gold   geboten wurde,   und   es   bedurfte   geraumer   Zeit   und vielfachen   Verhandelns   und   Handelns,   ehe   man   sich   über   den   Preis   einigte.   Hinderlich   war auch   längere   Zeit   die   unsichere   Lage,   die   durch   die   dem   Frieden   von   Luneville   folgenden   Besitzveränderungen   eintrat.   Deshalb entwickelten   sich   die   Verhandlungen   erst   im   März   1802,   drohten   aber   daran   zu   scheitern,   dass   der   König   eine   Entschädigung   für   seine Ansprüche   auf   den   Warnemünder   Zoll   verlangte   und   damit   einen   Streitpunkt   wieder   ausgriff,   der   lange   geruht   hatte.   Auch   die gegenseitige    Verstimmung    der    beiden    Herrscher    begünstigte    keine    glatte    Erledigung.    Letzten    Endes    aber    bestand    die    größte Schwierigkeit   in   dem   Ausgleich   des   Geforderten   und   des   Gebotenen,   und   hier   musste,   während   die   Hauptunterhändler   Toll   und Lützow    die    Verhandlungen    abbrachen,    eine    nichtamtliche    Vermittlertätigkeit    des    Schwedischen    Kammerrats    Schröder    und    des Mecklenburgischen   Kammerdirektors   Brüning   eingreifen.   Als   diese   eine   gewisse   Annäherung   erzielt   hatten,   wurde   der   Faden   im Februar   1803 auch amtlich wieder angeknüpft.   Man war   im   Wesentlichen einig, als die   beiderseitigen   Bevollmächtigten   Baron Toll   und der   Kabinettssekretär   Freiherr von   Lagerbjelke und von   Lützow und   Brüning   in   Malmö am   16.   Juni   mündlich zu verhandeln   begannen. Ohne   Anstoß   ging   es   auch   jetzt   nicht.   Noch   im   letzten   Augenblicke   trat   Gustaf   Adolf   mit   der   Forderung   hervor,   dass   der   Rest   von   der Entschädigung   für   den   Bruch   des   Verlöbnisses   (noch   64.000   Banktaler)   wegfallen   sollte,   und   die   Mecklenburgischen   Unterhändler wussten   sich   keinen   anderen   Rat,   als   indem   sie   dies   in   einem   besonderen   Vertrag   vorbehältlich   der   Einwilligung   ihres   Herzogs zugestanden.   Es   kam   dabei   Schweden   zu   Statten,   dass   es   dem   Advokaten   Zimmermann   zu   Neu-Brandenburg   nach   langem   Bemühen gelungen    war,    im    Kurfürsten    von    Hessen    einen    Mitbieter    aufzutreiben,    der    angeblich    mehr    zu    zahlen    bereit    war    als    der Mecklenburgische   Herzog.   Überhaupt   zeigten   sich   die   Schweden   den   Mecklenburgern   überlegen,   obgleich   nicht   sie,   sondern   diese einen    Vertragsentwurf    nach    Malmö    mitgebracht    hatten.    Sie    setzten    durch,    dass    die    Einlösung    statt    nach    200    Jahren,    wie    die Mecklenburger    wünschten,    nach    hundert    Jahren    formell    möglich    sein    sollte,    wobei    es    für    Mecklenburg    kaum    als    Gewinn anzusprechen   war,   wenn   nach   Ablauf   der   ersten   hundert   Jahre   eine   zweite   Frist   von   wieder   hundert   Jahren   für   die   Lösung   bedungen wurde.   Abgeschlagen   wurde   der   Wunsch   des   Herzogs,   den   Vertrag   durch   den   Kaiser   bestätigt   oder   durch   den   Zaren   und   den   König von   Preußen   gewährleistet   zu   sehen.   Auch   der   Wunsch,   den   herzoglichen   Titel   und   das   herzogliche   Wappen   zu   vermehren   und   zu bereichern,   war   nicht   durchzusetzen,   und   es   wurde   im   Vertrag   ausdrücklich   darauf   verzichtet.   Es   wurde   geltend   gemacht,   dass   auch der   König   von   Schweden   weder   Titel   noch   Wappen   von   Wismar   geführt   habe   (was   für   den   Titel,   wenigstens   für   die   Vergangenheit nicht durchaus zutrifft) und dass es mit einem Pfandbesitz nicht wohl verträglich sei. Unterzeichnet   wurde   der   Vertrag   am   26.   Juni,   ratifiziert   wurde   er   am   19.   und   26.   Juli.   Er   bestimmt   im   Wesentlichen   das   Folgende.   Der König   von   Schweden   verpfändet   Stadt   und   Herrschaft   Wismar   und   die   Ämter   Poel   und   Neukloster   mit   allen   Hoheitsrechten   gegen 1.250.000   Taler   Hamburger   Banks   (=   5.701.357   Reichsmark)   an   den   Herzog   von   Mecklenburg.   Für   den   Fall   der   Einlösung,   die   der Herzog   nicht   fordern   darf,   die   aber   dem   König   nach   100,   ev.   nach   200   Jahren   freisteht,   soll   das   Kapital   mit   Zins   auf   Zins,   zu   5   v.   H. berechnet,   doch   2.   v.   H.   als   Nutzung   des   antichretischen   Pfandes   abgezogen,   zurückgezahlt   werden.   Die   Verpfändung   soll   dem Römischen   Kaiser   als   Lehnsherrn   angezeigt   werden.   Stadt   und   Hafen   sollen   nicht   befestigt,   noch   der   Hafen   als   Kriegshafen   benutzt werden.   Die   Jurisdiktion des Tribunals soll aufhören, die Akten und   Protokolle der   noch rechtshängigen   Sachen ebenso wie die auf das Pfand   bezüglichen   Teile   des   Archivs   zu   Wismar   ausgeliefert   werden.   Stadt   und   Herrschaft   Wismar   sollen   bei   ihren   Privilegien   und Freiheiten   erhalten   und   die    Gerechtigkeiten   und   Verpflichtungen,   die   den    Schwedischen    Handel    nach   Wismar   und   umgekehrt betreffen,   bei   Bestand   bleiben.   Die   Beamten sollen übernommen werden.   Der   König überträgt seine Ansprüche auf den Warnemünder Zoll auf den Herzog. So wurde nach einer Trennung von mehr als 150 Jahren Wismar durch diesen Vertrag für Mecklenburg zurück gewonnen.
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