5. Kapitel   Verfassung und Verwaltung der Stadt.     Die    Bewohner   der    Stadt    unterschied    man    in    Bürger,    Geistliche,    Einwohner    und    Gäste.    Grundsätzlich   sollte    mit    Ausnahme   der Geistlichen   und   der   wenigen   landesherrlichen   Beamten   jede   selbständige   Person,   die   sich   dauernd   in   der   Stadt   niederließ,   gleichgültig ob   Mann   oder   Frau   und   ob   zum   Erwerb   oder   nur   zum   Wohnen,   Bürger   werden.   Auf   die   Kinder   von   Bürgern,   die   zu   der   Zeit,   wo   Vater oder   Mutter   das   Bürgerrecht   erwarben,   noch   nicht   zwölf   Jahre   alt   waren,   vererbte   sich   wie   vielleicht   überall   in   Deutschland   das   Recht. Sie   traten,   wie   man   sich   ausdrückte,   in   die   Eidespflicht   ihres   Vaters   ein   und   wurden   während   des   ganzen   Mittelalters   weder   zum Bürgereid    herangezogen    noch    anfänglich    in    die    Bürgerliste    eingeschrieben.    Das    änderte    sich    erst    auf    Grund    eines    hansischen Beschlusses   in   der   zweiten   Hälfte   des   16.   Jahrhunderts.   Bis   dahin   brauchte   sich   in   der   diesem   Beschluss   näher   liegenden   Zeit   der Bürgersohn    nur    den    Kämmerern    vorzustellen,    um    sich    ohne    Eidleistung    gegen    Zahlung    von    vier    Pfennigen    in    die    Bürgerliste einschreiben   zu   lassen.   Danach   wurde   die   allgemeine   Vereidigung   verlangt,   wobei   man   Bürgersöhne   10   Schillinge   und   6   Pfennige auferlegte,    von    Fremden    aber,    die    bis    dahin    diesen    Satz    gezahlt    hatten,    erhöhte    Gebühren    gemäß    ihrer    Leistungsfähigkeit wahrgenommen   wurden.   Seit   1890   werden   weder   Eid   noch   Gebühren   verlangt.   Die   Unterscheidung   von   Bürgern   und   Einwohnern   ist durch die Ortssatzung vom 16. Dezember 1918 und die Verfassung von 1919 ausgeräumt worden. Die   Geistlichen   lebten   nach eigenem   Recht, wurden aber wegen   ihres etwaigen   Grundbesitzes oder   ihrer aus städtischen   Grundstücken fließenden    Renten,   wenn   auch    nur    mittelbar,   zu    Steuern    herangezogen.   Auch   scheute   sich   der    Rat    nicht,   gewisse    Statuten   zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit auf sie auszudehnen. Für   die   Gäste,   die   sich   vorübergehend   in   der   Stadt   aufhaltenden   Leute,   waren   ihre   Wirte   dem   Rat   dafür   verantwortlich,   dass   sie   sich den   Ordnungen   fügten   und   die   Stadt   nicht   gefährdeten.   Sie   werden   sehr   geneigt   gewesen   sein,   Bürgerrecht   zu   gewinnen,   wenigstens hatte die Hanse Anlass zu verbieten, dass jemand in zwei Städten Bürger sei. Handwerks-   und    Kaufgesellen,   die   einen   eigenen    Haushalt   gründeten,   werden   ohne    Zweifel    Bürger   geworden,   vielfach   übrigens Bürgersöhne   gewesen   sein.   Wegen   ihrer   Rechtsverhältnisse   hat   man   sich   kaum   Kopfzerbrechen   gemacht,   sondern   sie   sicher   als   der städtischen Gerichtsbarkeit und Gesetzgebung in ihrem vollen Umfang unterworfen angesehen und behandelt worden sein. Nicht völlig geklärt   ist der   mittelalterliche   Begriff eines   Einwohners.   Das Wort   begegnet wohl zuerst   in geistlichen   Urkunden, z.   B. über Ausdehnung   von   Bann   und   Interdikt,   in   städtischen   Urkunden   aber   alleinstehend,   um   alle   die   kurz   zu   begreifen,   die   in   der   Stadt wohnten;   es   kommt   aber   auch   ergänzend   neben   Bürger   vor.   Dabei   sind   sicher   Geistliche,   landesherrliche   Beamte   und   Gäste   darunter mit   verstanden.   In   Anwendung   auf   einzelne,   werden   mehrmals   Bewohner   von   Buden,   aber   auch   wohl   jemand,   den   wir   nach   anderen Zeugnissen   für einen   Bürger   halten   müssen, so   bezeichnet.   Man wird sich gern des   bequemen Wortes als   Behelf   bedient   haben, da   man sich   bewusst   war,   dass   doch   nicht   jeder   Bürger   geworden   war,   der   es   von   Rechts   wegen   hätte   werden   müssen.   Die   größte   Zahl   der Einwohner   werden   aber   Gesellen,   Knechte   und   auch   wohl   Arbeiter   ausgemacht   haben.   Mitglieder   der   Mannschaft,   die   in   Wismar wohnen   wollten,   wurden   in   der   zweiten   Hälfte   des   16.   Jahrhunderts   und   im   17.   Jahrhundert   genötigt,   das   Bürgerrecht   zu   erwerben. Später   begnügte   man sich,   mit   ihnen   und   mit graduierten Verträgen wegen   ihrer   Steuern abzuschließen   und   bezeichnete die dergestalt mit   dem   Erwerb   des   Bürgerrechts   übersehenen   und   von   Einquartierung   und   Serviceleistung   befreiten   ebenso   wie   die   der   städtischen Gerichtsbarkeit nicht unterworfenen landesherrlichen Beamten als Erimierte. Die   Bürger   waren verpflichtet   zu   schossen,   zu   graben   und   zu   wachen,   d.   H.   Steuern   zu   zahlen,   am   Stadtgraben   zu   arbeiten   und   Wache zu   leisten,   aber   auch   sich   an   der   Verteidigung   der   Stadt   und   an   Kriegszügen   zu   beteiligen.   Der   Pflicht   zu   graben   und   zu   wachen, vermutlich   auch   der   Wehrpflicht   konnte   durch   Vertreter   genügt   werden.   Auf   der   Gegenseite   stand   das   Recht,   bürgerlichen   Erwerb   zu treiben, wovon Geistliche und Beamte ausgeschlossen und worin Gäste beschränkt waren. Die   Gesamtheit der   Bürger   unterschied   man   in erbgesessene   Bürger oder   Bürger schlechthin,   und   in   Ämter   und   Gemeinheit.   Bürger   im vollen   Sinne   des   Worts   konnte   nur   sein,   wer   ein   volles   Haus   zu   eigen   hatte.   Ein   solches   Haus   berechtigte   ihn,   es   gegen   eine   gewisse Abgabe    to    late     (zur    Verlosung)    schreiben    zu    lassen    und    an    der    alle    sieben    Jahre    wiederkehrenden    Auslosung    der    städtischen Ackerstücke   teilzunehmen   (Näheres   in   Kap.   6).   Dagegen   war   er   verpflichtet   sich   einen   vollen   Harnisch   zu   halten,   wie   die   Listen   über Schoß-    und    Wachtgeld    und    später    über    Kontribution    und    Service    an    die    Kirchspiele    gesondert    geführt    wurden,    so    berieten, beschlossen   und   wählten   bei   gegebener   Gelegenheit   die   erbgesessene   Bürger   nach   Kirchspielen   getrennt,   eine   Scheidung,   die   auch   für die    städtischen    Weiden    galt    und    die    vermutlich    ebenso    in    der    Wehrverfassung    zu    Tage    getreten    ist.    Es    wurden    aber    zu    den Bürgerversammlungen   bis   1598   nur   die   erbgesessenen   Bürger   und   die   Ämter   geladen,   was   aus   den   Verhandlungen   der   Jahre   1597   und 1598   klar   hervorgeht.   Um   nach   Wunsch   der   Bürger   künftig   auch   wohlhabende   Bürger,   die   zur   Miete   wohnten,   hinzuziehen   zu   können, wurde   im   Bürgervertrag   von   1598   (§20,   1600   §21)   der   Ausdruck   des   älteren   Bürgervertrags   (1583;   §6)   erbgesessene   Bürger   durch eingesessene   Bürger   ersetzte   wurden   in   den   Zeiten   der   bürgerlichen   Unruhen   Ausschüsse   gebildet.   So   stellten   zu   diesen   die   Bürger meist   doppelt   so   viele   Mitglieder   als   die   Ämter:   20   gegen   10,   40   gegen   20,   allerdings   auch   9   gegen   6.   In   dem   von   1583;   bis   1830 bestehenden Ausschuss saßen 20 Bürger und 20 Amtsleute. Die   wahrscheinlich   schon   im   13.   Jahrhundert   entstandenen   Ämter   umfassten   außer   den   Handwerkern   auch   die   Haken   und   Krämer,   die letzten    bis    ins    17.    Jahrhundert.    Sie    wurden    wohl    ausnahmslos    durch    ihre    Werkmeister    vertreten,    die    den    Bäckern    1345,    den Knochenhauern   1372,   und   allgemein   seit   1430   vom   Rat   gesetzt   wurden,   meist   wohl   unter   Berücksichtigung   der   Wünsche   der   Ämter.   In wichtigen   Angelegenheiten   werden   die   Werkmeister   bei   Verhandlungen   mit   dem   Rat   vermutlich   mit   ihren   Ämtern   Rücksprache genommen   haben.   Die   Amtsversammlungen   (Morgensprachen)   aber   standen,   mindestens   seit   der   Mitte   des   14.   Jahrhunderts,   unter Aufsicht   von   Ratsherren,   Morgensprachsherren,   die   der   Rat   dazu   abordnete   oder   wenigstens   abordnen   konnte.   Gegen   Ausgang   des   16. Jahrhunderts   und   von   da   an   hängten   die   vier   großen   Gewerke   der   Wollenweber   (an   deren   Stelle   nach   dem   Erlöschen   ihres   Amtes   im Anfang   des   19.   Jahrhunderts   die   Schneider   traten),   Schuhmacher,   Schmiede   und   Bäcker   an   Urkunden,   bei   denen   die   Einstimmigkeit der   Bürgerschaft und des   Rates zum Ausdruck gebracht werden sollte,   namens dieser   ihre   Siegel   neben das   Stadtsiegel.   Unbekannt sind die   bürgerlichen   Berechtigungen   derjenigen   Handwerker,   die   Hauseigentümer   waren.   Am   Ende   des   16.   Jahrhundert   beanspruchten solche   für   ihre   Malzhäuser   das   Recht   zu   Malzen.   Das   wurde   ihnen   zwar   bestritten,   doch   haben   es   manche   ausgeübt.   Vermutlich   sind sie   im   Übrigen   im   Verband   ihrer   Ämter   geblieben,   werden   aber   die   Rüstung   der   Vollbürger   sich   haben   anschaffen   müssen,   wogegen   sie an   der   Ackerverlosung   teilnahmen.   Die   Ämter   hatten   wohl   sämtlich   eine   gewisse   Anzahl   Harnische   und   jedes   Amt   seine   bestimmte Zahl Bewaffneter zu stellen. Neben   Bürgern   und   Ämtern   wird   öfter   noch   die   " menheit "   genannt.   So   gewiss   darunter   die   Gesamtheit   aller   Bürger,   also   auch   der Erbgesessenen   und   der   Ämter   begriffen   sein   konnte   und   war,   ebenso   gewiss   bezeichnet   sie   in   anderen   Fällen   die   große   Menge,   die außerhalb   und   unterhalb   jener   Verbände   stand:   Träger,   Brauerknechte,   Arbeitsleute   oder   das   lose   Volk.   Nach   Umständen   wird   der   Rat sich     auch     einmal     der     Zustimmung     dieser     Menge     versichert     haben,     und     regelmäßig     hat     sie     vermutlich     an     der     großen Bürgerversammlung   teilgenommen,   die   jährlich   berufen   wurde,   um   anfänglich   die   städtischen   Willküren   gutzuheißen,   danach   die Bürgersprache   anzuhören,   um   sich   danach   zu   richten.   Zu   den   Beratungen   der   Vollbürger   wurde   diese   Art   Leute   nicht   zugelassen. Bemerkt   soll   doch   werden,   dass   das   Wort   Gemeine   auch   in   der   Bedeutung   Ausschuss   aus   der   Bürgerschaft   vorkommt.   Das   älteste Zeugnis   für   die   Bürgersprache   in   Wismar   ist   von   1326,   der   älteste   datierte   Text   von   1345.   Dagegen   wird   in   Hamburg   und   Rostock   die Bürgersprache schon   1270 erwähnt. Anfänglich wurde   mehrmals   im   Jahr regelmäßig   Bürgersprache gehalten, seit   1354   nur   noch einmal, zuletzt wohl   1688.   Der   letzte Text   ist   1610 abgefasst worden.   Die erhaltenen   Bürgersprachen sind, von   mir   bearbeitet und   mit   Einleitung und Registern versehen, 1906 als dritter Band der Hansischen Geschichtsquellen N. F. erschienen. An   der    Spitze   des    Gemeinwesens    finden   wir,   so   weit   wir    in   die    Geschichte   Wismars   zurückschauen    können,   den    Rat,   ganz    in Übereinstimmung   mit   dem,   was   von   den   Anfängen   der   Ratsverfassung   in   Deutschland   bekannt   ist.   Um   1185   bis   1200   ist   diese   zuerst   in den   alten   Bischofsstädten   am   Rhein   nachzuweisen,   1201   in   Lübeck,   dann   in   den   Jahrzehnten   bis   zur   Gründung   Wismars   in   den westfälischen   Städten,   in   Rostock,   Hamburg   und   Schwerin.   Aus   Wismar   haben   wir   das   älteste   ausdrückliche   Zeugnis   von   1241,   dann folgen rasch solche von   1246, um   1250,   1255.   Ein Vergleich der   Listen   führt darauf   hin, dass der um   1260 zu   frühest   bezeugte   Ratswechsel von   Anfang   an   üblich   gewesen   sein   muss.   Der   sitzende   Rat   zählte   anfänglich   6,   im   Jahre   1277   schon   12   Mitglieder.   Da   nach   einer Aufzeichnung   von   1274   damals   6   Ratmannen   gewählt   wurden,   von   denen   einer   dem   Rat   schon   1269   angehört   hatte,   so   muss   daraus geschlossen   werden,   dass   schon   zu   dieser   Zeit   der   durch   die   Ratsmatrikel   seit   1344   fest   bezeugte   Wechsel   nach   Dritteln   statt   hatte, derart   dass   zu   Himmelfahrt   ein   Drittel   des   Rates   nach   zweijähriger   Amtszeit   zurücktrat,   das   im   Jahr   vorher   eingetretene   Drittel   seine Amtstätigkeit   für   ein   zweites   Jahr   fortsetzte   und   ein   Drittel   neu   eintrat.   Allmählich   wurde   die   mit   diesem   Wechsel   verbundene   Wahl zur   bloßen   Form, so dass   höchst selten ein   nicht   bewährtes oder   nicht geeignetes   Mitglied vergessen wurde   und   im   Übrigen der einmal zum   Rat   Erkorene   lebenslang   Ratmann   blieb.   Seit Anlegung der   Ratsmatrikel gehörten zur vollen   Besetzung des   Ratsstuhls zwanzig   bis vierundzwanzig.   Das   mag   schon   seit   den   zwanziger   Jahren   des   14.   Jahrhunderts   die   Regel   gebildet   haben.   Größere   Zahlen   finden   sich (nicht   nur   in   Wismar)   zu   Anfang des   14.   Jahrhunderts.   Noch   1581   bestand der   Rat aus   21,   1629 aus   19,   1640 aus   18,   1675,   1699,   1742 aus   13, 1801 aus   11, eine   Zahl, die   1830 durch die Verfassung   festgelegt wurde, seit   1879   bestand er aus   8   Mitgliedern.   Die   neueste Verfassung von 1919    lässt    ihn   aus   einem    Bürgermeister,   vier    besoldeten   und   sechs   unbesoldeten    Ratsmitgliedern    bestehen,   wobei   von   den    fünf besoldeten   Mitgliedern   zwei   rechtsgelehrt   sein   sollten.   Die   Ortssatzung   zur   Städteordnung   von   1920   und   die   Praxis   haben   jedoch schon die verlangten Zahlen heruntergesetzt. Die Amtsdauer ist auf 10 und 5 Jahre begrenzt worden. Der   Rat   ergänzte   sich   selbst   und   zwar,   wie   der   Bürgermeister   Schabbelt   1581   erklärte,   seit   undenklichen   Jahren   nach   den   Vorschlägen der   Bürgermeister.   Ebenso   wie   um   dieselbe   Zeit   in   Stralsund   wird   das   Kollegium   nur   haben   zustimmen   oder   ablehnen   können.   Doch mag die Wahl   nicht   immer auf gleiche Weise gehandhabt sein.   Im   Jahre   1540 willkürte der   Rat, dass   Mitglieder, die   in der   Schoßzahlung säumig   wären,   nicht   an   der   Wahl   teilnehmen   dürften;   am   23.   Jan.   1532   wurde   auf   Verlangen   der   Bürgerschaft   festgesetzt,   dass   die Stimme   des   Jüngsten   im   Rat   bei   der   Wahl   so   viel   gelten   solle   wie   die   des   ältesten;   1581   aber   gaben   die   Bürgermeister   um   größerer Einigkeit   Willen   nach,   dass   sie   sich   mit   dem   Rat   über   die   Wahl   benehmen   wollten.   Sie   nannten   dann   5   Personen   als   geeignet,   wovon jedoch   2   zu   übersehen   seien.   Alle   Ratmannen   erklärten   sich   darauf   für   die   3   Vorgeschlagenen   und   auch   zwei,   die   zu   Abweichungen geneigt    waren,    stimmten    ebenso.    1630    hatte    jedes    Mitglied    des    Rates    ein    gleich    gutes    Stimmrecht.    Nachher    ist    wieder    den Bürgermeistern   das   unbedingte   Vorschlagsrecht   zugefallen.   Beamte   der   Landesherren   waren   nach   dem   Lübischen   Recht   vom   Rat ausgeschlossen.    Die    Selbstergänzung    nahm    1830    ein    Ende,    und    die    damalige    Verfassung    gewährte    dem    Bürgerausschuss    ein Vorschlagsrecht,   während   die   neue   die   Wahl   des   Bürgermeisters   der   gesamten   Bürgerschaft,   die   der   übrigen   Ratsmitglieder   jedoch   den Stadtverordneten übertragen hat. Anfangs   sind   offenbar   auch   Handwerker   im   Rat   gewesen,   gerade   wie   sie   bis   1379   der   Papagojengesellschaft   angehören   haben   könnten. Der   letzte,   der   erkennbar   ist,   der   Gerber   Hinrik   bi   der   Muren,   starb   1322   oder   1323   als   Bürgermeister.   Seitdem   setzte   sich   der   Rat   fast ausschließlich   aus   Brauern   und   Kaufleuten   zusammen,   denen   die   Wandschneider   zugerechnet   wurden   und   seit   dem   dreißigjährigen Krieg   die   Krämer   anfingen   zugerechnet   zu   werden.   Juristen   sind   trotz   der   richterlichen   Befugnisse   der   Körperschaft   im   Mittelalter verschwindend   wenig   darin   nachweisbar.   Erst   seit   1593   ist   es   Regel,   dass   mindestens   einer   der   Bürgermeister   ein   Rechtsgelehrter   ist, und   von    1736    an    finden    wir,    anfangs   vereinzelt,    auch    rechtsgelehrte    Senatoren.    Gegen    Ende    des    17.    Jahrhunderts   verlangte    die Schwedische   Regierung   die   Beseitigung   des   Übergewichts   der   Brauer   in   Rat   und   Ausschuss   und   forderte,   dass   der   Rat   je   zu   einem Drittel   aus   Gelehrten,   Kaufleuten   und   Brauern   zusammengesetzt   werde   und   dass   auf   keinen   Fall   mehr   als   ein   Drittel   aus   Brauern bestehen    sollte.    Bei    der    Selbstergänzung    ging    es    ganz    von    selbst,    dass    Verwandte    stark    berücksichtigt    wurden,    namentlich Schwiegersöhne   und   Schwäger.   Es   war   das   bei   dem   geringen   Umfang   des   Gemeinwesens   und   der   großen   Zahl   der   Ratmannen   auch kaum   vermeidlich,   da   die   hervorragenden   Familien,   deren   Angehörige   vorzüglich   in   Betracht   kamen,   fast   ausnahmslos   mit   einander verschwägert   waren.   Trotzdem   kann   von   einem   geschlossenen   Patriziat   keine   Rede   sein.   Vielmehr   treten   uns   ständig   neue   Namen entgegen   und   verschwinden   alte,   wie   ja   nach   alter   Beobachtung   die   Familien   in   Städten   selten   drei   Geschlechtsfolgen   überdauerten. Als   1580   in   den   Verhandlungen   über   das   Kirchengut   die   Vertreter   der   älteren   Familien   mit   Patronatsrechten   sich   als   Geschlechter bezeichneten   und   sich   absondern   wollten,   erkannte   der   Rat   das   nicht   an,   sondern   Bürgermeister   Schabbelt   erklärte:   " es   sein   auch   nur drei   stende   jemals   alhie   gewesen,   undt   obwoll   ettliche   eldter   oder   lenger   alhie   gewesen,   verwegen   konen   dieselben   nicht   der   vierde   standt geachtet werden ". Mit den drei Ständen wird er Rat, Bürger und Ämter gemeint haben. Zuverlässigkeit   und   Vermögen   oder   guter   Erwerb   müssen   als   Grundbedingung   der   Wahl   in   den   Rat   angesehen   werden.   Denn   Gehalt war   bis   1832   mit   dem   Amt   eines   Ratmannes   nicht   verbunden,   sondern   die   Einkünfte   beschränkten   sich   auf   Nutzung   von   Acker-   und Wiesenlosen,   den   Gewinn   vom   Weinkeller   und   Mühlsteinhandel,   Strafgefälle,   Gerichtssporteln,   Festweine   und   mancherlei   kleine Gaben,    die    in    erster    Linie    den    Bürgermeistern    und    Kämmerern    zukamen.    Es    lässt    sich    nicht    leugnen,    dass    diese    Art    der Dienstentlohnung   im   Laufe der   Zeit grobe   Missbräuche aufzog   und aufziehen   musste, wenn   rechtsgelehrte   Bürgermeister, ohne großes Vermögen und von anderem   Erwerb so gut wie abgeschnitten, darauf sehen   mussten, sich aus   ihrem Amt   Einkünfte zu verschaffen.   Die anfängliche   Aushilfe   der   Vereinigung   des   besoldeten   Syndikats   mit   dem   Bürgermeisteramt   ließ   sich   nicht   zur   Regel   machen.   Der   von Mevius   angeregte   Gedanke,   wie   in   den   pommerschen   Städten   ein   Salär   auszumitteln,   ist   wohl   erwogen   und   erörtert   worden,   hat   aber nicht ausgeführt werden   können.   Es wurden demnach, da eine   Erhöhung der   Bezüge unumgänglich war, die   Sporteln gesteigert und die Verlehnungsgebühren,   d.   h.   Gebühren   für   Verleihung   von   Ämtern   (auch   den   Eintritt   in   den   Rat   und   die   Wahl   zum   Bürgermeister)   im weitesten   Sinne,   eingeführt   und   ausgebildet.   Nicht   überflüssig   mag   es   sein   zu   sagen,   dass   die   Verlehnungsgebühren   keineswegs   eine Wismarsche   Besonderheit   waren.   Sie   waren   beispielsweise   auch   in   Leiden   gebräuchlich,   wo   z.   B.   nach   einer   Bestimmung   von   1703   der Stadtsekretär   für   die   Übertragung   seines   Amtes   3.000   Gulden   zu   zahlen   hatte.   Schoßfrei   waren   die   Wismarschen   Ratmannen   im Mittelalter   nicht,   später   (nach   Zeugnissen   von   1550   und   1611)   nur   für   einen   bestimmten   Teil   ihres   Vermögens,   und   erst   in   der   zweiten Hälfte   des    17.    Jahrhunderts   gewannen   sie    Befreiung   vom    Schoss.    In   den    Jahren   von    1633    bis    1639,   wo   der   an   die    Beratung   der Bürgersprache   sich   anschließende   Ratsschmaus   ausgefallen   war,   hatten   sie   nicht   geschosst.   Frei   waren   sie   vom   Wachtgelde   und   später auch   von   Service   und   Einquartierung,   von   der   Kontribution   aber   nur   für   einen   Teil   ihres   Vermögens,   wer   etwa   verarmte,   für   den   wurde im   Mittelalter durch eine   Pfründe   im   Heil.   Geist-Hospital gesorgt. Als   besondere   Last des   Standes wird gegen   Ende des   16.   Jahrhunderts der   Aufwand   an   Kleidung   hervorgehoben,   der   der   Stadt   zu   Ehren   gemacht   werden   müsse.   Bei   der   Lust   der   Zeit   an   prächtigen   Kleidern mag die Ausgabe dafür größer gewesen sein, als wir uns vorstellen. Die   Befugnisse   des   Rates   gegenüber   der   Bürgerschaft   waren   nur   gewohnheitsmäßig   abgegrenzt   und   demnach   schwankend.   Anfänglich war   er   sicher   in   mancher   Art   vom   landesherrlichen   Vogt   abhängig   gewesen,   dann   aber,   wie   es   gelang   eine   Gerechtsame   nach   der anderen zu erwerben,   in seinem   Schalten   freier und   freier geworden.   Städtische   Urkunden werden   in der ältesten   Zeit   bis   1324 von Vogt und   Ratmannen   ausgestellt.   Vgl.   Kapitel   3.   Bündig   und   zutreffend   schreibt   der   Lübecker   Chronist   Herman   Korner   1428   dem   Rat   das Recht   zu,   die   Stadt   zu   regieren,   zu   richten,   zu   strafen   und   im   Allgemeinen   wie   im   Besonderen   über   das   zu   verfügen,   was   das   gemeine Gut der   Stadt gelangt.   Sein wichtigstes   Recht war das,   Willküren, d.   h.   Gesetze oder Verordnungen,   zu erlassen, ein   Recht das   ihm   1266 verliehen,   richtiger   wohl   bestätigt   wurde.   Diejenigen   Bestimmungen,   die   für   das   gemeine   Leben   besonders   in   Betracht   kamen   und von Zeit   zu   Zeit   in   Erinnerung   gerufen   werden   mussten,   wurden   alljährlich   der   versammelten   Bürgerschaft   feierlich   in   der   Bürgersprache verkündet.   Vgl.   darüber   vorher.   Daneben   bediente   man   sich,   um   Verordnungen   bekannt   zu   machen,   der   Kanzeln,   seit   dem   Anfang   des 15.   Jahrhunderts auch öffentlicher Anschläge. An das   Recht der Willkür schlossen sich richterliche   Befugnisse an, da über die verwirkten Strafen   zu   erkennen   war.   Und   sicher   seit   dem   Erwerb   der   Gerichtsbarkeit,   vielleicht   aber   auch   schon   früher,   hatte   der   Rat,   wenn   das Urteil   des   Vogtgerichts   gescholten   wurde,   darüber   als   zweite   Instanz   zu   erkennen,   wie   wiederum   von   seinen   Urteilen   der   Rechtszug   an den    Lübischen    Rat   ging.    Ein    Ausfluss   des    Willkürrechts   war   das   der    Besteuerung.    Die   Verlassung   der    zu    Stadtrecht    liegenden Grundstücke   wird   in   Wismar   von   Anfang   an   vor   dem   Rat   geschehen   und   nie   ein   echtes   Ding   in   der   Stadt   gehalten   worden   sein.   Schon im   14.   Jahrhunderte   begegnet   es,   dass   sie   statt   vor   dem   ganzen   Rat   vor   Bürgermeistern   und   Kämmerern   geschah,   und   im   15.   ist   es wahrscheinlich   üblich   geworden,   vor   den   Bürgermeistern   oder   auch   vor   einem   Bürgermeister   und   den   Kämmerern   zu   verlassen.   Auch allerhand andere   Geschäfte   brachte   man vor den   Rat oder die   Bürgermeister, um eine größere   Sicherheit zu erzielen und, wo   nötig, sein oder   ihr   Zeugnis   darüber   anrufen   zu   können.   So   verfuhr   man   bei   Verpfändungen,   Schuldbekenntnissen,   Erbteilungen,   Testamenten, überhaupt   allen   denkbaren   Rechtsgeschäften.   Die   Stadtbücher   sind   voll   davon,   wer   nach   auswärts   eines   Zeugnisses   z.   B.   über   eine Vollmacht,   eine   Erbberechtigung,   seine   Führung   bedurfte,   musste   sich   an   den   Rat   wenden,   und   ebenso   war   dessen   Bürgschaft   bei auswärts   zu   erhebenden   Erbschaften   oder   Schuldeinforderungen   unumgänglich.   Er   erteilte   solche   in   der   Form   von   Zuversichtsbriefen und   deckte   sich   seinerseits   durch   Verbürgung.   Erbloses   Gut   nahm   der   Rat   zunächst   in   Verwahrung,   woraus   der   Stadt   das   ihr   noch   jetzt zustehende jus fisci erwachsen ist. Außerdem   hatte   der   Rat   die   Stadt   nach   außen   zu   vertreten   gegenüber   Landesherren   wie   fremden   Machthabern,   gegenüber   Städten, Bischöfen,    Geistlichen,    nicht    zum   wenigsten   auch   gegenüber    benachbarten    Gutsherren,    mochte   es    Privilegien   oder    Strandrecht betreffen,   geistliche   Gerichtsbarkeit,   Eintreibung   von   Renten   oder   Einlager,   mochten   hansische   Angelegenheiten   zur   Verhandlung stehen, Hansetage zu beschicken oder in der Stadt abzuhalten sein. Soweit   all   diese   Befugnisse   reichten,   so   war   der   Rat   doch   keineswegs   unumschränkter   Herr   in   der   Stadt.   Vielmehr   war   er   darauf angewiesen,   allgemeine   Unzufriedenheit   nicht   aufkommen   zu   lassen   und   ein   gutes   Einvernehmen   mit   der   Bürgerschaft   zu   bewahren. Denn   an   wirklichen   Machtmitteln,   seinen   Willen   mit   Zwang   gegen   mehr   als   einzelne   durchzusetzen,   fehlte   es   ihm   durchaus,   und   die konnte   auch   der   Rückhalt   nicht   ersetzen,   den   die   Hanse   mit   ihren   1417   zuerst   gefassten,   später   wiederholten   Beschlüssen   gegen   jede Beeinträchtigung   des   hergebrachten   Ratsregiments   bot.   Gewiss   waren   die   Folgen   eines   Ausschlusses   von   den   hansischen   Privilegien unter    allen    Umständen    wohl    zu    überlegen,    aber    Leidenschaft    überlegt    nicht.    Es    war    also    für    den    Rat    ein    Gebot    der    Klugheit vorzubeugen,   dass   keine   leidenschaftliche   Missstimmung   entstünde.   Erleichtert   wurde   das   dadurch,   dass   in   allem   Wesentlichen   die Interessen   des   Rates   und   des   maßgebenden   Teils   der   Bürgerschaft   zusammengingen   und   ihre   Verbindung   eine   sehr   enge   war.   Seitdem Wismar im dreißigjährigen Krieg Garnison hatte entnehmen müssen, übte der Rat seine Rechte unter dem Schutz der Regierungen aus. In schwierigen und wichtigen   Sachen, und wo die   Rechte der   Stadt und der   Gemeinheit   in   Frage standen, war es   nötig, die   Zustimmung der   Bürgerschaft   einzuholen.   Welche   Sachen   jedoch   danach   angetan   waren   Verhandlungen   zu   eröffnen,   das   stand   zum   Ermessen   des Rates,   und   nach   Zeit   und   Umständen   wird   er   verschieden   verfahren   haben.   Er   selbst   äußerte   sich   1581   so,   dass   er   in   hochwichtigen Sachen,   wo   es   ihm   bedenklich   gewesen   ohne   die   Erklärung   der   Gemeinde   zu   beschließen,   diese   aufs   Rathaus   entboten   habe.   In   Ulm erforderten    Geldsachen,    Verpflichtungen,    Kriegszüge    und    andere    gewichtige    Dinge    den    Beschluss    der    Gemeinde.    Vielleicht    am Öftesten   ist   bezeugt,   dass   Einwilligung   der   Bürgerschaft   zu   Beschlüssen   über   die   Münze   erforderlich   sei,   demnächst   für   Bündnisse, Verträge   und   Beginn   von   Fehden.   Auch   den   Pfundzoll   konnte   der   Rat   nicht   eigenmächtig   auferlegen.   Doch   meinten   die   in   Lübeck versammelten   Ratssendeboten   1417   dem   Hamburger   Rat   gegenüber,   er   müsse   ohnmächtig   sein,   wenn   er   seine   Bürger   nicht   bewegen könne   darin   einzuwilligen.   Der   Lübecker   Rat   verhandelte   1460   mit   seiner   Bürgerschaft,   ob   man   den   wider   Lüneburg   ergangenen   Bann anerkennen   und   die   Folgerungen   daraus   ziehen   oder   sich   der   Gefahr   des   angedrohten   Bannes   aussetzen   solle.   Mit   gutem   Willen gesamter   Bürger   hat   1310   der   Rat   gewillkürt,   dass   diejenigen   Bürger,   die   Acker   von   der   Stadt   hätten,   ihn   noch   sechzehn   Jahre   behalten, dann   aber   zurückgeben   sollten.   Im   Jahre   1455   haben   sich   Rat,   Bürger   und   Ämter   zu   einem   Angriffe   auf   das   benachbarte   Barnekow verbunden,   1461   haben   die   erbgesessenen   Bürger   und   die   Werkmeister   der   Ämter   in   ein   Bündnis   mit   Lübeck   gewilligt,   1530   der   Rat   in, Einvernehmen   mit   den   Bürgern,   Ämtern   und   ganzer   Gemeinde   eine   Verordnung   über   das   Feilhalten   von   Waren   erlassen.   Schließlich haben   1535   Rat   und   ganze   Gemeinde   die   Einführung   der   Akzise   beschlossen.   Allerdings   war   in   diesen   letzten   Jahren   der   Rat   nicht   im Vollbesitz   seiner   Macht.   Erhalten   ist   die   im   Frühjahr   1391   eine   an   die   Bürger   gerichtete   Ansprache,   als   man   vor   dem   Entschluss   stand, den   Vitalienbrüdern   den   Hafen   zu   öffnen.   Verordnungen   über   das   Brauen   sind   nicht   leicht   ohne   Befragen   der   Brauer   zu   erlassen. Ebenso   wird   es   mit   Luxusordnungen   geschehen   sein,   die   man   sehr   ernst   nahm,   und   für   deren   Bewilligung   durch   die   Bürger   für   Lübeck ein   Zeugnis   vom   Jahre   1454   vorliegt.   Es   stand   aber   dem   Rat   nicht   nur   im   Allgemeinen   die   Entscheidung   zu,   wann   er   die   Bürgerschaft zuziehen   wollte,   sondern   auch,   in   welchem   Umfang   das   geschehen   sollte,   ob   er   nur   den   Willen   einiger,   der   wittigsten   oder   uppersten, gewinnen   wollte   oder   den   der   Erbgesessenen   insgesamt,   ob   auch   den   der   Ämter   oder   gar   der   ganzen   Gemeinde.   Viel   wird   allerdings dabei   auf   die   Erklärung   der   Berufenen   angekommen   sein.   Nach   einer   Darstellung   aus   der   zweiten   Hälfte   des   16.   Jahrhunderts   wäre   es üblich    gewesen,    in    bedenklichen    Sachen    die    Gemeinde    aufzufordern,    wenn    aber    mehrmalige    Beratungen    nötig    wurden,    einen Ausschuss   von   Bürgern   und   Ämtern   zu   bestellen,   dem   die   Gemeinde   Vollmacht   erteilte,   während   die   Auswahl   dem   Rat   zustand.   Ein ständiger   Ausschuss,   der   verfassungsmäßig   die   Bürgerschaft   vertritt,   besteht   seit   1583.   —   Die   wichtigsten   Beratungen   fanden   morgens statt. Man unterschied geradezu Morgensachen und Mahlzeitsachen. Klar   ist,   dass   wie   zu   den   wichtigsten   Entscheidungen   die   Bürgerschaft   zugezogen   werden   musste,   dazu   ebenfalls,   aber   auch   schon   zu minder   wichtigen   das   ruhende   Drittel   des   Rates   geladen   wurde.   Diese   Herren   scheinen   in   den   älteren   Urkunden   als   Bürger   bezeichnet worden   sein,   ein   Umstand,   der   die   Ausstellung   der   Ratslinie   einigermaßen   erschwert   hat.   Die   Geschäfte   aber,   zu   deren   Erledigung   es des   ganzen   Rates   bedurfte,   von   denen   reinlich   und   sicher   abzugrenzen,   die   der   sitzende   Rat   allein   abmachen   konnte,   werden   kaum gelingen.   Ebenso   wird   es   schwierig   sein   zu   ermitteln,   seit   wann   das   Ruhejahr   tatsächlich   weggefallen   ist.   Später   war   nämlich   die Einteilung   der   Ratmannen   in   Austretende,   Bleibende   und   Eintretende,   die   die   Ratsmatrikel   von   1344   bis   1510   durchführt,   eine   bloße Form.   Es   fehlt   z.   B.   in   einer   Urkunde   vom   29.   Juni   1468,   die   den   ganzen   Rat   aufzählen   will,   von   den   22   Ratmannen   6   und   zwar   je   zwei aus   jeder   Gruppe.   Ebenso werden am   13.   Juli   1464 als Vorstand des   Hospitals   zum   Heil.   Geiste drei   Bürgermeister genannt, darunter ein ausgetretener,    wogegen    ein    gebliebener    fehlt.    Als    Sache    des    ganzen    Rates    wird    unbedenklich    das    Beschließen    von    Willküren, Bürgersprachen   und   Amtsrollen   angesehen   werden   können,   ebenso   der   Verkauf   von   Rente.   Auch   Verträge   über   Aufnahme   in   die   Stadt oder   in   den   Heil.   Geist   finden   wir   vom   ganzen   Rat   abgeschlossen,   und   nicht   ganz   selten   haben   Private   ihre   Abmachungen   vor   ihm getroffen. Selbst   bei   der   geringeren   Mitgliederzahl,   mit   der   uns   der   Rat   anfänglich   entgegentritt,   konnte   er   nicht   ohne   Leiter   auskommen.   Dem entsprechend   ist   schon   1241   ein   Bürgermeister   bezeugt.   Auch   Thitmar   von   Bukow   und   Radols   der   Friese,   die   um   1250   der   Stadt   Wort sprechen   und   vor   vier   anderen   Ratmannen   ( de   des   rades   plagen )   genannt   werden,   können   nur   als   Bürgermeister   angesehen   werden. Später   nannte   man   sie   in   Lateinischen   Texten   Proconsules ,   seit   dem   Einwirken   des   Humanismus   (in   der   Ratsmatrikel   zuerst   1548) consules .    Die    Ratmannen    wurden    entsprechend    zuerst    als    consules ,    danach    als    senatores     bezeichnet.    Der    Bürgermeister    waren während    des    Mittelalters    gewöhnlich    vier,    von    denen    einer    das    Wort    hatte.    Ihr    Amt    war    ebenso    wie    das    der    Ratmannen    früh lebenslänglich   geworden,   und   in   der   zweiten   Hälfte   des   15.   Jahrhunderts   wechselte   auch   das   Wort   nicht,   bis   in   den   Langejohannschen Händeln    1466   oder    1467    hierin   der   ältere    Zustand   wieder    hergestellt   wurde.    Die    Bürgermeister    hatten   den    Rat   zu    berufen,   die Verhandlungen zu   leiten und vermutlich seine   Beschlüsse, soweit das   nicht anderen   Ratsämtern zufiel, zur Ausführung zu   bringen.   Der worthabende   Bürgermeister   verfügte   über   das   große   Stadtsiegel   und   das   Sekret,   ebenso   über   die   Torschlüssel,   die   nahe   den   Toren wohnenden   Bürgern   anvertraut   waren.   Manche   Befugnis   wird   Schwankungen   unterlegen   haben   und   viel   dabei   auf   die   jeweiligen Persönlichkeiten   angekommen   sein,   so   bei   dem   erwähnten   Einflüsse   auf   die   Neuwahlen,   auch   bei   der   Besetzung   der   Ratsämter,   die noch   1360   dem   ganzen   Rat   zustand.   Im   Jahre   1583   verboten   die   Bürgermeister   einem   Ratmann   den   Ratsstuhl   und   ließen   sich   auch durch    eingelegte    Fürbitte    nicht    umstimmen.    Der    Einfluss    eines    willensstarken    worthabenden    Bürgermeisters    wird    nicht    leicht überschätzt   werden   können.   In   Stralsund   enthielt   sich   1564   Bürgermeister   Genzkow   eine   Zeit   lang   des   Rates,   um   seinen   Willen durchzusetzen.   1712   beschwerten   sich   neun   Ratmannen   darüber,   dass   die   Bürgermeister,   ohne   den   Rat   zu   berufen,   vieles   abmachten, worüber   dieser   zu   bestimmen   hätte.   Die   Geleitserteilung   mag   so   geregelt   gewesen   sein,   dass   der   worthabende   Bürgermeister   oder   auch die   Bürgermeister   dem   Ansuchenden   vorläufig   bis   zur   nächsten   Ratssitzung   Geleit   geben   konnten.   Die   Bürgermeister   übten   die Obervormundschaft   aus,   sprachen   mündig,   erteilten   das   Bürgerrecht.   Sie   stellten   die   Beamten   an   und   gewährten   Gehaltserhöhungen. Ebenso   wiesen   sie   die   Kämmerer   an,   geheime   Ausgaben   zu   leisten,   und   verfügten   über   Weinspenden.   Die   Gerichtsherren   konnten keine   Klage   annehmen,   bevor   nicht   von   den   Bürgermeistern   der   Versuch   der   Güte   gemacht   und   von   ihnen   die   Klage   zugelassen   war. Überhaupt scheint   lange   Zeit vor   und   nach   1700 das ganze   Handeln der   Ratsämter vom   Willen der   Bürgermeister abgehangen   zu   haben und   nichts   ihrem   Einfluss   entzogen   gewesen   zu   sein.   Zu   Hansetagen   und   anderen   auswärtigen   Verhandlungen   wurde   in   der   Regel mindestens   ein   Bürgermeister   entsandt.   Diese   keineswegs   ungefährlichen   Gesandtschaften   müssen,   da   sie   während   der   hansischen Zeit oft nötig waren und nicht ganz selten weite Reisen erforderten, eine große Last gewesen sein. Neben den   Bürgermeistern genossen die zuerst   1290   bezeugten   Kämmerer das größte Ansehen.   Sie verwalteten das Vermögen der   Stadt und   erhoben   und   verrechneten   demgemäß   auch   Schoß   und   Bürgergeld,   Zoll   und   Hafengebühren,   später   auch   das   Wachtgeld.   Unter ihrer   Obhut standen Archiv und   Stadtbücher, wodurch sie   neben den   Bürgermeistern   für Verlassungen zuständig wurden.   Es   folgen die Richteherren   oder   Vögte,   zuerst   1323   als   solche   genannt,   ursprünglich   gemäß   dem   Lübischen   Recht   dem   landesherrlichen   Vogt   als Beisitzer   zugeordnet,   dann   nach   dem   Erwerb   der   Vogtei   Leiter   des   Niedergerichts   oder   Stapels.   Urteilsfinder   waren   anfangs   Bürger, später   (schon   im   Anfang   des   15.   Jahrhunderts)   die   Fürsprecher.   Den   Weddeherren,   bezeugt   zuerst   1337,   oblag   es,   die   für   Übertretung der   städtischen   Willküren,   also   auch   der   den   Handwerksämtern   erteilten   Rollen   verwirkten   Bußen,   nicht   minder   die   Marktbrüche einzuziehen.   Hatte   nun   auch   eigentlich   der   Rat   über   diese   Bußen   zu   befinden,   zumal   da   sie   vielfach   seiner   Willkür   Vorbehalten   waren und   sehr   häufig   nicht   voll   wahrgenommen   wurden,   so   wird   doch,   namentlich   in   den   geringfügigen   Übertretungen   der   Handwerks-, Dienstboten-   und   Verkehrsordnungen,   die   Entscheidung   bald   den   Weddeherren   zugewiesen   sein.   So   kamen   sie   zu   richterlichen   und polizeilichen   Befugnissen.   Die   Weinherren,   die   zuerst   1341   genannt   werden,   während   in   den   dreißiger   Jahren   noch   die   Ausgaben   für Wein   in   der   Abrechnung   der   Kämmerer   erscheinen,   verwalteten   mit   Hilfe   eines   Schenken   den   Ratsweinkeller,   der   vermutlich   schon bestand,   als   Heinrich   der   Pilger   seine   noch   jetzt   bestehende,   aber   in   Folge   von   Geldentwertung   oder   Ablösung   stark   eingeschrumpfte Weinstiftung   für   die   Kirchen   Wismars   und   der   Nachbarschaft   der   Obhut   der   Wismarschen   Ratmannen   unterstellte.   Die   Weinhändler mussten   ihren   Rheinwein   vielleicht   stets   im   Ratskeller   lagern   und   durften   ihn   wohl   nur   gegen   Entrichtung   eines   Zapfgeldes   zu   dem obrigkeitlich   bestimmten   Preise   verzapfen.   Sicher   seit   der   zweiten   Hälfte   des   15.   Jahrhunderts,   wahrscheinlich   aber   schon   weit   früher hatte   der   Keller   des   Rates   den   gesamten   Kleinverkauf   dieses   beliebtesten   Weins   wie   auch   den   der   Südweine   übernommen   und   behielt ihn   bis   ins   18.   Jahrhundert,   wogegen   die   Weinhändler   diese   Weine   nur   im   Großen   vertreiben   durften   und   sich   sonst   mit   dem   Auszapf der   minder   begehrten   Gubenschen   und   französischen   Weine   begnügen   mussten.   Verpachtet   wurde   der   Kellerbetrieb   seit   1593.   Auch der,   wie   es   scheint,   1477   eingerichtete   Keller   für   das   Eimbeker   Bier   stand   unter   den   Weinherren.   Der   Reingewinn   vom   Keller,   für   den eine   Pacht   an   die   Kämmerei   zu   zahlen   war,   wurde   unter   die   Ratmannen verteilt,   und   daraus   erklärt   es   sich,   dass   die   Weinherren,   da   sie auch    andere    Gefälle    für    den    Rat    einzogen,    schließlich    Verwalter    des    1682    aus    dem    Silberzeug    des    Rates    gebildeten    und    von Eintrittsgeldern   weiter   gespeisten   Ärars   oder   der   Ratspatrimonialkasse   geworden   sind.   Die   Steinherren   besorgten   den   Ankauf   und Verkauf   der   Mühlsteine,   wovon   der   Gewinn   gleichfalls   dem   Rat   zufloss.   Außerdem   begegnen   Ziegelherren   als   Leiter   der   städtischen Ziegelei,   Bauherren   als   Verwalter   des   Bauhofs   und   Leiter   der   städtischen   Bauten,   Münzherren   als   solche   der   Münze,   und   zwar   schon 1353,   während   die   Münze   doch   erst   1359   in   den   Besitz   der   Stadt   überging.   Akziseherren   erscheinen   während   des   Mittelalters   nur vorübergehend, da die   im   15.   Jahrhundert eingeführte Akzise   nicht   lange   bestanden   hat, dann wieder seit   1612.   Zoll und   Marstall   mögen in   älteren   Zeiten   den   Kämmerern   mit   unterstanden   haben.   Später   (1553)   treten   Stallherren   wie   Strandherren   auf,   Landzollherren   und Strandzollherren und, neueren Einrichtungen entsprechend, noch manches andere Ratsamt, wogegen einzelne ältere verschwinden. Zweimal   hat   in   den   ersten   Jahrzehnten   des   15.   Jahrhunderts   der   gesetzmäßige   Rat   für   einige   Jahre   seinen   Platz   räumen   müssen,   zwei andere   Male   während   des   16.   Jahrhunderts   ist   seine   Herrschaft   ernstlich   gefährdet   gewesen.   Über   diese   späteren   Ereignisse   wird   weiter unten zu berichten sein, dagegen müssen wir die älteren revolutionären Vorgänge hier ins Auge fassen. Zuerst   kam der Anlass zum Aufruhr der   Bürger von   Lübeck   her.   Dort   hatte sich der   Rat   im   Sommer   1403 wegen Verrentung und Abtrags der    übergroß    gewordenen    Schuldenlast    an    die    Bürgerschaft    gewandt.    Die    hatte    Rechnung    gefordert    und    war,    wie    sich    die Verhandlungen   hinzogen,   immer   mit   neuen   Forderungen   hervorgetreten,   hatte   einen   Ausschuss   von   Sechzig   eingesetzt,   verlangt,   dass den   Ratsämtern   Beisitzer   aus   den   Bürgern   zugefügt   würden.   Endlich   hatte   sie   die   Befugnis   zu   den   Ratswahlen   ertrotzt.   Darüber   waren im   Frühjahr   1408   die   meisten   und   einflussreichsten   Mitglieder   des   Rates   aus   der   Stadt   entwichen,   Anfang   Mai   aber   ein   neuer   Rat   von der   Bürgerschaft   gewählt   worden.   Von   Lübeck   aus   wurde   die   Bewegung   nach   Wismar   und   Rostock   übertragen.   Der   Zeitpunkt   ist   nicht genau   zu   bestimmen   und   ebenso   wenig   auszumachen,   ob   nicht   die   Streitigkeiten   um   die   Pfarren von   St.   Marien   und   St.   Nikolai   darauf eingewirkt   haben.   Noch   im   September   1408   verwandten   sich   beide   Städte   für   den   Alten   Rat   von   Lübeck.   Dagegen   hatten   am   6.   Nov. 1409   die   Wismarschen   Ratssendeboten   für   die   Vermittlungsverhandlungen   zu   Lübeck   keine   Vollmacht   mehr,   am   12.   November   aber war   ihnen   bereits verboten worden, für den Alten   Rat etwas zu tun und   ihnen aufgetragen für den   Neuen   Rat einzutreten. Von   Mai oder Juni   1410   an   bis   in   den   März   1411   finden   wir   dann   in   Wismar   neue   Ratmannen   neben   den   alten,   danach   nur   neue   Ratmannen.   Diese waren   zum   Teil   den   Handwerksämtern   entnommen,   woraus   man   schließen   muss,   dass   hier   die   treibenden   Kräfte   zu   suchen   sind. Geregt   hatten die Ämter sich schon   im   14.   Jahrhundert, waren aber untergehalten.   In der   Übergangszeit   handeln wohl   neue   Ratmannen ohne alte,   nie aber   umgekehrt alte allein.   Die   Ratsämter waren damals doppelt   besetzt, danach   je   mit drei   Ratmannen   statt, wie   üblich, mit   zweien.   Bei   der   Umsetzung   muss   nach   Maßgabe   der   Ratsliste   an   Stelle   des   regelmäßigen,   vielleicht   nur   noch   formellen   Wechsels derselben   Personen   eine   wirkliche   Erneuerung   der   Körperschaft   durch   neue   Mitglieder   mit   Ausscheidung   alter   Platz   gegriffen   haben. Die   Herren des   Alten   Rates   blieben   unbehelligt   in der   Stadt.   Ein Versuch der   Herzöge, wegen der   Umwälzung   Rechenschaft   zu   fordern, brachte   sie   selbst   in   Gefahr   und   erreichte   nichts.   Wahrscheinlich   seit   Beginn   der   Unruhen   wurde   die   Macht   des   Rates   durch   einen Ausschuss   von   Hundertmännern   beschränkt.   Den   Bürgermeistern,   denen   das   Hospital   zum   Heiligen   Geiste   unterstellt   war,   traten   in der   Übergangszeit   drei   Bürger   an   die   Seite,   nachher   nahmen   sie   allein   deren   Stelle   ein.   Eine   Amtsrolle   der   Bäcker   aus   dem   November 1410   ist   vom   Rat   mit   Einwilligung   der   Bürger   und   Ämter   erteilt   worden,   während   dergleichen   sonst   Sache   des   Rates   allein   gewesen   war. Das   ist   alles,   was   von   der   Umwälzung   bekannt   ist   und   namentlich   an   Veränderungen   während   der   Umwälzung   hervortritt.   Nur   kann vermutet werden, dass angewachsene   Schulden, die   zu   machen der   Rat   schwerlich   hatte vermeiden   können, den   Lübecker   Aufwieglern ihr   Treiben   werden   erleichtert   haben   und   dass   die   Handwerker   begierig   die   Gelegenheit   werden   ergriffen   haben,   Einfluss   zu   gewinnen. Beachtenswert   ist das   Hervortreten des Wollenwebers   Nikolaus   Jesup, der uns später wieder   begegnen wird.   Die   Entwicklung der   Dinge wird   ähnlich   gewesen   sein,   wie   sie   oben   für   Lübeck   skizziert   ist   und   wie   sie   sich   auch   später   wiederholt   abgespielt   hat.   Wie   der   Neue Rat   unter   dem   Einfluss   Lübecks   hoch   gekommen   war,   so   schloss   er   sich   ebenso   wie   der   Rostocker   in   den   nächsten   Jahren   eng   an Lübeck   an,   was   dazu   beitrug,   die   Verbindung   der   wendischen   Städte   zu   lösen.   Nachdem   es   im   April   1412   zum   Bruch   gekommen   war, wurden   erst   1415   die   Fäden   wieder   zusammen   geknüpft.   Als   dann   in   Lübeck   1416,   zuletzt   dank   dem   Eingreifen   des   Dänischen   Königs, die Alten   Herren wieder zur   Macht gelangt waren,   hatte auch   in Wismar die   Stunde für den   Neuen   Rat geschlagen. Vom April   bis   in den Juni   hatten   seine   Ratssendeboten   an   den   Verhandlungen   über   die   Rückkehr   des   Alten   Rates   in   die   Stadt   an   der   Trave   und   dann   an seiner   feierlichen   Einführung   Teil   genommen.   Am   30.   Juni   musste   er   mit   den   vornehmsten   Bürgern   und   vielen   aus   der   Gemeinde   vor den   Herzögen,   mit   denen   bereits   seit   längerem   über   eine   Sühne   verhandelt   war,   Abbitte   tun.   Darauf   führten   diese   selbst,   durch   eine Zahlung   von   10.000   Mr.   Lüb.   zufrieden   gestellt,   am   1.   Juli   die   noch   lebenden   Alten   Ratmannen   in   den   Ratsstuhl   zurück.   Es   waren   ihrer dreizehn.   Diese   ergänzten   sich   am   selben   Tag   durch   Zuwahl   auf   die   Zahl von vierundzwanzig.   Auf   die   Gewerke   entfiel   kein   Anteil,   und auch   die   Mitglieder   des   revolutionären   Rates   blieben   zunächst   unberücksichtigt.   Die   Hundertmänner   traten   ab,   und   Maßregeln,   die dem Rat verfänglich waren, wurden beseitigt. Vertrieben oder bestraft wurde niemand. Nachdem   im   Dezember   auch   in   Rostock   der   Alte   Rat   wiederhergestellt   war,   wurde   zunächst   im   folgenden   Jahre   zu   Lübeck   um Mittsommer   von   den   dort   vertretenen   Städten   beschlossen,   dass   Aufrührer   in   keiner   Hansestadt   geduldet,   sondern   mit   dem   Tode bestraft   werden   sollten.   Handwerker   sollten   bei   ihrer   Aufnahme   ins   Amt   den   Altersleuten   nicht   mehr   schwören,   noch   sollten   ihre Dienstbriefe   von   den   Altersleuten   ausgestellt   und   an   die   Altersleute   gerichtet   werden   dürfen,   vielmehr   die   Räte   sie   ausstellen   und empfangen,    weitere    Vorkehrungen    gegen    neue    Unruhen    enthalten    die    hansischen    Statuten    vom    Sommer    1418.    Aufläufe    oder Verbindungen   gegen   den   Rat   sollten   mit   dem   Tode   gebüßt,   mit   Städten,   die   Unruhestifter   hegten,   aller   Verkehr   abgebrochen   werden. Hansestädte,   deren   Rat   ganz   oder   zum   Teil   von   der   Bürgerschaft   abgesetzt   würde,   sollten   bis   zur   Herstellung   und   Genugtuung   von allem   Verkehr   ausgeschlossen   werden.   Ratssendeboten   aus   Städten,   wo   der   Rat   in   seiner   Macht   beeinträchtigt,   sollten   auf   Städtetagen nicht   gelitten   sein;   käme   solche   Stadt   der   Mahnung,   ihren   Rat   wiederherzustellen,   nicht   nach,   so   sollte   gegen   sie   eine   Verkehrssperre eintreten. Niemand sollte endlich mit größerer Begleitung als selbst seine Sache dem Rat vorbringen. Wohl   sind   diese   Statuten   auch   angewandt   worden,   aber   nicht   gegen   Wismar,   obgleich   dazu   bald   genug   Gelegenheit   gewesen   sein würde.   Es   ist   im   vorigen   Kapitel   erzählt,   wie   die   städtische   Flotte   1427   sieglos   den   Sund   räumte   und   in   Folge   davon   eine   von   Westen erwartete   Salzflotte   großenteils   den   Dänen   in   die   Hände   geriet   und   dass   der   Verlust   Wismars   bedeutend   war.   Das   hatte   sich   kurz   vor Mitte   Juli   zugetragen.   Am   10.   August   brach   Aufruhr   aus.   Damals   sammelte   nach   der   zeitgenössischen   Chronik   des   Mag.   Johann Werkman, der uns schon   bekannte Wollenweber   Nikolaus   Jesup, der von   1411   bis   1413   im revolutionären   Rat   Bürgermeister gewesen war, die   Seinen   und   machte   einen   Auflauf   gegen   den   Rat.   Er   wollte   Nachricht   von   einem   aus   die   Stadt   geplanten   Überfall   haben   und behauptete,   die   Tore   hätten   nachts   eine   Woche   lang   offen   gestanden.   Andere   bestätigten   das   für   bestimmte   Tore   und   sprachen   von einem   Einverständniss   zwischen   Ratmannen   und   dem   Dänenkönige.   Auch   sollten   vor   dem   Großen   Wassertor   an   hundert   Bewaffnete gesehen   worden   sein,   die   allerdings   das   Tor   geschlossen   gefunden   hätten.   Die   Handwerker   verbanden   sich   mit   einem   Teil   der   Bürger, vorzüglich   mit denen, die vor elf   Jahren   mit   ihnen zusammen   im   Regiment gewesen waren.   Zu Verhandlungen   mit dem   Rat wählten sie Ausschüsse, erst Sechsunddreißiger, danach Sechziger. Die   Beschwerden   und   Forderungen,   über   die   die   Sechsunddreißig   am   23.   August   mit   dem   Rat   verhandelten,   gipfelten   darin,   dass   man sich   durch   die   hansischen   Artikel   gegen   Aufruhr   beschwert   ansah,   die   neuen   Eide   abgeschafft   haben   wollte,   über   unfreundliche Behandlung   durch   den   Rat   klagte   und   Zuziehung   der   Bürger   zu   wichtigen   Entscheidungen   forderte.   Es   wurde   eine   Untersuchung   der Versäumnisse   in   der   bisherigen   Kriegführung,   tüchtige   Rüstung   mit   gerecht   verteilter   Last   und   bessere   Bewachung   der   Stadt   verlangt. Außerdem   begehrte   man   Herabsetzung   der   Akzise,   Verminderung   der   Tagfahrten,   Aufhebung   des   Geleits   für   Schuldner   der   Bürger und   einiges   andere,   das   mehr   zur   Verbrämung   dient.   Im   Laufe   der   Verhandlungen   muss   der   älteste   Bürgermeister   Johann   Banzkow   die Unzufriedenen   aufgefordert   haben,   selbst   die   Wache   zu   übernehmen,   und   ihnen   dazu   die   Torschlüssel   ausgeliefert   haben.   Das   wurde sofort   angenommen   und   ein   großes   Aufgebot   für   die   Wache   gemacht.   Natürlich   gab   das   neuen   Anlass   zu   weiterer   Aufregung.   In wiederholten   Zusammenkünften   der   Sechziger   und   der   ganzen   Bürgerschaft   gewannen   die   Ämter   vermöge   unablässiger   Wühlarbeit mehr   und   mehr   die   Oberhand   über   die   Bürger.   Dann   forderten   und   verlangten   sie   die   Gefangensetzung   des   Ratmanns   Heinrich   von Haren,   der   1426   und   1427   vor   Flensburg   und   im   Sund   die   Wismarschen   geführt   hatte   und   den   man   des   Verrates   beschuldigte.   Das geschah   am   24.   September.   Am   folgenden   Tag   versuchte   Bürgermeister   Banzkow,   gegen   den   gleichfalls   Drohreden   laut   wurden,   sich durch   Flucht   in   Sicherheit   zu   bringen,   wurde   aber   eingeholt   und   nun   ebenfalls   gefangen   gesetzt,   wie   es   scheint,   in   einem   formell ordnungsmäßigen   Gerichtsverfahren,   nur   dass   ein   dem   Lübischen   Recht   nicht   bekannter   öffentlicher   Ankläger   bestellt   wurde.   Beide wurden,   Haren   als   Verräter   zum   Tode   durchs   Rad,   Banzkow   als   Meineidiger   (wegen   seiner   Flucht)   und   Verräter   zum   Tode   am   Galgen und   zu   Setzung   aufs   Rad   verurteilt,   sicherlich   völlig   zu   Unrecht.   Beide   wurden   nach   Verhandlungen   mit   ihren   Angehörigen,   die urkundlich aller   Rache entsagen   mussten, von,   Rat   zum   Schwert   begnadigt   und auf dem   Markt, der eine am   31.   Oktober, der andere am 18. November hingerichtet. Mit   Eifer   wurde   weiter   gewühlt,   und   keine   Behauptung   war   unsinnig   genug,   wenn   sie   sich   nur   gegen   den   Rat   verwerten   ließ.   So gestaltete   sich   das   Herüberholen   einer   Abschrift   von   dem   1423   mit   König   Erich   von   Dänemark   geschlossenen   Bündnis   von   Rostock   her zu einem großen   Schlag, weil   man   in diesem   Bündnis einen   Beweis   für den Verrat   finden wollte, wir   müssen wohl die   Nachwirkung der Erinnerung daran   in   Rechnung ziehen, dass des   Königs   Eingreifen   1416 die   Herstellung des Alten   Rates   in   Lübeck und damit auch die   in Wismar   bewirkt   hatte.   Die   Beschwerden   des   Königs   darüber,   dass   ihm   die   Räte   das   Bündnis   nicht   nach   seinen   Wünschen   halten wollten   und   statt   dessen   den   Krieg   begonnen   hatten,   müssen   entweder   übersehen   oder   irgendwie   umgedeutet   worden   sein.   Sonst   lässt es   sich   kaum   ausdenken,   wie   es   möglich   war,   dass   Korner,   der   hier   doch   Selbsterlebtes   erzählt,   den   Ausbruch   der   Unruhen   auf   Briefe des Königs zurückführt. Jenes    Bündnis    musste   endlich   auch   den   Vorwand    für   die   Absetzung   des    Rates    liefern.    Nach    langen   Verhandlungen   über   einen Bürgerbrief und Aufnahme von Amtsleuten   in den   Rat   hatte   man die   Herzogin   Katharine, die für   ihre unmündigen   Söhne   mit   Hilfe von Räten regierte,   bewogen   in Wismar zu erscheinen, um den   inneren   Frieden   herzustellen. Wegen der Tumulte   machte   man   ihr   klar, dass der   Alte   Rat   abgesetzt   werden   müsse.   In   der   Urkunde,   in   der   sie   diese   Absetzung   am   4.   Januar   1428   ausspricht,   begründet   sie   die Maßnahme   mit   der   Behinderung,   die   der   Rat   durch   das   ohne   Einwilligung   der   Landes   Herrschaft   und   ohne   Hinzuziehung   der   Bürger geschlossene   Bündnis   für   die   Landesherrschaft   und   die   Stadt   geschaffen   habe.   Sie   setzte   einen   Neuen   Rat   aus   Bürgern   und   Ämtern   ein gemäß   einer   ihr   von   diesen   zugestellten   Liste,   mit   der   Befugnis   zur   Selbstergänzung.   Die   aus   den   Ämtern   Erwählten   mussten   aus diesen   austreten.   Die   Alten   Ratmannen   sollten   als   Bürger   in   der   Stadt   bleiben,   gerichtlich   zur   Verantwortung   gezogen   werden   können, jedoch ihres Lebens sicher sein. Die   Windigkeit   der   Begründung   in   der   Urkunde,   in   der   übrigens   auch   die   Zwistigkeiten   zwischen   Rat   und   Bürgern   auf   jenes   Bündnis zurückgeführt   werden,   liegt   für   jeden,   der   mit   den   Verhältnissen   nur   einigermaßen vertraut   ist,   auf   der   Hand.   Doch   ist   der   wahre   Wert vorgeschobener Gründe bei dergleichen recht gleichgültig. Der Schein muss gewahrt werden. So war es ehemals, so ist es jetzt. Aus Anlass der   hergestellten   Einigkeit wurde eine   feierliche   Messe abgehalten.   In der   Stellung zur   Hanse änderte sich   nichts,   besonders mit   Lübeck   fand   nach   wie   vor   ein   eifriger   Meinungsaustausch   statt.   Der   Krieg   wurde   mit   Ernst   und   Eifer   fortgesetzt.   Auch   im städtischen   Regiment   wurden   die   alten   Bahnen   verfolgt.   Dieselben   Bürgersprachen   wurden   verkündet,   nur   dass   der   Artikel   vom   Geleit für   Schuldner fortblieb.   Die auf Verlangen der   Bürger   jüngst abgeschaffte   Bierakzise wurde aufs   Neue eingeführt.   Die   Ratsämter wurden wie   von   1411   bis   1416   mit   je   drei   Personen   besetzt.   Als   Vorsteher   des   Heiligen   Geistes   aber   finden   wir   diesmal   alle   vier   Bürgermeister, während von   ihnen sonst   nur   zwei   zu sein   pflegten   und   bei der vorigen   Umwälzung   Bürger   ihre   Stelle eingenommen   hatten.   Unter den Sechzig   kam   die   Bürgerschaft   so   wenig   zu   ihrem   Recht   wie   vorher.   Nach   wie   vor   drängten   sich   Werkmeister   und   Altersleute   der   Ämter unbefugt   ein,   und   nach   wie   vor   hatten   so   die   Ämter   die   Oberhand.   Gegenüber   der   Unbändigkeit   einzelner   Demagogen   war   der   Neue Rat so machtlos, wie es der Alte gewesen war. Nur   wenig   über   zwei   Jahre   konnte   der   Neue   Rat   sich   halten.   Der   jüngere   Sohn   des   Hingerichteten   Bürgermeisters   Lüdeke   hatte   sich durch   die   in   einer   Zwangslage von   ihm   mit   besiegelte   Urkunde   nicht   für   gebunden   erachtet   und   sowohl   beim   Deutschen   König   wie   bei der   Veme   geklagt.   Die   Folge   war   ein   Mahnschreiben   des   Freigrafen   Kurt   Rube   mit   Androhung   eines   gerichtlichen   Verfahrens,   von Seiten   des   Königs   aber   Verhängung   der   Acht   und   ein   Mandat   mit   schwereren   Drohungen,   wenn   sich   die   Stadt   nicht   fügen   wollte. Vollstrecker   sollten   die   Herzogin   und   Lübeck   sein.   Noch   am   12.   Februar   1430   hatten   die   Lübecker   keine   klare   Antwort,   aber   bis   zum   19. März   war   es   der   Herzogin   im   Verein   mit   den   Sendeboten   Lübecks,   Hamburgs,   Stralsunds   und   Lüneburgs   gelungen,   die   Wismarschen zu Nachgiebigkeit zu bestimmen. Die   Angehörigen   der   Hingerichteten   wurden   öffentlich   um   Vergebung   gebeten,   Seelmessen   mit   Opfergang   gehalten,   Pilgrime   an heilige   Stätten   entsandt,   auf   dem   Marienkirchhof   eine   (1850   abgebrochene)   Sühnekapelle   mit   zwei   Vikareien   und   auf   dem   Markt   ein Sühnekreuz errichtet. Die Kosten hiervon und von der Rechtsverfolgung trug die Stadt. Der   Neue   Rat   wurde   abgesetzt   und   der   Alte   wiederhergestellt   und   feierlich   in   den   Ratsstuhl   zurückgeführt.   Auch   ihn   mussten   die neuen   Ratmannen um Vergebung   bitten, was geschehen war, sollte   niemand dem anderen   nachtragen.   Die   Sechzig wurden   für alle   Zeit beseitigt,   Auflauf   und   Aufsässigkeit   mit   schwerer   Strafe   bedroht,   der   Rat   in   seine   volle   Macht   wieder   eingesetzt.   Die   Bestellung   der Werkmeister oder Altersleute sollte dem   Rat zustehen, von dem die Ämter sich diese   ihre Vorsteher zu erbitten angewiesen wurden;   nur mit   Wissen des   Rates sollten sie   Morgensprache   halten.   Alle Verbindungen wurden   für   nichtig erklärt.   Bürgern   und   Einwohnern wurde ein   Eid   auferlegt,   wodurch   sie   sich   zur   Treue   gegen   die   Landesfürsten   und   zum   Gehorsam   gegen   den   Rat   verpflichteten.   Dieser   Eid sollte, wie es von alters   her   üblich gewesen   ist, auch   in   Zukunft von allen   Bürgern geschworen werden, wie der   Bürgereid so wurde auch der    Ratseid    festgestellt.    Auch    er    verpflichtete    in    erster    Linie    zu    Treue    gegen    die    Herzöge.    Die    Akzise    sollte    noch    einige    Jahre fortbestehen. Die   gesamte    Amtstätigkeit   des    Neuen    Rates,   soweit    nicht   dadurch   die    Landesherrschaft   oder   der    Alte    Rat    und   dessen    Anhang geschädigt   waren,   wurde   als   rechtmäßig   anerkannt.   Niemand   ist,   so   viel   wir   wissen,   vertrieben   worden.   Selbst   Nikolaus   Jesup   blieb   in der Stadt. Nach   einigen   Wochen   ergänzte   sich   der   Rat   durch   acht   neue   Mitglieder   auf   die   Zahl   von   fünfundzwanzig,   vier   von   diesen   acht   hatten nachweislich   dem   Neuen   Rat   angehört,   davon   drei   als   Bürgermeister.   Um   Ansprüchen   auf   diese   vorzubauen,   hatte   sich   der   Rat   gleich nach seiner Wiederherstellung sechs Bürgermeister erkoren. Sich   um   die   Aufhebung   der   Acht   zu   bemühen,   scheint   man   nicht   für   nötig   gehalten   zu   haben.   Sie   erfolgte   erst   im   Frühjahr   1432, nachdem inzwischen der immer geldbedürftige König Siegmund um Genugtuung für den Aufruhr angehalten hatte. Nach   jener Zeit   ist die   Herrschaft des   Rates zwar einige   Male durch   Unbotmäßigkeit der   Bürger   in   Frage gestellt, auch durch   Einsetzung des   Bürgerausschusses   beschränkt, aber   nicht verworfen worden.   Darüber wird weiter unten   im   8. und   12.   Kapitel zu   berichten sein.   Die Vertreibung   des   Bürgermeisters   Langejohann   (1464—1467),   die   die   Stadt   recht   sehr   geschädigt   hat,   fällt   dem   Rat   und   nicht   der Bürgerschaft   zur   Last.   Der   letzte   Anlass   dazu   war   die   Feindschaft   Herzog   Heinrichs   IV.,   die   sich   der   Bürgermeister   zugezogen   hatte. Auch darüber folgt später (im 8. Kapitel) das Genauere. Die   Entwicklung   des   Beamtentums   nur   einigermaßen   genau   zu   verfolgen,   gestattet   die   Dürftigkeit   der   Quellen   nicht.   Der   wichtigste und   lange   Zeit   auch   der   erste   Beamte   war   der   Stadtschreiber   oder   Ratsschreiber,   weil   alle   Geschäfte,   die   die   Tätigkeit   der   Feder erforderten,   durch   seine   Hand   gingen.   Seit   er   Gehilfen   erhalten   hatte,   wurde   er   auch   Protonotar,   seltener   Kanzler   benannt.   Zwei Schreiber   hatte   die   Stadt   1431,   nur   einen   1519.   Wir   sehen   namentlich   deshalb   nicht   klar,   weil   sich   der   Stadtschreiber   auf   eigene Rechnung   Gehilfen   hielt,   für   die   er   verantwortlich   war.   Für   den   vielfachen   Wechsel   der   Handschrift   im   ältesten   Stadtbuch   habe   ich keine   Erklärung.   Während   des   Mittelalters   war   der   Stadtschreiber   wohl   regelmäßig   ein   Kleriker   wie   z.   B.   die   um   das   Stadtbuchwesen besonders   verdienten   Heinrich   von   Eimbek,   Nikolaus   Swerk,   Heinrich   von   Balsee,   von   späteren   Georg   Persevale,   der   in   ganzer   Gestalt auf seinem   Grabstein abgebildet   ist.   Mancher wird   juristische   Bildung genossen   haben. Von   Mag.   Georg   Below dem   Älteren wissen wir, dass er eine Witwe   hinterlassen   hat.   Einige   traten später   in den   Rat ein, so   Markwart   Banzkow,   Georg   Below der Ältere und der   Jüngere, Mag. Dionysius Säger. Im   16.   Jahrhundert   machte   sich   das   Bedürfnis   eines   rechtsgelehrten   Beamten   geltend,   und   so   stellte   man   einen   Syndikus   an.   Der   erste, 1538   begegnende   fand   längere   Zeit   keinen   Nachfolger,   indem   man   sich   mit   dem   Beirat   eines   Rostocker   Juristen   behalf.   Erst   von   1567   an wurde   das   Syndikat   eine   ständige   Einrichtung,   bis   es   mit   dem   Aufhören   der   Wismarschen   Gerichtsbarkeit   ein   Ende   nahm.   Der Syndikus   gehörte   nicht   zum   Rat,   hatte   aber   seinen   Rang   gleich   nach   den   Bürgermeistern.   Nicht   selten   geschah   es,   dass   ein   Syndikus zum Bürgermeister gewählt wurde und dann, namentlich im 17. Jahrhundert, das Amt eines Syndikus beibehielt. Seit   1441   kann   man   eine   Liste   von   Gerichtsschreibern   aufstellen.   Ebenso   gehört   noch   der   Posten   eines   Wachtschreibers,   vielleicht   auch der   eines   Kämmereischreibers   dem   Mittelalter   an.   Von   andern   Beamten   wurde   ein   Arzt,   d.   h.   ein   Wundarzt,   schon   1281   in   Dienst genommen,   wahrscheinlich   waren   er   und   seine   Nachfolger   bis   ins   16.   Jahrhundert   hinein   von   Haus   aus   Barbiere,   ihre   vorzüglichste Aufgabe   aber   war,   Zeugnis   über   Wunden   abzulegen   oder   zu   Gichten,   wie   es   in   einem   Eid   von   1533   heißt,   natürlich   auch   Wunden   zu verbinden. Es sind die Vorgänger des Stadtphysikus oder, wie es seit kurzem heißt, des Stadtarztes. In den dreißiger   Jahren des   14.   Jahrhunderts   besoldete die   Kämmerei einen   Stadtschreiber, einen gewissen   Bernhard, der   Wachtmeister oder   Ausreitervogt   gewesen   sein   wird,   einen   Marstallknecht   und   eine   Anzahl   Diener   und   Torwächter.   Sonst   standen   noch   im   Dienst der   Stadt   Schulmeister,   Münzmeister,   Ziegelmeister,   Zimmermeister,   Maurermeister,   Herrenschmied,   Moormeister   und   Torfstecher, außerdem   Kellermeister   und   Weinschröter   des   Rates.   Hinzu   kommen   mehrere   Ratsdiener   (Hausdiener   und   reitende   Diener),   Fron, Wächter,   Wagenknechte   und   Ratspfeifer,   Hirten   und   Marktknechte.   Die   Kohlenträger   oder   Kohlenmesser   waren   zugleich   niedere Gerichtsbeamte,   Häscher.   Im   Jahre   1459   treffen   wir   auf   einen   städtischen   Steinsetzmeister   (der   stad   bruggere ),   um   1500   auf   einen Strandvogt.   Sollten   alle   aufgezählt   werden,   die   der   Rat   in   Eid   nahm,   so   würde   die   Reihe   viel   länger   werden.   Aber   nicht   jeder,   der vereidigt   wurde,   ist   als   städtischer   Beamter   oder   Diener   anzusehen,   nicht   z.   B.   Mäkler   und   Fürsprecher   ( degedinges-   lude ).   Mit   dem Ende   des   16.   und   im   Laufe   des   17.   Jahrhunderts   vermehrten   sich   die   Beamten   durch   Akziseschreiber,   Akzisediener   und   Akzisewächter, die    verschiedenen    Wraker    (Bierwraker,    Mehlwraker.    Strandwraker),    Wäger,    Burgleute    auf    den    Landwehren,    Baumschließer, Strandschreiber,     Kollekteneinnehmer     und     Kollektenschreiber,     Fiskal,     Gewettschreiber,     Gerichtsknecht,     Bauschreiber     und Kunstmeister   (Wassersteller).   Dabei   ist   entschieden   -   auf   Zufälligkeiten   der   Überlieferung   zurückzuführen,   dass   die   Burgleute   erst   so spät   in städtischem   Dienst   begegnen.   Müller und Apotheker   hatten ein   Pachtverhältnis   mit der   Stadt, später der   Pächter des   Ratskellers mit dem Rat. Stallherren,   Marstallknecht   (noch   im   15.   Jahrhundert   Marschall   geheißen),   Herrenschmied   und   Wagenknechte   erforderte   der   Betrieb des   Marstalles,   der   wegen   der   Reisen   der   Ratssendeboten   nötig   war.   Er   lag   in   der   Bauhofstraße,   die   deshalb   in   ihrem   oberen   Teil   bis 1876    Hinter   dem    Herrenstall    hieß,    längs   der    Stadtmauer.    Im    Jahre    1294   wird   er    zuerst   genannt,   wie   viele    Pferde   während   des Mittelalters   darin   gehalten   wurden,   ist   unbekannt;   1584   waren   nicht   über   6,   1592   etwa   10,   1630   8   genannt.   An   Rüstwagen   und   Kutschen waren   1630   4   vorhanden.   Pferde   und   Wagen   wurden   vom   letzten   Drittel   des   15.   Jahrhunderts   an   oft   von   den   Herzögen   in   Anspruch genommen.   Der   Ackerbau   des   Marstalles   sollte   1664   eingestellt   werden,   da   er   Verlust   brachte,   dass   letzte   Heu   ist   für   ihn   1707   geerntet. Die   letzten   Stallherren sind   1659 ernannt worden.   1722   fand die damals Wismars Verhältnisse prüfende   Kommission, dass   Kutscher und Pferde   abgeschafft   werden   könnten.   Eingegangen   ist   der   Betrieb   aber   erst   1758   oder   1759;   doch   wurde   wieder   1785   eine   Kutsche   für   eine Reise   von   Deputierten   nach   Stralsund   gekauft,   die   1775   im   Herrenstall   stand.   Das   Marstallgebäude   selbst   ist   1797   verkauft   worden.   Im Mittelalter wurde der Marschall Geleiteten als Schützer mitgegeben. Viele,    wenn    nicht    die    meisten    Bedürfnisse    der    Stadt    wurden    ehemals    aus    Pacht-    oder    Mieterträgen,    aus    Gebühren    und    der Eigenwirtschaft   bestritten,   Wedde,   Gericht   und   Schulen   warfen   während   des   Mittelalters   noch   etwas   ab.   Dennoch   war   ohne   Steuern nicht   auszukommen.   Voran   steht   unter   diesen   das   Schoß,   eine   reine   Vermögensabgabe,   die   auf   Grund   eidlicher   Aussage,   anfangs   von allem   Gut   in   und   außerhalb   der   Stadt,   seit   1600 von   dem   unbeweglichen   Gut   aber   nur   in   soweit,   als   es   sich   innerhalb   des   Gebietes   oder der   Gerichtsbarkeit   der   Stadt   befand,   eingefordert   wurde.   Nicht   verschosstes   Gut   sollte   verfallen   sein.   In   Lübeck   hat   der   Satz   des Schosses    erheblich    geschwankt,    in    Wismar    betrug    er,    mindestens    von    etwa    1550    an    ein    Viertel    vom    Hundert,    während    von Grundstücken    und    dem    Kapitalwert    von    Renten    in    Besitz    von    Nichtbürgern    (namentlich    auch    von    Geistlichen    und    Vikareien) Außenschoß   im   Betrag   von   1   vom   Hundert   wahrgenommen   wurde.   Dazu   kam   noch   Vorschoß,   das   jeder   in   gleicher   Höhe   bezahlen sollte.   Da   die   Vermögen   und   Vermögenswerte   von   Anfang   an   nicht   groß   waren   und   seit   der   zweiten   Hälfte   des   15.   Jahrhunderts abnahmen,   während   die   Bedürfnisse   der   Stadt   wuchsen,   geriet   diese   immer   mehr   in   Schulden.   Die   Erträge   des   Schosses   aber   gingen auch   darum   zurück,   weil   sich,   um   die   Vermögenslage   nicht   aufzudecken,   sicher   im   16.   Jahrhundert   die   Gewohnheit   herausgebildet hatte,    dass    der    Schossende    selbst    sein    Schoß    ungezählt    in    den    Kasten    steckte.    Bei    seinem    Bürgereid    freilich!    So    konnte    der Bürgermeister   Schabbelt   behaupten,   nicht   der   Wert   der   Dachziegel   würde   von   den   Häusern   verschosst.   Der   Rat   sch0sste   wie   auch anderswo,   z.   B.   in   Göttingen,   für   sich.   Die   aus   dem   17.   Jahrhundert   erhaltenen   Listen   weisen   entsprechend   jener   Üblichkeit   der Geheimhaltung   nur   die   Namen   und   den   Zahlungsvermerk   aus.   Der   Vorschlag   des   Rates,   durch   Einschätzung   der   Häuser   und   Äcker wenigstens   für   das   Schoß   von   diesen   eine   Grundlage   zu   schaffen,   scheiterte   an   dem   widerstreben   der   Bürger,   die   dummdreist   die schlechte   Finanzlage   auf   ungetreue   Verwaltung   zurückführten.   Erst   1722   hören   wir,   dass   vor   etwa   5   Jahren   eine   Taxe   gemacht   sei   und dass,   wer   sich   dadurch   beschwert   fühlte,   seine   Beschwerde   unter   Eid   zu   rechtfertigen   habe.   Damals   bestand   der   Missbrauch,   dass   die Brauer   mit   ihrem   Schoss   fast   ein   rundes   Jahr   in   Rückstand   blieben,   weil   sie   ihre   Rechnungen   am   8.September   abschlossen,   die herkömmliche   Schoßzeit   aber   Michaelis   war.   Das   sollte   abgeschafft   werden.   Von   den   durch   Wegziehen   oder   Vererbung   nach   auswärts gehenden    Vermögen    wurde    Abschoss    oder    der    Zehnte    erhoben.    Das    ist    erst    im    18.    und    19.    Jahrhundert    durch    zahlreiche Sonderabkommen allmählich abgeschafft worden Seit    etwa    1460    wurde    in    Ablösung    der    ordentlichen    persönlichen    Wachtpflicht    ein    Wachtgeld    erhoben,    nämlich    von    den Hauseigentümern   4   Schillinge, die große Wacht, von den   Budenbesitzern   3—18   Pfennige, von den   Kellerbewohnern aber   1—6   Pfennige, die   kleine   Wacht.   Frei   waren   die   Ratmannen   für   die   von   ihnen   bewohnten   Häuser   und   die   Bürger,   die   die   Schlüssel   zu   den   Toren   und Pforten   der   Stadt   bewahrten.   Knochenhauer   sind   Träger,   die   der   Stadt   zu   anderen   Leistungen   verpflichtet   waren,   später   auch   die Werkmeister der Ämter. Für   besondere   Bedürfnisse   wurden   zu   Zeiten   besondere   Steuern   oder   Kollekten   eingesammelt,   so   1513   eine   Hafenkollekte,   1535   ein Wall-   und   Grabengeld,   1610   eine   Steuer   zu   städtischen   Bauten,   seit   Anlegung   der   Wasserleitung   Wassergeld.   Nach   der   gleichzeitigen Chronik   Jürgen   Wevers   wurden   1617   und   1618   Hausgulden,   Tripelsteuer   vom   Hause,   Kollekte,   Wachtgeld,   Befestigungssteuer   erhoben. Der dreißigjährige Krieg brachte außer den von den Machthabern geforderten Kontributionen Service, Holzgeld, Tran- und Lichtgeld. Vom   Zoll,   den   die   Stadt   1373   zugleich   mit   der   Gerichtsbarkeit   zum   zweiten   Male   und   endgültig   erwarb,   wissen   wir   fast   nichts   und kennen   nur   zwei   Zollrollen,   die   1328   zwischen   dem   Landesherrn   und   der   Stadt   vereinbarte   und   eine   andere   von   1628   über   Damm-   und Brückengeld,   die   noch   1828   in   Kraft   war.   Später   nämlich   wurde   der   Landzoll   zur   Besserung   der   Dämme   und   Brücken   verwandt   und dementsprechend in Damm- und Brückengeld umgetauft. Am Hafen wurde ein Ruder- und Kopfgeld erhoben. Die   um   1427   eingeführte   Akzise   wurde,   wie   zu   erwähnen   war,   1430   landesherrlich   für   einige   Jahre   bestätigt.   Sie   betraf   nur   das   Bier   und erregte   große   Unzufriedenheit,   obgleich   zu   ihren   Gunsten   mit   Recht   angeführt   werden   konnte,   dass   auch   der   fremde   Mann   dazu beitragen   müsse,   wann   sie   aufgehört   hat,   ist   unbekannt.   1462   warf   Herzog   Heinrich   der   Stadt   vor,   sie   habe   über   16   Jahre   wider   seinen Willen   Akzise   erhoben   und   sie   ohne   sein   Wissen   abgeschafft,   als   er   ihre   Einstellung   verlangt   hätte.   Wiederum   bestand   um   1460   eine Abgabe    von    Lebensmitteln,    die    aus    Wismar    ausgeführt    wurden.    Als    1535    in    den    Geldnöten    während    der    Grafenfehde    unter stillschweigender    Billigung    Herzog    Albrechts    die    Akzise    aufs    Neue    für    vier    Jahre    eingerichtet    wurde,    befreite    man    entlastend diejenigen,   deren   Vermögen   keine   500   Mr.   erreichte,   vom   Schoss   und   diejenigen,   die   bei   der   Verlosung   der   Äcker   leer   ausgegangen waren,   vom   Wachtgelde.   Wieder   trat   sie   1561,   um   übernommene   landesherrliche   Schulden   tilgen   und   verzinsen   zu   können,   auf   den ganzen   Warenverkehr   ausgedehnt,   in   Erscheinung   und   dauerte   nunmehr   dreihundert   Jahre   lang   als   unentbehrlicher   Rückhalt   für   die Erfordernisse   der   Stadt.   Anfangs   hatte   Wismar   keine   fürstliche   Bewilligung   oder   Bestätigung   dafür   nachgesucht   noch   davon   wissen wollen.   Nachdem   aber   kurz   vor   1580   sich   lang   hinziehende   Zwistigkeiten   zwischen   Rat   und   Bürgern   ausgebrochen   waren,   musste   der Rat   1600   die   herzogliche   Einwilligung   erbitten   und   sich   zu   einer   jährlichen   Anerkennungszahlung   an   die   Landesherrschaft   bequemen, was   Rostock   schon   1584   hatte   tun   müssen.   Die   Akzise   sollte   nach   diesem   Abkommen   nur   bis   zur   Abbürdung   der   Schuldenlast, höchstens   aber   30   Jahre   lang   bestehen   bleiben.   Im   Jahre   1623   wurde   eine   Erhöhung   der   Sätze   und   eine   Verlängerung   der   Dauer,   1636 jedoch   eine   Verdoppelung   und   der   Fortbestand   für   immer   erlangt,   beide   Male   unter   Steigerung   der   Anerkennungszahlung   je   auf   den doppelten   Betrag   des   bisherigen,   so   dass   von   1636   an   jährlich   800   Gulden   (in   jetzigem   Geld   1.400   Mark)   an   die   herzögliche   Kasse   zu zahlen   waren.   Die   Taxe   wurde   nochmals   1724   erhöht.   Erst   1863   ist   bei   Neuordnung   der   Mecklenburgischen   Zollverhältnisse   die   Akzise von   ein-,   aus-   und   durchgehenden   Waren   weggefallen   gegen   eine   Entschädigung   der   Stadt   für   den   Ausfall   durch   eine   jährliche   vom Land   zahlbare   Rente von   48.000   Mark, von der ein   Teil   1870 durch   Kapitalzahlung abgelöst   ist.   Die   Konsumtionsakzise   hat einige   Jahre länger angedauert. Genaueres hierüber im 21. Kapitel. In engem Zusammenhang   mit der Akzise stand das   Hafengeld von der Ware, das gleichzeitig   mit der Akzise aufgehört   hat, während das von den Schiffen fortbesteht, aber von der Stadt nicht mehr einseitig erhöht werden darf, da es auch den fremden Mann trifft. Von   Steuern   für   den   Landesherrn   kannte   man   in   Wismar   während   des   Mittelalters   nur   die   Orbör,   deren   Betrag   früh   festgelegt   war   und die   von   der   Kämmerei   gezahlt   wurde,   und   die   außerordentlichen   Beden.   Die   Orbör   wurde   gegen   eine   unverzinsliche   Herzog   Johans Albrecht   1565   gewährte   nie   zurückgezahlte   Anleihe   auf   die   Hälfte   des   früheren   Betrags   nämlich   auf   100   Mark   herabgesetzt.   Sie   ist   1875 durch   Vertrag   beseitigt.   Die   außerordentlichen   Beden   oder   Landbeden   bedurften   der   Bewilligung   der   Stände.   Sie   wurden   im   16. Jahrhundert,   wie   es   scheint,   eine   ständige   Einrichtung   und   in   Wismar   auf   Häuser,   Buden   und   Keller   umgelegt.   Man   nannte   diese Abgabe   damals   Fürstengeld   oder   auch   Herrengeld.   Ein   Beitrag   der   Stadt   zur   Aussteuer   der   Töchter   des   Landesherrn,   die   bis   1918 bestehende   Prinzessinnensteuer,   ist   in   den   unvollständig   erhaltenen   Wismarschen   Rechnungen   zuerst   1564   bezeugt.   Für   das   Reich wurden Türkensteuer und Kaiserbede eingezogen und an die Landesregierung oder besondere Sammelstellen abgeliefert. Oftmals,   besonders   in   Kriegszeiten,   reichten   weder   die   ordentlichen   Einnahmen   der   Stadt   noch   die   Steuern   aus,   um   die   Ausgaben   zu decken.   Dann   nahm   man   seine   Zuflucht   zu   Anleihen   und   verkaufte   Renten,   am   liebsten   Leibrenten,   entweder   aus   den   allgemeinen Einkünften   der   Kämmerei   oder   aus   bestimmten   Einnahmen,   wie   aus   dem   Rathaus   (d.   h.   der   Tuchhalle),   den   Marktbuden,   den Hopfengärten.   An   einer   Anleihe   aus   den   siebziger   Jahren   des   13.   Jahrhunderts,   die   vielleicht   wegen   des   Mauerbaus   oder   wegen   Ankaufs des   Tessiner   Werders   ausgenommen   wurde,   sind   mindestens   160   Personen   mit   Beträgen   von   50   Mark   bis   zu   4   Schillingen   abwärts beteiligt:   es   wird   eine   Zwangsanleihe   gewesen   sein.   Der   höchste   Beitrag   fällt   auf   den   Juden   Johim   und   seine   Söhne,   dann   folgt   Wilken Hanstert.   Andere   Anleihen   von   1281   und   1285   werden   mit   dem   Ankauf   von   Dorsteen   und   Dargetzow   zusammenhängen.   Zum   Zwecke des   Rathausbaus   wurde   Geld   zu   Weichbildrecht   zu   etwa   7   vom   Hundert   angeliehen.   Dieser   Zinsfuß   war   für   jene   Zeit   niedrig,   wie überhaupt   die   Stadt   fast   stets   billigen   Kredit   gefunden   hat.   Den   Umfang   der   allmählich   angehäuften   Schulden,   die   ein   Anlass   zu   den Unruhen   des   15.   Jahrhunderts   waren,   vermögen   wir   nicht   einmal   zu   schätzen.   Erst   für   das   16.   Jahrhundert   stehen   Zahlen   zu   Gebote. 1524   schuldete   die   Stadt   24.650   Mr.   Lüb.,   1560   musste   sie   von   den   landesherrlichen   Schulden   50.000   Mark   und   nochmals   1572   26.400 Gulden   (39.600   Mark)   übernehmen.   Da   die   Akzisebürger   seit   1580   auch   für   die   dringendsten   Bedürfnisse   kein   Geld   mehr   hergaben,   so gelang   es   ihnen   zwar   durch   so   einseitiges   dummes   Sparen   die   Schulden   der   Akzise   stark   herabzumindern,   auf   der   anderen   Seite   aber sah   sich   der   Rat   genötigt,   auf   die   Kämmerei   stets   neue   Gelder   anzuleihen.   So   kam   es,   dass   die   Schulden   der   Stadt   eher   zu-   als abnahmen. 1598 wurde die Verschuldung der Stadt (aus Kämmerei und Akzise zusammen) auf etwas über 91.000 Mark festgestellt.
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