23. Kapitel Verhältnis zu Mecklenburg, die Kriege des 19. Jahrhunderts und die Einwirkungen des Reiches. Wir    haben    in   den    letzten    Kapiteln   gesehen,   wie   eine    kurzsichtige    Fiskalität   der    Regierung,   daneben   eine   vielleicht    nicht   ganz berechtigte   Ängstlichkeit   der   Stadt   es   lange   Jahrzehnte   verhindert   haben,   dass   Wismar   in   wirtschaftlicher   Hinsicht   mit   Mecklenburg vereinigt   wurde   und   seinerseits   unmittelbar,   das   Land   aber   mittelbar   wie   unmittelbar   Vorteil   aus   der   Wiedervereinigung   ziehen konnte,   und   wie   in   Bezug   auf   die   Zollverhältnisse   die   Vereinigung   erst   vollzogen   wurde.   Jene   Stadt   und   Land   schädigende   Fiskalität zeigte sich, wie anzuführen war,   noch   1902   bei der   Frage, ob   Klütz an die   Bahn   in   Wismar oder   in   Grevesmühlen angeschlossen werden sollte.   Erst   durch   den   Eintritt   des   Landes   und   damit   auch   der   Stadt   in   den   norddeutschen   Zollverein   und   durch   die   Zollgesetzgebung des Reichs ist ein Aufblühen des wirtschaftlichen Lebens in Wismar ermöglicht worden. Fast   ein   Jahrhundert   verging,   bevor   die   staatsrechtliche   Stellung   der   Stadt   geregelt   wurde   und   sie   die   Landstandschaft   zurück   gewann. Nicht   etwa,   wie   vielfach   geglaubt   wird,   weil   sie   an   Mecklenburg   nur   verpfändet   und   nicht   rein   abgetreten   war.   Das   ist   niemals   in Betracht gekommen.   Die   Schwierigkeiten   lagen anderswo.   Einmal darin, dass die   Regierung   um   1830   ihre   Einwilligung   nur dann geben wollte,   wenn   die   Stadt   die   Akzise   abtrat,   anderseits   in   deren   Ansprüchen.   Wismar   glaubte   nämlich   bis   fast   zuletzt,   sich   mit   der   bloßen Zulassung   zu   den   Landtagen   nicht   zufrieden   geben   zu   können,   sondern   darauf   bestehen   zu   müssen,   dass   es   seinen   Sitz   im   engeren Ausschuss   und   überhaupt   eine   ähnliche   Stellung   wieder   einnähme,   wie   es   sie   vor   seiner   Lostrennung   vom   Land   gehabt   hatte.   Daher forderte   es,   wie   an   anderer   Stelle   mitgeteilt   ist,   1828   auf   Rat   des   Geh.   Rats   von   Bassewitz   auf   Schönhof   Sitz   und   Stimme   im   engeren Ausschuss   und   Teilnahme   an   den   Konventen.   Und   es   war   damals   nahe   daran,   dass   dieser   Wunsch   erfüllt   wurde.   Nachher   änderte   sich die   Stimmung   des   Landtages,   indem   die   Ritterschaft   der   Befürchtung   Raum   gab,   es   möchte   ihr   Übergewicht   über   die   Landschaft leiden,   wenn   Wismar   die   von   ihnen   erstrebte   Stellung   eingeräumt   würde;   und   sie   glaubte   ihm   nicht   einmal   den   Zutritt   zum   engeren Ausschuss   in   dem   Maße   zugestehen   zu   können,   dass   bei   sonstiger   Stimmengleichheit   Wismars   Stimme   nur   als   beratend   angesehen würde, womit sich die Stadt schließlich hatte zufrieden geben wollen (1864). So sind eben so wenig wie die Verhandlungen von   1828 die späteren von   1832,   1833,   1842   und   namentlich die von   1847   und   1864   über die Gewinnung   der   Landstandschaft   durch   Wismar   zum   Ziel   gekommen.   Nur   zu   dem   außerordentlichen   Landtag   von   1848,   der   die   neue Verfassung   vorzubereiten   hatte,   ist   Wismar   zugelassen   worden.   Nachher   haben   die   Verhandlungen   lange   geruht,   bis   der   Glaube,   bei Vertretung auf dem   Landtag die   Kanalpläne eher durchsetzen zu   können, den Wunsch   nach solcher aufs   Neue anfachte.   Die Anregung gab   1894   der   Ausschuss.   Im   Dezember   des   nächsten   Jahres   und   im   Mai   1896   wurde   teils   mit   der   Regierung,   teils   mit   dem   engeren Ausschuss   darüber   verhandelt   und   ein   Übereinkommen   erzielt,   bei   dem   noch   der   Eintritt   Wismars   in   den   engeren   Ausschuss   bedacht und offen gehalten war. Während der   Rat   hierauf   noch großen Wert   legte, versprachen sich die   bürgerschaftlichen   Unterhändler davon weder    irgendwelche    besonderen    Vorteile    noch    hielten    sie    ihn    für    erreichbar.    In    dem    letzten    sollten    sie    Recht    behalten.    Der entscheidende   Landtagsbeschluss   wurde   am   20.   November   1896   gefasst,   der   Vertrag   am   21.   Januar   1897   abgeschlossen   und   am   9. Februar    landesherrlich    bestätigt.    Am    1.    Juli    sollte    die    Ausnahme    in    den    landständischen    Verband    erfolgen,    und    im    November beschickte   Wismar   nach   einer   Unterbrechung   von   fast   250   Jahren   zuerst   den   Landtag   wieder.   Durch   den   Vertrag   erkannte   Wismar   die ganze Verfassung des   Landes an und unterwarf sich den allgemeinen   Landesgesetzen.   Es durfte,   bis die   neue Zeit alles über den   Haufen warf,   Landtage   und   Konvente   durch   Abgeordnete   beschicken,   hatte   aber   nur   eine   Stimme   und   stimmte   bei   etwaiger   itio   in   partes   mit der   Landschaft   Mecklenburgischen   Kreises.   Glaubte   es   bei   den   zur   Beratung   stehenden   Gegenständen   sich   auf   besondere   Privilegien berufen    zu    können,    so    mochte    es    sie    Nachweisen,    um    deren    Berücksichtigung    zu    bewirken,    wodurch    aber    die    ständische Beschlussnahme   weder   gehindert   noch   aufgehalten   werden   konnte.   Im   Übrigen   trat   Wismar   nicht   in   Beziehungen   zu   der   Landschaft und   hatte   an   deren   Konventen   keinen   Teil.   Von   der   ordentlichen   Kontribution   blieb   es   gemäß   dem   Vertrag   von   1870   frei.   Zu   einer etwaigen   Prinzessinnensteuer   hatte   es   3.000   Mr.   beizutragen   und   hatten   seine   Kämmerei-   und   Hebungsgüter   in   gleichem   Maße   zu steuern   wie   die   Güter   des   Rostocker   Distrikts.   Für   die   außerordentlichen   Landessteuern   wurden   die   Wismarschen   Güter   bis   auf Weiteres   zu   18   Hufen   gerechnet.   Die   Bestimmung   der   Beiträge   zu   den   ständischen   Anlagen   anzugeben   kann   hier   unterbleiben.   Zu   den besonderen   Schulden der   Stände   hatte Wismar   nicht   beizutragen, aber auch   keinen Anteil an deren Vermögen und an der   Nutzung der Landesklöster.   Von   allen   neuen   ständischen   Anlagen   hatte   es   den   24.   Teil   (ehem.   den   18.)   zu   tragen.   Das   Kirchen-   und   Schulpatronat und die damit zusammenhängenden Einrichtungen und die Konsistorialverhältnisse wurden durch den Vertrag nicht berührt. Durch   den   Vertrag   wurde   endlich   Klarheit   über   die   Gültigkeit   der   Mecklenburgischen   Landesgesetze   für   Wismar   geschaffen.   Vorher hatte   nur   darüber   allseitige   Einigkeit   bestanden,   dass   die   zwischen   1648   und   1803   erlassenen   Mecklenburgischen   Gesetze   aus   Wismar nicht angewendet werden   könnten, gingen aber die   Meinungen   über die   Anwendbarkeit der   späteren auseinander.   Soweit durch   solche ihre   Rechte   und   Befugnisse   oder   ihre   innere   Verfassung   mittelbar   oder   unmittelbar   berührt   wurden,   konnten   sie   nach   Auffassung   der Stadt    nur    durch    ihre    Zustimmung    Gültigkeit    erlangen.    Landesherrliche    Reskripte    von    1803    und    1824    sprachen    sogar    nur    den ausdrücklich   für   Wismar   erlassenen   und   veröffentlichten   Gesetzen   Gültigkeit   zu.   Nun   aber   wurde   in   solchen   der   Stadt   und   Herrschaft äußerst    selten    gedacht    und    noch    seltener    wurden    sie    besonders    dafür    veröffentlicht.    Anderseits    nötigten    die    Verhältnisse    und Bedürfnisse   zu   Anerkennung   der   Landesgesetzgebung.   Auf   alle   Fälle   war   der   Zustand   unsicher,   und   auch   die   Aushilfe,   dass   der   Rat landesherrliche Verordnungen   besonders,   manchmal   mit ändernden Zusätzen, veröffentlichte, vermochte   keine   Sicherheit zu schaffen. Die   Gültigkeit   einer   Verordnung   von   17.   April   1821   nahm   die   Stadt   am   Februar   1831   in   Abrede,   die   Regierung   aber   verlangte   von   ihr Verfügung, dass sie sogleich in Kraft träte. Andere Verordnungen von 1838 und 1842 sind nicht ausgeführt worden. Im   19.   Kapitel   ist   von   den   Unruhen   des   Jahres   1848   in   der   Stadt   und   von   ihrer   Einwirkung   auf   deren   Versagung   erzählt,   zugleich   aber auf   ihren   Zusammenhang   mit   den   weiteren   politischen   Bewegungen   hingewiesen   worden.   Darauf   muss   hier   etwas   näher   eingegangen werden.   Teilnahme   an   den   Berliner   Ereignissen   zeigte   sich   darin,   dass   im   März   für   "die   Verwundeten   und   Angehörigen   der   Berliner Helden"   gesammelt   wurde   und   etwas   über   300   Taler   zusammengebracht   wurden.   Der   um   Schleswig-Holsteins   Willen   ausgebrochene Dänische   Krieg   hatte ein   Darniederliegen des   Handels   zur   Folge,   zumal da   Dänemark alle   Mecklenburgischen   Schiffe   beschlagnahmte. Man   befürchtete   einen   Überfall   der   Stadt   und   errichtete,   um   dem   zu   begegnen,   eine   Schanze   am   Grasort.   Eine   Küstenbewachung wurde   eingerichtet   und   zu   diesem   Zweck   abends   bei   den   Alten   Schweden   ein   bemanntes   Boot   ausgelegt.   Um   die   Bedienung   der Geschütze zu vervollständigen, wurde am 19. Mai eine öffentliche Aufforderung erlassen. Wegen   der   Umgestaltung   des   Deutschen   Bundes   und   der   Wahlen   wurden   natürlich   Versammlungen   einberufen   und   Reden   gehalten. Dabei   behielten   die   gemäßigten   Elemente   die   Oberhand.   Als   Abgeordnete   des   zweiten   Mecklenburgischen   Wahlkreises,   der   sich   aus Wismar,   Grevesmühlen   und   Neubukow   zusammensetzte,   wurde   der   Gymnasiallehrer   Dr.   Ed.   Haupt   nach   Frankfurt   entsandt.   Er erstattete   in   der   Wismarschen   Zeitung   mehrmals   Bericht   Über   die   Vorgänge   in   der   Frankfurter   Versammlung.   Als   er   sein   Mandat niederlegte, wurde am   15.   Februar   1849 der   freisinnige   Postrevisor Wöhler aus   Schwerin gewählt. Auch an der   Gründung der   Deutschen Flotte   beteiligten   sich   die   Wismarschen.   Es   bildete   sich   eine   Marine-Kommitte,   die   zugleich   die   Errichtung   einer   Flottenstation   in Wismar    erstrebte,    welchem    Zwecke    auch    eine    von    der    Kaufmannschaft    herausgegebene    Druckschrift    über    die    Vorzüge    des Wismarschen   Hafens   dienen   sollte.   Von   dem   gesammelten   Geld   wurden   1850   Über   1000   Mr.   Banko   der   Schleswig-   Holsteinschen Marine-Kommission übersandt. Näher   berührten   und   tiefer   bewegten   die   Stadt   die   politischen   Geschehnisse   im   eignen   Lande.   Auch   wirtschaftliche   Bestrebungen spielten   mit   und   vielfach   verschlangen   sich   damit   die   Verhandlungen   über   die   städtischen   Dinge.   Die   Vereine,   die   sich   bildeten, Reform-Verein,    Handwerker-Verein,   politischer   Verein,   Arbeiter-Verein,   waren    nach   allen    Richtungen    hin   tätig.    Die   Wismarsche Petition vom   22.   April,   und   in   breiterer   Ausführung ein   Aufruf an   Mecklenburg, der von   Haupt verfasst   sein dürfte,   befürworteten eine auf   Berufsständen   aufgebaute   Landesvertretung.   Sie   wären   nach   der   Wismarschen   Zeitung   im   Lande   ungünstig   ausgenommen   und hätten   auch   nicht   der   allgemeinen   Stimmung   der   Stadt   entsprochen.   Von   Freizügigkeit   und   Gewerbefreiheit   wollten   die   Handwerker durchaus   nichts   wissen,   und   ob   es   dem   Reform-Verein,   in   dem   diese   Kreise   anfänglich   stark   vertreten   waren,   gelungen   ist,   sich   von dem   Verdacht   zu   befreien,   dass   er   hiernach   strebe,   darf   man   bezweifeln.   Starke   Gegensätze   bildeten   sich   heraus   und   veranlassen   das Zerreißen   älterer   Beziehungen,   anderseits   die   Bildung   neuer   und   fester   Freundschaften.   Als   Führer   der   liberalen   Richtungen   in verschiedener Abstufung wird   man   Dr.   Haupt, die Advokaten   J. A.   Martens und   Deiters und den   Kandidaten der Theologie   Siedenburg, zeitweise    Leiter   der    Wismarschen    Zeitung,   danach    Herausgeber   der    Mecklenburgischen    Dorfzeitung,    bezeichnen   dürfen.    Stiller hielten sich die   konservativen   Kreise,   zu denen der   Senator   Dr.   Fabricius, der   Advokat   und spätere   Bürgermeister   Julius   Dahlmann   und von   den   Ärzten   die   Doktoren   Techen   und   Crull   gehörten.   Dass   Dr.   Techen   im   Januar   1849   die   Redaktion   der   Wismarschen   Zeitung übernahm,    ist    früher    erwähnt    worden.    Als    Abgeordnete    der    Stadt    für    die    Mecklenburgische    Kammer    wurden    Töpfermeister Schlichtung   und   Senator   Fabricius   gewählt.   Der   letzte   legte   im   Dezember   nach   dem   Tode   des   Syndikus   Dahlmann,   dessen   Nachfolger er   wurde,   sein   Mandat   nieder.   Der   Lauf,   den   die   Dinge   in   der   Abgeordneten-Kammer   nahmen,   gefiel   ihm   nicht.   Dass   die   Bürgerschaft im   Ganzen   liberalen   Anschauungen   huldigte,   beweist   eine   am   22.   Oktober   1849   an   den   Großherzog   gerichtete   Versicherung,   dass   sie ihm   in   Aufrechterhaltung   des   von   der   Ritterschaft   und   den   Agnaten   des   großherzoglichen   Hauses   angefochtenen   Staatsgrundgesetzes treu   zur   Seite   stehen   wolle.   Sie   ist   von   4   Militärs,   53   Literaten   und   Eximierten,   109   Kaufleuten,   358   Gewerbetreibenden   und   188 Arbeitern   unterschrieben,   verfasst   wahrscheinlich   von   J.   A.   Martens.   Auch   später   haben   die   Einwohner   Wismars   weit   überwiegend liberal   gewählt,   bis   bei   den   letzten   Wahlen   in   Folge   des   Anwachsens   der   industriellen   Betriebe   die   Sozialdemokraten   die   meisten Stimmen aufgebracht haben. Eine   andere   Stellung   nahm   der   Rat   ein,   wie   auch   in   Rostock   Reformverein   und   Rat   nicht   zusammengingen.   Das   war   nicht   ohne Bedeutung   für   das   Land.   Denn   die   Stände   hatten   die   Auflösung   der   bisherigen   Landesvertretung   von   der   ausdrücklichen   Bedingung abhängig   gemacht,   dass   die   Seestädte   Rostock   und   Wismar   generell   es   anerkannten   und   aussprachen,   dass   sie   sich   der   allgemeinen Gesetzgebung   des   Landes   unterwürfen   und   dass   ihre   bisherigen   Privilegien   und   vertragsmäßigen   Rechte   nur   insoweit   in   Wirksamkeit verbleiben   könnten, als sie   mit dem Wesen der   neuen Verfassung und deren   notwendigen   Konsequenzen sich vereinbar zeigen würden, weit   entfernt   davon,   diese   Bedingung   zu   erfüllen,   waren   beide   Städte   nur   bereit,   auf   dem   Wege   der   Vereinbarung   die   Hindernisse   zu beseitigen,   die   wegen    ihrer    Sonderrechte   der    Einführung   einer    Repräsentativ-Verfassung   entgegenstünden.    Der   Wismarsche    Rat insbesondere erklärte am   15.   August   1848, es dürfe die   Frage, ob sich die   Aufhebung eines   Rechtsvernotwendige,   nur   im   Einverständnis mit   der   Stadt   entschieden   werden,   da   jene   Rechte   fast   alle   mit   schweren   Opfern   erkauft   seien,   und   machte   den   Anschluss   an   die künftige   Landesverfassung   namentlich   noch von der   Bedingung abhängig, dass auf der   Geltung dieser Verfassung   für die   Stadt   niemals ein   Recht   der   Staatsgewalt,   die   bisherigen   politischen   Sonderrechte   der   Stadt   derselben   nach   einseitigem   Gutbefinden,   sei   es   durch einen   Akt   der   Gesetzgebung   oder   sonst   irgendwie,   zu   entziehen   hergeleitet,   sondern   die   etwa   setzt   zum   Zweck   der   Durchführung   der neuen   Verfassung   oder   späterhin   aus   irgend   einem   anderen   Grund   für   nötig   erachtete   Aufhebung   oder   Modifikation   der   fraglichen Rechte   niemals   anders   herbeigeführt   werde   als   auf   dem   Wege   des   Vertrages,   der   Vereinbarung   mit   der   Stadt.   Besonders   wurde abgemacht,   dass   für   die   Ausgabe   gewisser   Rechte   eine   zu   vereinbarende   Entschädigung   gewährt   werden   müsse,   über   die   Sonderrechte der   Stadt   und   die   ev.   zu   fordernde   und   zu   gewährende   Entschädigung   wurde   dann   am   5.   bis   7.   Oktober   zu   Wismar   mit   dem   Geh. Justizrat   Ditmar   als   Großherzoglichem   Kommissar   verhandelt.   Es   handelte   sich   um   das   freie   Stadtregiment,   das   Münzrecht,   die Garnisonverhältnisse,   das   Gesetzgebungsrecht,   das   Lübische   Recht   der   Stadt,   die   kirchlichen   Verhältnisse,   die   Gerichtsbarkeit,   das Recht   auf   erblose   Güter,   Handlungen   der   freiwilligen   Gerichtsbarkeit,   die   Polizei,   die   Steuer-   und   Zollverhältnisse,   Schulden   der Stände   und der   Stadt, das   Hafenrecht, das   Bannrecht   im   Gewerbebetriebe,   Hospitalien   und   Stiftungen,   Kämmerei-   und   Hebungsgüter. Die   städtischen   Unterhändler   wollten   dabei   ihre   Äußerungen   als   rein   persönlich   angesehen   wissen,   da   es   ihrer   Ansicht   nach   eigentlich Aufgabe   des   großherzoglichen   Kommissars   wäre   anzugeben,   welche   Rechte   der   Stadt   mit   der   neuen   Verfassung   unvereinbar   seien,   der Kommissar aber erklärte, dass die ganze Erörterung nur eine Unterlage für weitere Verhandlungen sein sollte. Als   im weiteren Verlauf der   Dinge der   Großherzog, ohne dass   jene   Bedingung der   Stände   in   Bezug auf die   Seestädte erfüllt worden war, nach    Verhandlung    mit    der    inzwischen    gewählten    und    zusammengetretenen    Abgeordnetenkammer    am    10.    Oktober    1849    die Landstände    und   ständischen    Korporationen   aufgehoben    und   ein    neues    Staatsgrundgesetz   erlassen    hatte,   das   auch   auf    Wismar Anwendung   finden   sollte,   ohne   jedoch   der   Stadt   "Beachtung   und   Erfüllung   der   von   ihr   gestellten   Vorbehalte   und   Bedingungen" zuzusichern,   legte der   Rat   (übrigens unter Widerspruch des   Bürgerausschusses) am   27.   Dezember zu   Sicherung der städtischen   Rechte eine   verwahrende   Erklärung   ein   des   Inhalts,   dass   er   fest   entschlossen   sei,   bei   seiner   Erklärung   vom   15.   August   des   vorigen   Jahres   zu beharren, dass er demzufolge das   Staatsgrundgesetz   nur   innerhalb der durch diese   Erklärung   bezeichneten   Grenzen und   nur unter den in derselben angegebenen   Bedingungen als   für die   Stadt   Wismar gültig   und verbindend anerkennen   könne   und wolle   und die   Stadt   im voraus   dagegen   verwahre,   dass   aus   ihrem   Verhalten,   aus   den   Handlungen   oder   Unterlassungen   ihrer   Behörden   oder   ihrer   Bürger,   z.   B. aus   der   Vornahme   der   Abgeordneten-Wahlen,   jemals   die   Absicht   eines   Verzichts   auf   die   gestellten   Bedingungen   und   Vorbehalte gefolgert   würde.   Zwar   wies   die   Regierung   den   Einspruch   zurück,   aber   der   Rat   wurde   dagegen   vorstellig   und   wiederholte   seinen Einspruch unter vollerer Begründung am 28. Januar 1850. Dass   die   von   den   Ständen   für   ihr   Abtreten   gestellte   Bedingung   nicht   erfüllt   war,   das   war   einer   der   Gründe,   aus   denen   das   Freienwalder Schiedsgericht   1850   der   neuen   Verfassung   des   Landes   die   Rechtsgültigkeit   absprach   und   den   Großherzog   von   Mecklenburg-Schwerin für    verbunden    erklärte,    nach    Anleitung    des    Landesgrundgesetzlichen    Erbvergleichs    für    den    Herbst    des    Jahres    einen    Landtag auszuschreiben.   Dazu   mag   angeführt   werden,   dass   die   Begründung   der   Klage   der   Ritterschaft   von   einem   Sohn   der   Stadt   Wismar,   dem damaligen   ritterschaftlicher   Syndikus   Friedrich   Maassen   (später   Professor   der   Rechte   in   Graz   und   Wien)   abgefasst   war.   Gegen   die   am 14.   September   geschehene   Aufhebung   des   Staatsgrundgesetzes   wollte   der   Bürgerausschuss   protestieren   und   forderte   den   Rat   auf,   sich daran zu beteiligen, natürlich umsonst. Auch   war   man   nach   Soltaus   1851   veröffentlichten   neuesten   Zuständen   und   Ereignissen   in   Mecklenburg   bald   wieder   insoweit   ganz zufrieden,   als   nicht   mehr   der   Verlust   der   städtischen   Privilegien,   die   Gewerbefreiheit,   die   Zulassung   der   Juden   zu   befürchten,   und   die 1848   drohende   Arbeitslosigkeit   glücklich   überwunden   war.   Allerdings   der   Druck   der   Zölle,   die   dadurch   bewirkte   Unmöglichkeit   einer Aufnahme   des   Handels   und   das   Misslingen   in   den   erstrebten   Bahnverbindungen   wurden   nach   wie   vor   sehr   bitter   empfunden   und machten   unlustig,   1853   die   fünfzigjährige   Vereinigung   mit   dem   Land   zu   feiern.   Es   wird   das   nicht   allein   in   dem   Bericht   über   die Wismarsche    Jubelfeier    mit    dürren    Worten    gesagt,    sondern    auch    in    dem    aus    der    Feder    Dr.    Crulls    stammenden    Festartikel    der Wismarschen   Zeitung   ohne   allen   Rückhalt   über   den   Druck   der   Lizent   geklagt   und   nicht   minder   hervorgehoben,   dass   durch   die Führung   der   Chausseen   und   Bahnen   der   Stadt   der   Handel   mit   der   Gadebuscher   und   Sternberger   Gegend   entfremdet   und   Lübeck   und Rostock   zugewendet   und   dass   erst   vor   kurzem   Wismar   offiziell   für   Ausland   erklärt   sei.   Einigermaßen   künstlich   wird   dafür   nicht   das Fürstenhaus   oder   die   Regierung,   sondern   das   Schicksal   verantwortlich   gemacht,   das   Wismar   vor   zweihundert   Jahren   von   dem   Land losgelöst   habe.   Hätten die daraus erwachsenen   Schäden   in den   letzten   fünfzig   Jahren   nicht gut gemacht werden   können, so   bestehe die Hoffnung    auf    mehr    Bereitwilligkeit,    die    der    Stadt    aufgebürdeten    Abgaben    (d.    H.    die    Lizent)    ihr    gegen    billige    Entschädigung abzunehmen   und   ihr   den   Eintritt   in   den   ständischen   Verband   zu   gewähren.   Geflissentlich   und   ausführlich   werden   aber   die   Verdienste der   früheren   Mecklenburgischen   Fürsten   um   die   Stadt   gepriesen,   wobei   der   ganz   untüchtige   Heinrich   IV.   ein   volles   Lob   dafür   erhält, dass   er   auf   die   ihm   verliehenen   Zölle   verzichtet   habe,   wie   hier,   so   scheint   nach   dem   Bericht   auch   sonst   die   tiefe   Unzufriedenheit   über die   Behandlung der   Zoll- und Verkehrsangelegenheiten überbrückt und die   Feier einer   festesfrohen   Gesellschaft dadurch   mundgerecht gemacht   zu   sein, dass   man das wieder gewonnene Verhältnis   zum alten   Fürstenhaus   in den Vordergrund   schob.   Dass   man die   Feier auf den   August,   den   Tag   an   dem   vor   fünfzig   Jahren   Friedrich   Franz   seinen   Einzug   gehalten   hatte,   verlegte,   war   allerdings   dadurch verursacht   worden,   dass   einige   Cholerafälle   die   Verschiebung   in   spätere   Zeit   ratsam   gemacht   hatten.   Land   und   Stände   blieben   stumm und wurden auch   nicht   begrüßt, aber das großherzogliche   Paar wurde eingeladen und gab durch sein   Erscheinen dem   Fest   Mittelpunkt und   Halt.   Unter   Glockengeläut   zog   es,   von   Doberan   kommend,   kurz   vor   Mittag   in   die   Stadt   ein.   Nach   dem   Festgottesdienst   nahm   der Großherzog   dem   Bataillon   die   Parade   ab   und   gab   danach   im   Rathaus   den   Behörden   und   Korporationen   Audienz.   Am   Nachmittag bewegte sich ein   "endloser"   Festzug durch die   Stadt zum großen   Exerzierplatz, wo auch das großherzogliche   Paar um   4   Uhr eintraf und über   zwei   Stunden   verweilte,   worauf   es   von   dort   aus   nach   Doberan   zurückkehrte.   Mit   einer   Illumination   wurde   das   Fest   beschlossen, die Musik vom Rathaus aber dauerte bis nach Mitternacht. Übrigens   war   wenige   Tage   vorher,   am   26.   August,   schon   der   Großherzog   in   Begleitung   seines   Oheims,   des   Königs   von   Preußen,   in Wismar gewesen, wobei der kunstsinnige König die Marienkirche flüchtig besichtigt hatte. Mehr   Grund,   wirklicher   Grund,   zu   feiern   war   fünfzig   Jahre   später,   als   das   erste   Jahrhundert   der   Wiedervereinigung   Wismars   mit Mecklenburg   voll   war.   Nun   waren   die   trennenden   Schranken   gefallen,   und   wenn   auch   die   Bahnverhältnisse   unbefriedigend   geblieben waren   und   das   Scheitern   der   Kanalpläne   enttäuscht   hatte,   doch   durch   die   neue   Regelung   des   Zollwesens   ein   wahres   Aufblühen ermöglicht   und   in   bestem   Gange,   obgleich   man   sich   der   Sorge   nicht   entschlagen   konnte,   ob   dieses   Dauer   und   Fortgang   haben   und nicht    Lübeck    vermöge    seines    neuen    Kanals    den    größeren    Handel    völlig    an    sich    ziehen    würde.    Auch    die    Landstandschaft    war wiedergewonnen   und   Schweden   hatte   in   der   Erkenntnis,   dass   an   eine   Einlösung   Wismars   nicht   zu   denken   war,   klug   und   hochherzig zugleich   ganz   kürzlich   auf   sein   Recht   dazu   in   freundlicher   Weise   verzichtet,   nachdem   sein   Minister   des   Auswärtigen   es   schon   vorher für   einen   Akt   der   Gerechtigkeit   gegen   die   alte   Besitzung   Schwedens   erklärt   hatte,   völlig   klare   Verhältnisse   zu   schaffen.   Am   21.   März hatte   die   Schwedische   Regierung   ihrem   Reichstag   vorgeschlagen,   das   Recht   auf   die   Pfandlösung   aufzugeben,   am   16.   Mai   hatten   beide Kammern   zugestimmt   und   am   20.   Juni   war   zu   Stockholm   zwischen   Bevollmächtigten   Mecklenburgs   und   Schwedens,   dem   Geh.   Rat Fortunat   v.   Örtzen   und   dem   Minister   Lagerheim,   in   einem   förmlichen   Vertrag   das   Recht   der   Einlösung   für   erloschen   und   waren   alle Verpflichtungen   und   Beschränkungen,   die   sich   aus   dem   Vertrag   von   1803   ergeben   konnten,   sowie   alle   bis   dahin   etwa   noch   anwendbar gewesenen   Bestimmungen   jenes   Vertrages,   wodurch   die   Beziehungen   zwischen   den   erwähnten   Besitzungen   und   Schweden   besonders geregelt    waren,    für    weggefallen    erklärt.    Das    Deutsche    Reich    aber    hatte    gleichzeitig    den    zwischen    Schweden    und    Mecklenburg abgeschlossenen Vertrag als für sich rechtswirksam anerkannt. Schon   1902   war   eine   Kommission   aus   Mitgliedern   des   Rates   und   Ausschusses   gebildet   worden,   um   die   Jahrhundertfeier   vorzubereiten. Als   Tag   der   Feier   wurde   der   19.   August,   an   dem   seinerzeit   Wismar   an   Mecklenburg   übergeben   war,   bestimmt   und,   nachdem   der Großherzog   die   Einladung   dazu   angenommen   hatte,   die   Ordnung   dafür   festgestellt   und   am   20.   Juni   veröffentlicht.   Der   Tag   war besonders glücklich gewählt, da er sich als der einzige schöne des ganzen   Monats   herausstellte.   Kurz vor   10   Uhr traf der   Landesherr   mit seinen   Oheimen   und   mit   seinem   Vetter   Herzog   Paul   in   einem   Hofzug   ein   und   ritt   in   die   Stadt.   Vor   dem   Rathaus   wurde   ihm   von Bürgermeister   Joerges   gehuldigt,   Festgottesdienst,   Parade   und   Fahrt   in   See   schlossen   sich   an.   Nach   der   Rückkehr   begann   sich   bald   ein großartiger   und   wohl   gelungener   historischer   Festzug   zu   entwickeln,   an   dem   etwa   2.800   Personen,   86   Reiter,   21   Wagen   und   160   Pferde beteiligt   waren.   Nachdem   seine   letzte   Gruppe   vor   dem   Rathaus   vorübergezogen   war,   begann   das   Festmahl   im   Audienzsaal,   woran außer   den   Fürstlichkeiten   die   höchsten   Landesbehörden,   Vertreter   der   Stände,   Rat,   Ausschuss   und   andere   Gäste   teilnahmen.   Danach wurde   im   Bürgerpark   der   von   Louis   Schmidt   gestiftete   Schwedenstein   eingeweiht.   Ein   Volksfest   schloss   sich   an.   Bis   gegen   8   Uhr verweilte der Großherzog dort und verabschiedete sich danach auf dem Bahnhof von den städtischen Behörden. Ohne   allen   Zweifel   hatte   die   Stadt   ein   solches   Fest,   zu   dem   sich   von   weit   und   breit   zahlreicher   Besuch   eingestellt   hatte,   noch   nicht gefeiert.   Das   Ganze   verlief   ohne   alle   Störung   auf   das   Schönste.   Eine   ausführliche   Beschreibung   brachte   unmittelbar   danach   die Wismarsche   Zeitung.   Sie   ist,   etwas   gekürzt   und   gemodelt,   von   Willgeroth   in   seinen   Notizen   zur   Geschichte   Wismars   1901   —1910   S. 137—153   wiedergegeben   worden.   Zu   dem   Fest   selbst   erschien   im   Hinstorfsschen   Verlag   mit   Unterstützung   der   Stadt   des   Schweriner Archivars   Dr.   Hans   Witte   Schrift:   Wismar   unter   dem   Pfandvertrag   1803—1903,   eine   treffliche,   auf   eindringendem   Aktenstudium aufgebaute   Leistung,   auf   die   man   stets   mit   Nutzen   zurückgreisen   wird.   Daneben   gab   Gustav   Willgeroth   in   eignem   Verlag   Bilder   aus Wismars   Vergangenheit   heraus,   ein   Buch   sehr   vielseitigen   Inhalts,   besonders   geeignet,   die   Erinnerung   der   Einheimischen   zu   stützen und   Fragen   aus   der   näheren   Vergangenheit   zu   beantworten.   Leider   war   die   Auflage   zu   klein   bemessen,   so   dass   das   wertvolle   Buch   sei längerem vergriffen ist. Ähnlich   wie   1848   entstanden   auch   1864   im   Krieg   der   Deutschen   Großmächte   wider   Dänemark   Befürchtungen,   dass   dieses   einen Angriff   auf   den   schutzlosen   Hafen   unternehmen   könnte.   Es   wurden,   um   dem   vorzubauen,   zum   Schutz   der   Küste   4   bespannte Geschütze,   Kavallerie   und   Pioniere,   im   Ganzen   etwa   150   Mann,   nach   Wismar   verlegt.   Sie   fanden   keine   Gelegenheit   zu   zeigen,   was   sie vermochten. Das   Kriegsjahr   1866   machte   sich   für   Wismar   nur   dadurch   bemerklich,   dass   seine   Garnison   mit   nach   Süddeutschland   zog   und   an   den dortigen   Kämpfen   teilnahm.   Dagegen   brachte   1870   eine   Zeit   lang   größere   Einquartierung,   da   man   anfangs   mit   der   Möglichkeit rechnete,   dass   die   Franzosen   zu   landen   versuchten   und   die   Dänen   sich   auf   ihre   Seite   schlagen   könnten,   und   deshalb   in   der   Nähe   der Grenze und an der   Küste eine größere Truppenmacht ausstellte.   Die   Seemarken wurden eingezogen und   bei   Hohen-Wieschendorf eine Schanze   aufgeworfen.   Es   trafen   dafür   am   2.   August   Festungsgeschütze,   kleinere   und   größere   bis   zu   Vierundzwanzigpfündern   ein.   Am 17.   August   erschienen   in   der   Tat   hinter   Poel   4   französische   Kriegsschiffe,   weshalb   die   Garnison   nach   Hohen-Wieschendorf   ausrückte. Die feindlichen Schiffe entfernten sich aber, ohne etwas unternommen zu haben. Die   großen   Erfolge   des   Krieges   wurden   begeistert   verfolgt   und   die   Übergabe   von   Sedan   und   Metz   durch   Illuminationen   gefeiert.   Mit allgemeinem   Jubel   wurde   die   Begründung   des   Deutschen   Reiches   aufgenommen.   Ein   hoher   Festtag   aber   war   es,   als   am   15.   Juli   1871   die siegreichen Truppen wieder in ihre Garnison einzogen. Tiefer als diese   Kriege selbst wirkten   ihre   Folgen, die   Gründung des   Norddeutschen   Bundes, vor allem aber die des   Reiches auf die   Stadt ein.   Auf   die   wichtigsten   dadurch   hervorgerufenen   Änderungen   ist   in   früheren   Kapiteln   hingewiesen   worden   und   es   ist   hier   nur   kurz daran   zu   erinnern.   Von   größtem   Belang   für   das   Gedeihen   Wismars   war   sein   Eintritt   in   den   Zollverein   und   danach   die   Regelung   des Zollwesens   durch   das   Reich.   Mit   dem   norddeutschen   Bund   kamen   Freizügigkeit,   Gewerbefreiheit   und   eine   neue   Gewerbeordnung, derentwegen   das   Wahlrecht   für   den   Bürgerausschuss   neu   gestaltet   werden   musste,   da   sie   die   alten   Ämter   bis   ins   Mark   traf.   Den   Juden, die   sich   seit   Jahrhunderten   nur   vorübergehend,   namentlich   zu   Jahrmarktszeiten   in   Wismar   hatten   aufhalten   dürfen,   musste   Zutritt und   Niederlassung   gewährt   werden.   Das   Reich   brachte   eine   neue   Ordnung   der   Maße,   der   Gewichte   und   der   Münze.   Mit   der   letzten fand   das   Münzrecht   der   Stadt,   tatsächlich   1854   zuletzt   durch   Prägung   von   kupferner   Scheidemünze   ausgeübt,   sein   Ende.   Tief   griff   die neue   Gerichtsverfassung   in   das   städtische   Leben   ein,   nicht   zum   wenigsten   in   Bezug   auf   die   Befugnisse   und   die   Gestaltung   des   Rates. Endlich   musste das auf dem   Lübischen   Recht, auf städtischen Willküren und auf   Herkommen   beruhende   Stadtrecht dem   bürgerlichen Gesetzbuch   weichen,   nachdem   schon   vorher   manche   Wismarsche   Verordnung   durch   die   Gesetzgebung   des   norddeutschen   Bundes und des Reiches hinfällig geworden war. Eine allgemeine Ortskrankenkasse wurde 1884 errichtet. Hat   so   auch   die   ehemalige   Selbständigkeit   der   Stadt   vom   Bund   und   vom   Reich   her   die   stärksten   Einbußen   erfahren,   so   steht   doch   das Wesen über der Form.
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