8. Kapitel.   Bis zum Ende der Grafenfehde (1537).     Wir wenden   uns wieder der   Folge der   Begebenheiten   zu.   Das   Herrscherhaus   hatte   in dem   Streben, sich die   nordischen   Reiche   untertan zu   machen,   seine   Machtmittel   erschöpft.   Schlimmer   noch   war   sein   Verlust   an   Manneskraft.   König   Albrecht,   1395   seiner   langjährigen harten   Gefangenschaft erledigt, war   nach   seinem   Bildnis   in   Doberan ein gebrochener   Mann.   Er   hatte   mit   seinem   Neffen   Johann   IV. das Land geteilt.   Nach seinem Tod   (1412)   lebten von den vier   Enkeln   Herzog Albrechts   II.   nur   noch zwei, der eben genannte   Herzog   Johann, der   um   1390   mündig   geworden   war,   und   Herzog   Albrecht   V.,   der   bis   1415   oder   1416   unter   Vormundschaft   stand.   Johann   starb   1422   und hinterließ   zwei   Söhne   im   Alter   von   5   und   4   Jahren.   Albrecht   starb   1423   ohne   Kinder.   Es   folgte   also   Vormundschaft   auf   Vormundschaft. Erst   Heinrich,   der   älteste   Sohn   Johanns   IV.,   erreichte   wieder   höhere   Jahre,   indem   er,   1417   geboren,   sechzigjährig   1477   starb.   Bald   nach Beginn   ihrer   bis   1436   andauernden   vormundschaftlichen   Regierung   hatte   Herzogin   Katharina   1424   einer   Anzahl   Adliger   die   Vogteien übertragen   und   ihnen   zwei   Bürgermeister   und   zwei   Ratmannen   aus   Rostock   und   Wismar   zugeordnet   mit   dem   Auftrag,   für   die Befriedung   des   Landes   zu   sorgen.   Die   ganze   Unfähigkeit   dieses   vielköpfigen   Rates   war   gelegentlich   der   Unruhen   in   Wismar   zu   Tage getreten,   und auf den   Ritter   Matthias   Axekow, der der Vertrauensmann der   Herzogin gewesen   zu   sein   scheint,   fällt aus   seinen   Händeln mit   dem   Lübecker   Domkapitel   ein   übles   Licht.   So   mag   es   schon   zu   dieser   Zeit   schlecht   um   die   Ruhe   des   Landes   bestellt   gewesen   sein. Herzog   Heinrich   aber   war,   als   er   wirklich   zu   regieren   anfing,   entweder   nicht   fähig   oder   auch   nicht   des   Willens,   durchzugreifen   und dem    überhandnehmenden    Rauben    seines    im    Vitalierwesen    und    im    Kriegsverlauf    verwilderten    Adels    zu    steuern.    Es    wird    von städtischer   Seite   geradezu   behauptet,   dass   er   den   Wegelagerern   durch   die   Finger   gesehen   habe.   Auf   alle   Fälle   nahmen   die   Klagen   über Unsicherheit   der   Straßen   zu.   Am   meisten   litten   die   Dörfer,   und   mit   in   Folge   davon   begann   in   der   zweiten   Hälfte   des   Jahrhunderts   die Unterdrückung   der   Bauern   mit   dem   Streben   der   Grundherren,   sie   an   die   Scholle   zu   fesseln.   Aber   auch   der   Erwerb   der   städtischen Bevölkerung wurde mannigfach unterbunden und nicht am wenigsten wurde der Handel Wismars mit dem Binnenland gestört. In scharfem   Gegensatz zu der   Schwäche und   Untüchtigkeit des   Mecklenburgischen   Herrscherhauses   in dieser Zeit steht das Aufstreben der   Hohenzollern   in der   Mark   Brandenburg, die der   Burggraf   Friedrich von   Nürnberg   1412 als   Pfand,   1415 als erblichen   Besitz gewonnen hatte   und   womit   er   1417   feierlich   belehnt   war.   Nun   drehte   sich   das   Verhältnis   des   vergangenen   Jahrhunderts   um,   wo   Brandenburg schwach,   Mecklenburg   stark   gewesen   war,   und   das   auf   die   Dauer.   Dabei   verschlug   es   nichts,   dass   Herzog   Heinrich   von   Mecklenburg das   Glück   hatte,   mit   Heinrich von   Stargard   zusammen   1436 das   Land   Werle   und   1471 allein die   Länder   seines   Stargardischen Vetters   zu erben, so dass er zuletzt Mecklenburg in einer Ausdehnung beherrschte wie keiner seiner Vorfahren. Größere    kriegerische    Unternehmungen    als    die    schon    berichteten    sind    im    14.    und    15.    Jahrhundert    für    Wismar    nicht    mehr    zu verzeichnen,   wohl   aber   allerhand   Fehden,   zu   denen   auch   seine   Bürger   unter   Führung   von   Ratmannen   auszogen.   So   1412,   um   etwas zurückzugreifen,   gegen   die   Moltke   zum   Stritfeld,   1419   in   die   Uckermark   vor   Strasburg   1425   gegen   Gans   von   Putlitz,   1452   gegen Pommern vor   Barth,   1468   ins   Land   Stettin vor   Treptow.   Bei   diesem   letzten   Zug   geriet   der   Ratmann   Johann   Mane   in   die   Gefangenschaft Anklams.   In   einer   Fehde   zwischen   Herzog   Heinrich   und   seinem   Stargardischen   Vetter   Ulrich   hatte   Wismar   1467   seine   Mannschaft   vor Brüel.   Im   Winter   1477   auf   1478   endlich   wurde   Wismars   Bürgerschaft   wiederholt   gegen   Pommern   nach   Malchin   hin   aufgeboten,   ebenso zu Bereitschaft 1478 im Herbst (gegen Ungarn) und 1480 im Spätsommer. Auch das   Reich   machte einige   Male   Ansprüche an die   Wehrkraft der   Stadt.   König   Siegmund   forderte   1426 den   Reichsanschlag   und   1431 gemäß   Reichsschluss   die   Stellung   des   fünfzigsten   Mannes   gegen   die   Hussiten,   wie   er   sich   früher   1423   deshalb   an   die   Hansestädte gewandt   hatte.   Zur   Beratung über   Hilfe gegen die Türken   lud   im Auftrag des   Kaisers   1472   Graf   Günther zu   Mülingen und   Barby Wismar nach   Lübeck   ein.   Hilfe   gegen   Ungarn verlangte   schließlich   im   Winter   1489   Kaiser   Friedrich.   Irgend   ein   Anzeichen,   dass   Wismar   diesen Anforderungen   entsprochen   hätte,   findet   sich   nicht;   auch   an   der   Abwehr   Karls   des   Kühnen   von   Burgund   1475   wird   es   sich   nicht beteiligt haben. Dagegen hat es vor dem 31. Oktober 1492, statt Heeresfolge zu leisten, Kaiserbede an die Herzoge gezahlt. Es   mag   hier   eingefügt   werden,   dass   Wismar   ebenso   wie   einzelne   andere   landsässige   Städte   Einladungen   zum   Konstanzer   Konzil   und später   wiederholt   zum   Reichstage   erhalten   hat.   Wir   wissen   von   solchen   Schreiben   von   1414,   1417,   1460,   1493.   Natürlich   sind   diese Ladungen lediglich Beweise für eine unüberlegte oder liederliche Führung der Reichsmatrikel. Über    die    Beteiligung    Wismars    als    Hansestadt    am    Kampf    gegen    König    Erich    von    Dänemark    und    die    sich    daher    schreibenden Feindseligkeiten   mit   den   Holländern   ist   im   4.   Kapitel   berichtet   worden.   Wismar   tritt   dabei   nicht   hervor,   weder   tätig   noch   leidend, doch   beteiligte   es   sich   1444   an   den   Verhandlungen   zu   Kampen.   Den   Bremer   Auslieger   Grote   Gert,   der   1443   dreizehn   Holländische Schiffe in die Gollwitz gebracht hatte, vertrieb es von da. Von   den   verschiedentlichen   Plänen   norddeutscher   Fürsten   um   das   Jahr   1450,   die   Städte   mehr   unter   ihre   Botmäßigkeit   zu   zwingen, wurde   Wismar   1447   unmittelbar   durch   Ansage   eines   Besuchs   König   Christophs   von   Dänemark   berührt.   Lübeck   hatte   diesem   Fürst, einem   geborenen   Herzog   von   Baiern,   nur   Geleit   für   ein   Gefolge   von   400   bis   500   Mann   geben   wollen   und   seine   Einquartierung   bei   den Dominikanern   am   Burgtor   bedenklich   gefunden.   Das   hatte   den   König   verstimmt   und   er   hat   sich   daraufhin   bei   Wismar   angemeldet. Dies aber war ähnlich auf seine   Sicherheit   bedacht, und so wurde aus dem   Besuch   nichts.   Im   Januar darauf   befreite der Tod des   Fürsten die   Städte, die sich von   ihm   Übles versahen, von   Sorge.   Ein   Bund der   Herzöge von   Mecklenburg und   Pommern vom   14. August   1449 zur Bezwingung   des   Ungehorsams   ihrer   Städte   und   gegen   alle,   die   mit   ihnen   in   Verbindung   stünden,   ging   sehr   bald   in   die   Brüche   und   in eigene Befehdung über. Unterdessen wurde das Verhältnis zwischen Wismar und seinem   Landesherrn um diese   Zeit recht schlimm.   In den   Rentenkäufen   jener Tage   für   Kirchen und Vikareien war   häufig,   ja   fast regelmäßig abgemacht, dass der zu den   Renten   Berechtigte die verpflichteten   Bauern oder   das   Dorf   bei   Ausbleiben   der   Zahlung   ohne   weiteres   pfänden   oder   pfänden   lassen   könne.   Als   1455   im   Dezember   die   Diener   des Wismarschen   Rates   mit   Knechten   der   Marienkirche   aus   solchem   Anlass   in   Weitendorf   und   Gressow   gepfändet   hatten,   wurden   sie   auf dem   Heimweg von den   Grundherren, den v.   Plessen zu   Barnekow, überfallen.   Darauf stürmte ein Wismarsches Aufgebot anderen Tages deren   Hof.   Größerem   Unheil   wurde   nur   dadurch   vorgebeugt,   dass   Heinrich   v.   Bülow   zu   Plüschow,   wohl   als   Vogt   von   Grevesmühlen, einen   Vertrag   vermittelte,   wonach   die   Plessen   dem   Wismarschen   Rat   leisten   sollten,   wozu   sie   nach   Entscheidung   der   Landesherren   in Recht   oder   Güte   verpflichtet   seien.   Herzog   Heinrich   nahm   aber   die   nach   Lage   der   Dinge   und   nach   Herkommen   völlig   berechtigte Selbsthilfe der   Stadt gewaltig übel und   beschwerte sich am   18.   Januar   bitter   bei   Lübeck darüber, dass die Wismarschen den   Plessen   ihre Häuser   zu   Barnekow   niedergeschossen,   zerbrochen,   ihren   Inhalt   zerhauen,   verderbt,   vernichtet   und   jene   gefangen   hätten,   ohne   vor ihm   und   seinem   Rat   zu   klagen,   und   dass   sie   weder   den   Plessen   ihren   Schaden   erstatten   noch   ihm   für   die   Gewalttat   nach   Erkenntnis seiner   Räte   und   Städte   genugtun   wollten.   Er   bat,   Wismar   zu   veranlassen,   dass   es   die   Gefangenen   frei   gebe   und   sich   zu   Recht   stelle, auch   an   den   Verhandlungen   teilzunehmen.   Wismar   seinerseits   erbot   sich   wegen   der   v.   Plessen   zu   Recht   und   bat   Lübeck,   sich   beim Herzog   dafür   zu   verwenden,   dass   er   seinen   Unwillen   fahren   lasse.   Die   herzoglichen   Räte   und   Wismar   begannen   darüber   mit   Lübeck und   Hamburg   zu   verhandeln,   und   es   sollten   weiter   noch   Herzog   Adolf   von   Schleswig   und   Bernhard   von   Sachsen   zugezogen   werden; doch   ist   nicht   bekannt,   was   aus   den   bald   hinausgeschobenen   Verhandlungen   geworden   ist.   Seinen   Unwillen   hat   der   Herzog   nicht schwinden lassen, sondern nur bis zu besserer Gelegenheit zurückgestellt. Im   Herbst   1458   trat   er   mit   einigen   Räten   vor   den   Wismarschen   Rat   und   erhob   gegen   dessen   ältesten   Bürgermeister   Peter   Langejohann Klage,   dass   er   bei   Lübeck   des   Herzogs   Schaden   gesucht   und   sich   dessen   gerühmt   habe,   dass   er   Hans   Tanke   und   andere   habe   gefangen setzen   lassen oder aus der   Stadt verwiesen und   Fürschreiben des   Herzogs und der   Herzogin unterschlagen   habe, dass er ein   Schandlied auf   den   Herzog   habe   dichten   und   absingen   lassen,   dass   er   einen   Auflauf   habe   machen   wollen,   dass   er   mit   wenigen   Ratmannen   eine Satzung gemacht   habe, wonach   Lebensmittel   nur gegen eine erhebliche   Gabe   (merklike gave) aus der   Stadt aufgeführt werden dürften, schließlich dass er einen Mordbrenner beschützt habe. Der   Rat   sandte   seinem   Bürgermeister   die   Abschrift   der   schriftlich   eingereichten   Klagen   zu   und   verstellte   es   zum   Herzog,   wann   er   die Verantwortung   Langejohanns   hören   wolle.   Jener   erklärte,   dass   zwei   Tage   zuvor   anzeigen   zu   wollen,   beschwerte   sich   aber   stattdessen bei   König   Christian   von   Dänemark,   der   eine   Nichte   seiner   Gemahlin   zur   Frau   hatte.   Daraufhin   forderte   der   König   mehrmals   den   Rat auf,   seinem   Herzog   Genugtuung   zu   leisten,   und   gab   dem   durch   die   Drohung   Nachdruck,   sonst   die   Wismarschen   in   seinen   Reichen nicht   dulden   zu   wollen.   Das   war   namentlich   wegen   der   Schonenfahrt   bedenklich,   und   so   bemühte   sich   Wismar,   den   König   durch Darlegung   des   Sachverhalts   und   Verhandlungen   zufrieden   zu   stellen.   Hierbei   kam   es   am   3.   August   1462   zu   einem   Schiedsspruch,   der Peter Langejohann verschiedene Eide auferlegte und, da dieser sie leistete, die Klagen des Herzogs über ihn aus dem Weg räumte. Über   die   Unstimmigkeiten   zwischen   dem   Herzog   und   dem   Rat   wurde   nicht   gesprochen,   da   man   sich   über   die   Schiedsrichter   nicht hatte   einigen   können,   und   es   mussten   nunmehr   mehrere   der   gegen   Langejohann   erhobenen   Klagen,   wollte   der   Herzog   sie   weiter verfolgen,   gegen   den   Rat   geltend   gemacht   werden.   Gleich,   nachdem   der   Bürgermeister   die   Eide   geschworen   hatte,   erließ   der   Herzog   in seinem   ganzen   Land   ein   Verkehrsverbot   gegen   Wismar   und   erreichte   auch   bei   König   Christian   den   Widerruf   des   den   Wismarschen   im Frühjahr   erteilten   Geleits   für   die   Schonenfahrt.   Unter   den   Klagen,   die   der   Herzog   erhob,   stand   die   über   die   Selbsthilfe   gegen   die   v. Plessen   zu   Barnekow   voran.   Weiter   klagte   er,   dass   Wismar   ihn   in   seinem   Strandrecht   in   der   Gollwitz,   seinem   väterlichen   Erbe,   und   in seinem   Hof   in   der   Stadt   vergewaltigt,   dass   es   sich   ohne   Not   mit   Lübeck   verbunden   habe   in   Sachen,   die   ihn   und   sein   Land   angingen, dass   es   täglich   ihm   und   seinen   Mannen   ihre   Bauern   wegholen   und   in   die   Stadt   bringen   lasse,   dass   es   endlich   über   Jahre   lang   wider seinen Willen Akzise erhoben und sie schließlich, als er die Abschaffung verlangte, ohne sein Wissen abgeschafft habe. Zur   Erläuterung   diene,   dass   sich   seit   der   zweiten   Hälfte   des   14.   Jahrhunderts   die   Beamten   und   Landesherren   die   alten   bei   den Strandanwohnern   wohl   nie   vergessenen   Ansprüche   auf   das   Strandgut   zu   eigen   machten,   während   die   Städte   an   den   früher   erlangten Befreiungen   vom   Strandrechte   festhielten.   Der   besondere   Fall,   der   sich   um   diese   Zeit   bei   Gollwitz   abgespielt   haben   muss,   ist   nicht bekannt.   Das   Bündnis   mit   Lübeck   war   am   23.   April   1461   zu   gegenseitigem   Beistand   für   fünf   Jahre   abgeschlossen   unter   Vorbehalt   der Pflichten   der   Stadt   gegen   Reich   und   Landesherren.   Es   wird   wohl   so   sein,   wie   Herzog   Heinrich   es   herausführte,   dass   Wismar   in   diesem Bund   Rückenstärkung   gegen   ihn   suchte.   Gegen   geltendes   Recht   verstieß   der   Bund   nicht,   was   die   Bauern   anlangt,   so   verbieten   die Bürgersprachen   seit   1400,   Bauern   gewaltsam   in   die   Stadt   zu   bringen,   und   verwehren   den   Bauern   den   Eintritt,   wenn   sie   sich   nicht   mit ihren   Herren   abgefunden   hätten.   Aus   dem   Jahre   1457   liegt   im   Ratsarchiv   die   erste   Beschwerde   vor,   dass   ein   Bauer   heimlich   wider   den Willen   seiner   Grundherren   nach   Wismar   gezogen   sei.   Später   mehren   sich   die   Klagen.   Auf   die   damaligen   schlimmen   Zustände   auf   dem flachen   Land   ist   vorher   hingewiesen   worden,   über   die   Akzise   zu   dieser   Zeit,   ihre   Einführung   und   ihre   Abschaffung   wissen   wir   ebenso wenig etwas wie über die Vergewaltigung auf dem Fürstenhofe. Die   Stadt   ihrerseits   klagte   über   Beeinträchtigung   ihrer   Privilegien   insbesondere   in   Bezug   auf   das   Strandrecht   (den   Seefund   in   der Gollwitz). Der   Ausfall   der   Schonenfahrt,   noch   empfindlicher   dadurch,   dass   man   sich   darauf   gerüstet   hatte   und   dazu   ausgefahren   gewesen   war, und   die   Verkehrssperren   im   Land   machten   die   Stadt   geneigter   als   vorher,   einen   Ausgleich   mit   ihrem   Herrn   anzustreben.   Dieser   kam am   23.   Dezember zu   Stande.   Der   Herzog   ließ seine   Klagen   fallen und   bestätigte der   Stadt   ihre   Privilegien, Wismar aber zahlte   ihm statt geforderter 4.000 Mark 1.000 Rheinische Gulden (höchstens 1.400 Mark Lüb.). In   der   Stadt   und   im   Rat   aber   muss   sich   die   Stimmung   gegen   den   Bürgermeister   Langejohann   gewandt   haben,   indem   man   ihm vermutlich   die   Verluste   zuschrieb.   Im   Rat   wird   ihm   sein   starker   Wille   Feindschaft   erweckt   haben.   Man   beschuldigte   ihn   1467,   dass   er vor   fünf   Jahren   durch   falschen   Bericht   über   zugesagtes   Geleit   die   Bürger   verleitet   habe,   nach   Schonen   zu   ziehen.   Außerdem   warf   man ihm   Missbrauch   von   Siegel   und   Sekret   der   Stadt   vor,   die   er   als   ältester   Bürgermeister   in   Verwahrung   hatte,   jedoch   nicht   ohne Einwilligung   des   Rates   oder   seiner   Mitbürgermeister   benutzen   durfte.   Er   sollte   eidvergessen   und   eigennützig   heimlich   zwei   Urkunden besiegelt    haben,    eine,    damit    Verwandte    einen    Verlust    bei    den    Bergenfahrern    zu    Lübeck    einklagen    könnten,    die    andere,    einen Zuversichtsbrief   vom   22.   Dezember   1460,   um   in   Assens   Erbansprüche   seiner   Frau   verfolgen   zu   können.   Dieser   Zuversichtsbrief   sollte fälschlich   das   alleinige   Erbrecht   der   Frau   des   Bürgermeisters   bezeugen,   während   sie   tatsächlich   einen   Miterben   hatte.   Gerade   diese letzte   Sache   wird   in   der   Klage   des   Rates   in   derartiger   Breite   verarbeitet,   dass   alles   Übrige   dagegen   verschwindet   und   es   aussieht,   als   ob der   Rat   nur   zu   diesem   Klagepunkt   rechtes   Zutrauen   gehabt   habe.   Und   Zeugnisaufnahmen   aus   dem   Dezember   1463   und   Januar   1464 erwecken   allerdings   den   Anschein,   als   ob   der   Zuversichtsbrief   nicht   in   Ordnung   gewesen   sei   und   Langejohann   mindestens   fahrlässig gehandelt    habe.    Besonders    bedenklich    ist    es,    dass    die    darin    genannten    Nächstzeugen    ihr    Zeugnis    ableugneten.    Anderseits    ist hervorzuheben,    dass    der    Zuversichtsbrief    nach    einem    dieser    Zeugnisse    ausführlich    in    das    (jetzt    verlorene)    Register    des    Rates eingetragen war; wogegen wieder die diesem   Umstande gegenüber völlig unnütze   Bemühung des   Bürgermeisters um   Zurückgewinnung der   ausgefertigten   Urkunde   rätselhaft   ist.   Wie   dem   auch   sei,   so   wurde   aus   Anlass   dieses   vor   kurzem   bekannt   gewordenen   Handels   am 13.   Dezember   1463   Langejohann   genötigt,   sein   Amt   als   Bürgermeister   niederzulegen   und   aus   dem   Rat   auszuscheiden,   angeblich freiwillig wegen   zu   hohen   Alters.   Er versprach die   Sache   nicht   zu verfolgen, der   Rat   ihn als   Bürger   zu schützen.   Das wurde   jedoch   nicht gehalten,   und   Langejohann   entzog   sich   drohender   Verhaftung   durch   Flucht   nach   Lübeck.   Die   Weise,   wie   er,   zu   Hause   als   Verräter   und Meineider   verfestet,   trotz   allen   seinen   Feinden   im   Rat   und   gegenüber   dem   noch   andauernden   Übelwollen   seines   Landesherrn   in hartnäckigem   Kampf   seine   Wiederherstellung   durchsetzte,   lese   man   in   der   fesselnden   Darstellung   Crulls.   —   Hier   muss   es   genügen   zu sagen, dass es wesentlich die   Unterstützung   König   Christians von   Dänemark   und die des   Lübecker   Rates war, womit er   sie durchsetzte. Auch   in   Wismar   fehlte   es   ihm   nicht   an   Verbindungen   und   Sympathien,   die   ihm   zu   Statten   kamen,   was   ihm   die   Hilfe   des   Lübecker Rates   sicherte,   ist   nicht   weit   zu   suchen:   das   Legitimitätsprinzip,   das   langjährige   Zusammenarbeiten   und   der   Wunsch   eine   bewährte Kraft   nicht   zu   missen.   Mehr   Vermutung   bleibt   der   Versuch   zu   erklären,   was   König   Christian,   der   vorher,   als   er   den   Herzog   gegen Wismar   unterstützte,   doch   eigentlich   Langejohann   gegenüber   gestanden   hatte,   bewog,   nun   für   diesen   gegen   jenen   Partei   zu   nehmen. Sucht   man   die   Beweggründe   in   der   Politik,   so   kann   der   König   nur   beabsichtigt   haben,   für   seine   Schwedischen   Pläne   in   einer   der wendischen   Städte   an   Einfluss   zu   gewinnen,   wie   er   zwei   Jahre   später,   als   er   allerdings   in   höherem   Grad   der   Hilfe   gegen   Schweden bedurfte,   Stralsund   seine   Privilegien   bestätigte.   Sonst   darf   man   darauf   Hinweisen,   dass   unter   Mitwirkung   Christians   auch   in   Stralsund vor   einigen    Jahren   der   vertriebene    Bürgermeister    Otto   Vöge   zurückgekehrt   war   und   dass    Langejohann    1450   und    1462   einer   der Schiedsherren   zwischen   Dänemark,   Polen,   Danzig   und   Preußen   gewesen   war.   Persönliche   Beziehungen   freundlicher   Art   zu   dem Dänischen   Ritter   Eggert   Frille,   Lehnsmann   zu   Hindsgavl,   sind   durch   einen   erhaltenen   Brief   bezeugt.   Dieser   hatte   1462   bei   dem Schiedsspruch zwischen   Herzog   Heinrich und   Langejohann   mitgewirkt. Vielleicht   hatte auch der   Sohn   Langejohanns   Magister   Johann, der    in    Rom   gewesen   war,    Bekanntschaften    in   der    Dänischen    Kanzlei,   etwa    mit   dem    1466    im   August    nach   Wismar   entsandten königlichen Sekretär Peter von Embek. Als   Mittel,   gegenüber   Wismar   seinen   Willen   durchzusetzen,   bediente   sich   der   König   wie   früher   der   Verkehrssperre   und   insbesondere der   Aufruf   des   Geleits   für   Schonen.   Auch   blieb   es   nicht   bei   Drohungen,   sondern   es   wurde   wirklich   Wismarsches   Gut   beschlagnahmt, widerstrebend   genug   gab   sich   der   Rat   in   den   Schiedsspruch   Herzog   Heinrichs   und   seiner   Räte   und   der   Sendboten   von   Lübeck, Hamburg    und    Rostock.    Die    Schiedsrichter    aber    erkannten    am    26.    Juni    1467    nach    langer    schwieriger    Verhandlung    auf    völlige Wiederherstellung   Langejohanns   in seine   früheren   Ämter   und würden, wogegen er   König   Christian   bewegen sollte, seine   Ungnade von der   Stadt   zu   nehmen.   Nicht   ohne   besondern   Anlass   ist   wohl   der   Satz,   dass   Langejohann   den   städtischen   Sekretären   nichts   nachtragen solle.   Denn   es   ist   bezeichnend,   dass   im   Zeugebuch   in   der   ersten   Schrift,   wo   der   wiederhergestellte   Bürgermeister   genannt   ist   —   zwei Blätter   mit   Eintragungen von   1467 und   1468 sind   herausgerissen   sein   Name zu denen der anderen   Bürgermeister   nachgetragen   ist als „ein   gewisser"   Peter   Langejohann   und   ohne   das   ihm   gebührende   Prädikat   Herr.   Allmählich   wird   sich   alles   wieder   zurechtgezogen haben, Langejohann starb 1475. Von   diesen   Streitigkeiten   her   ist   bis   1919   die   Einrichtung   geblieben,   dass   der   älteste   Bürgermeister   nicht   mehr   dauernd   am   Wort   blieb, wie das vorher gewesen war, sondern dass das Wort in gewissen Zeiträumen wechselte. Von   größerer   Bedeutung   sind   ohne   Zweifel   die   wiederholten   Verkehrssperren   für   die   Stadt   gewesen   und   haben   ohne   Zweifel   den Niedergang,   dem   Wismars   Handel   und   Erwerb   schon   seit   einiger   Zeit   verfallen   war,   vertieft.   Bereits   1448   klagte   Wismar,   dass   es   nicht wie   früher   Schiffe   zur   Seewehr   ausrüsten   könne.   Allerdings   ist   an   St.   Nikolai   und   St.   Georgen   seit   Ausgang   der   dreißiger   Jahre   mit Macht   gebaut   worden,   und   St.   Nikolai   auch   bis   gegen   1490   hin   wirklich   fertig   geworden.   Damals   kann   der   Rückgang   des   Wohlstandes also   noch   nicht   so   sehr   spürbar   gewesen   sein.   Denn   die   Mittel   zu   jenen   großartigen   Bauten   wurden   von   den   Bürgern   aufgebracht. Außerdem    sind    oder    waren    vielmehr    noch    im    19.    Jahrhundert    eine    Anzahl    stattlicher    Privathäuser    übrig,    die    man    jener    Zeit zuschreiben   muss.   Aber   beim   Bau   von   St.   Georgen   ging   der   Atem   aus.   Im   Jahre   1464   entschloss   man   sich,   in   Lübeck   zu   kollektieren, und   1465   zu   Weihnachten   mussten   sich   die   Lübecker   Rentengläubiger   mit   einem   Drittel   ihrer   Rente   begnügen.   Dennoch   wurde   in   den letzten   Jahrzehnten   des   Jahrhunderts   an   der   Kirche   weiter   gebaut.   Es   blieben   aber   auch   die   Marien-   und   die   Nikolai-Kirche   mit   ihren Rentenzahlungen   1464   in   Rückstand,   und von   1479   bis   1487   liegen   fünf   Briefe vor, worin sowohl einzelne   Geistliche wie der   Bischof von Ratzeburg   von   der   Kämmerei   verlangen,   den   Geistlichen,   die   seit   einigen   Jahren   nur   die   Hälfte   ihrer   Renten   erhalten   hatten,   diese wieder   ungekürzt   zu   zahlen.   Sogar   um   die   Auszahlung   eines   dem   Sekretär   des   Deutschen   Kaufmanns   zu   Brügge   zugesagten   Honorars von   20   Gulden   für   einen   wichtigen   Dienst   und   um   Erstattung   einer   Auslage   von   etwa   15   Mark   Lüb.   musste   man   sich   1472   des   Öfteren mahnen    lassen.    Noch    beredter    ist    die    Bürgersprache    von    1480.    Sie    fordert    auf,    den    allgemein    schlechten    Steindamm    (dessen Instandhaltung   seit   dem   13.   Jahrhundert   den   Anliegern   oblag)   zu   bessern,   und   beklagt,   dass   viele   Leute   Häuser   oder   Buden   für   wenig Geld   an   sich   brächten,   um   sie   einige   Jahre   zu   bewohnen   und   vorsätzlich   verfallen   zu   lassen;   verpflichtet   die   Eigentümer   und   Rentner verfallener   oder   verbrannter   Häuser,   solche   binnen   Jahr   und   Tag   wieder   aufzubauen,   und   droht,   dass   der   Rat   sonst   die   Grundstücke einziehen werde.   Eine   Folge dieser Verhältnisse,   uns aber ein   sprechendes   Zeugnis   für eine allgemeine   Entwertung der   Grundstücke   ist es,   dass   die   Verwaltung von   St.   Marien   bis   1518   nicht   weniger   als   18   Häuser   und   94   Buden   erwerben   musste, von   denen   sie   sich   erst   seit 1540   langsam   frei   machen   konnte.   Verluste   an   verfallenen   Häusern   bezeugen   das   Buch   des   Großen   Kalandes   1471   und   1475   und   das Zeugebuch   für   1474.   Die   Spielleute   konnten   1464   ihre   Bruderschaft   allein   nicht   mehr   ausrecht   erhalten,   weshalb   es   ihnen   erlaubt wurde,   auch   andere   als   Mitglieder   aufzunehmen.   Die   Schuhmacher   gaben   1478   die   Schuhbuden   an   die   Stadt   zurück,   weil   ihnen   die Miete   zu   drückend   wurde.   Endlich   nahm   die   Zahl   der   Laken,   die   die   Wollenweber   walken   ließen,   seit   1481,   wo   die   ersten   (schon   oben benutzten) Daten zur Verfügung stehen, von Jahr zu Jahr ab. Mehr    Zeugnisse    darf    man    nicht    verlangen.    Mit    ihnen    aber    steht    in    Einklang    das    Urteil    des    zeitgenössischen    Politikers    und Geschichtsschreibers   Albert   Krantz   aus   Hamburg,   wenn   er   in   seiner   um   1500   abgeschlossenen   Vandalia   Wismar   eine   beachtenswerte, damals jedoch zurückgekommene Stadt nennt. Was    die    Schuld    an    diesem    Rückgang    gewesen    ist,    lässt    sich    nicht    mit    Sicherheit    ergründen,    wahrscheinlich    hat    mancherlei zusammengewirkt.   Ich   vermute   —   beweisen   lässt   es   sich   nicht   —   dass   der   Absatz   des   Bieres,   weil   es   minder   sorgfältig   gebraut   und durch   das   besser   gewordene   anderer   Städte   zurückgedrängt   wurde,   abgenommen   hatte,   dass   die   Schifffahrt   dem   Wettbewerb   der Holländer   mit   größeren   Schiffen   von   vorteilhafterer   Bauart   und   Takelung   (und   billigerer   Bemannung)   nicht   Stand   halten   konnte   und namentlich   der   einst   ertragreiche   Handel   mit   Salz   nach   Livland   und   der   zwischen   Flandern   und   Preußen   und   Livland   nichts   mehr einbringen   wollte   und   einging,   dass   der   ehedem   beträchtliche   Gewinn   der   Schonenfahrt   bei   der   Öfteren   verlustreichen   Ausschließung der   Wismarschen   und   bei   verringertem   Heringsfang   stark   in   Abgang   kam   und   dass   auch   die   Bergenfahrt   unter   den   Feindseligkeiten Olaf   Nielsens und den Zwistigkeiten   mit den   Lübecker   Bergenfahrern   in den sechziger   Jahren und unter   Irrealität   litt, über die am   Ende des   16.   und   im   Anfang   des   17.   Jahrhunderts   die   Klagen   kein   Ende   nehmen   wollen.   Der   Bestand   an   Schiffen   scheint   in   der   ersten   Hälfte des   16.   Jahrhunderts   sehr geringfügig gewesen   zu   sein.   Nicht   minder   sind die   Störungen   zu   beachten, die das   stete   Fehden   und   Rauben in   der   Prignitz   im   Süden   und   die   der   Kaperkrieg   des   Dänischen   Königs   im   Osten   und   Westen   mit   sich   brachte,   die   Abberufung   des Deutschen    Kaufmanns    aus    Flandern    in    den    fünfziger    Jahren    und    endlich    die    Unsicherheit    im    dortigen    Verkehr    in    Folge    der Rechtsverfolgung   Peters   van   dem   Velde.   Eine   stark   verwurzelte   Handelsverbindung   vermag   dergleichen   zu   überwinden,   während   ein nicht   eben   starker   Verkehr,   wie   es   der   Wismars   in   Flandern   war,   dadurch   empfindlich   beeinträchtigt   werden   musste.   Dazu   kamen   die Nachwirkungen   aus   dem   Dänischen   Krieg   und   des   lang   dauernden   Kriegszustandes   mit   den   Holländern,   worauf   der   Abschlag   in   dem Erwerb   der   Wollenweber   zurückgeht,   wissen   wir   nicht.   Die   Klagen   über   die   Mängel   ihrer   Laken   sind   oben   angeführt.   So   mag   der   aus Wismar   gebürtige   Reimar   Kock   (geboren   1500   oder   wenige   Jahre   vorher),   der   den   Niedergang   der   Stadt   auf   die   Jesupschen   Unruhen zurückführt,   mit   der   Datierung   ungefähr   das   Richtige   treffen.   Sie   war   geeignet   sich   einzuprägen,   und   dass   es   seit   der   Zeit   etwa   abwärts gegangen war, konnte ein Jahrhundert lang sehr wohl in der Erinnerung haften. Gerade   in   dieser   Zeit   des   Niederganges   haben   wir   nicht   die   Möglichkeit,   die   Zahl   der   Einwohner   festzustellen,   so   doch   Grundlagen   für eine   Schätzung   zu   geben.   Nach   Wachtregistern   von   1475   bis   1477   waren   Weihnachten   1475   577   Häuser   und   1.478   Buden   und   Keller bewohnt, Weihnachten 1477 572 Häuser und 1.539 Buden und Keller. Der   auffallende   Unterschied   wird   zum   größeren   Teil   aus   der   minderen   oder   größeren   Sorgfalt   der   Aufnahme   zu   erklären   sein.   Man kann   annehmen,   dass   die   Stadt   damals   8.000   Bewohner   gezählt   hat.   Die   Zahl   der   Geistlichen   und   Klosterbrüder   mag   etwa   250 betragen haben, Lübeck wird 1487 auf 23.000, Rostock 1493 auf 12.000, Stralsund 1507 auf 12.500 Einwohner geschätzt. Am   16. August   1471 war den   Herzögen von   Kaiser   Friedrich erlaubt worden, zu   Ribnitz und   Grevesmühlen einen   neuen   Zoll zu erheben, weil   aber   die   Kaufleute,   um   dem   Zoll   zu   entgehen,   jene   Orte   mieden   und   ihre   Waren   zu   Wasser   beförderten,   bewilligte   am   23.   April 1475 der   Kaiser, dass der gleiche   Zoll auch zwischen   Rostock und Warnemünde und zwischen Wismar und   Poel erhoben werden dürfte, wie   Lübeck   bereits   1471 wegen seiner   Zollfreiheit den   Kaiser angerufen   hatte, so   legten am   30.   Juli   1475 auch   Rostock und Wismar gegen die   Einführung   der   Wasserzölle   Berufung   ein   und   verbanden   sich   zu   gegenseitiger   Hilfe   in   deren   Abwehr.   Durch   Zahlung   von   200 Gulden   an   Herzog   Magnus   gelang   es   die   nächste   Gefahr   abzuwenden,   und   am   23.   April   1476   leistete   Herzog   Heinrich   mit   seinen Söhnen, da er sich überzeugt   habe, dass sich die Wasserzölle   mit den   Rechten und   Freiheiten der   beiden   Städte   nicht vertrügen, auf das kaiserliche Privileg darüber Verzicht und überantwortete es jenen. Es wird noch heute zu Rostock aufbewahrt. Während die   Streitigkeiten über die   Landzölle   noch andauerten, trat eine   neue   hinzu, als sich die   Seestädte weigerten, die   1480 von den Landständen   bewilligte   Bede   auch   ihrerseits   zu   zahlen.   Ein   weiterer   Zwist   erwuchs   beiden   Teilen   aus   der   Übung   des   Strandrechts. Deshalb   schlossen   Rostock   und   Wismar   am   18.   April   1482   einen   Bund   für   zwanzig   Jahre   zur   Aufrechterhaltung   des   freien   Verkehrs   auf ihren Land- und Wasserstraßen, zur Abwehr des Strandrechts und zu gemeinsamer Verteidigung ihrer Privilegien. Unter   Vermittlung   der   Stände   und   der   wendischen   Städte   kam   am   15.   August   des   Jahres   in   Wismar   ein   Vertrag   zu   Stande,   der   Rostock von   der   Bede   für   das   Stadtgebiet   innerhalb   der   Zingeln   und   ebenso   von   den   Landzöllen   zu   Ribnitz   und   Grevesmühlen   befreite,   wie Lübeck   schon   1478   für   sich   die   Anerkennung   seiner   Zollfreiheit   durchgesetzt   hatte.   Wismar   scheint   von   seinem   Widerstand   gegen   die Bede   zurückgetreten   zu   sein,   auf   jeden   Fall   hat   es   sich   in   die   Zölle   fügen   müssen   und   im   16.   Jahrhundert   Landbede   gezahlt.   Auch   in dem   wenige   Jahre   darauf   sich   scharf   zuspitzenden   Streit   um   das   Strandrecht   hielt   es   sich   zurück   und   zögerte,   den   1485   gefassten Beschluss   der   wendischen   Städte,   wonach   es   den   herzoglichen   Vogt   von   Bukow   hätte   müssen   greifen   lassen,   auszuführen,   wie   Rostock es seinerseits gegenüber dem Vogt von Schwan tat und, zu spät, gegenüber dem von Bukow versuchte. Durch   diese   Vorsicht   blieb   die   Stadt   außerhalb   des   heftigen   Konflikts,   in   den   Rostock   wegen   der   Domhändel   und   der   Ergreifung   und Enthauptung des   Schwaaner Vogts   mit den   Herzögen   in diesen   Jahren verwickelt wurde, und   konnte als Vermittler zu dessen   Beilegung in    vielfachen    Unterhandlungen    mitwirken.    Dabei    ist    es    bemerkenswert,    dass    sie    in    dem    Vertrag    von    1491    nicht    unter    den Mecklenburgischen Ständen, sondern unter den wendischen Städten aufgeführt ist. Die   während   dieser   Händel   aus   Rostock   verlegte   Universität   fand   für   kurze   Zeit   Unterkunft   in   Wismar   bei   den   Dominikanern,   ebenso die in Folge Aufruhrs von dort entwichenen Bürgermeister und Ratsherren (wie nach 1430 ihre Vorgänger). Auf   die    in   diesen    Zeiten    (1533-1535)   von    Seiten    Herzog   Albrechts   wie   Wismars   wieder   aufgenommenen    Kanalpläne   wird   später zurückzukommen sein. Aus   dem   fortgesetzten   Seeraub   in   den   dänischen   Gewässern   und   den   darauf   getroffenen   Maßregeln   und   Gegenmaßregeln   war   im Anfang   der   neunziger   Jahre   ein   äußerst   gespanntes   Verhältnis   zwischen   Dänemark   und   Lübeck,   aber   auch   den   wendischen   Städten hervorgegangen.   So   zurückhaltend   sich   Wismar   dabei   auch   verhielt,   konnte   es   unbeteiligt   und   unbeeinflusst   davon   nicht   bleiben.   Zu Mittsommer    1494    war    ein    Bündnis    zwischen    den    wendischen    Städten    und    Reichsvorsteher    und    Reichsräten    von    Schweden abgeschlossen,   die   es,   namentlich   der   Reichsvorsteher   Sten   Sture,   seit   Jahren   zu   verhindern   wussten,   dass   der   1483   zum   König   auch Schwedens   angenommene   König   Hans   von   Dänemark   wirklich   Herrscherrechte   übte.   Nun   lenkte   der   König   ein,   wahrscheinlich,   um sich   ganz   gegen   Schweden   wenden   zu   können,   und   erlangte,   ungehindert   von   den   Städten,   Huldigung   und   Krönung   in   Stockholm   im November   1497.   Aber   nach   seiner   Niederlage   in   Ditmarschen   wurden   1501   von   den   Städten   wieder   Klagen   laut   über   Verletzung   ihrer Privilegien   und   im   gleichen   Jahr   erhob   sich   Schweden   gegen   die   dänische   Herrschaft.   Nach   der   Weigerung   Lübecks,   den   Verkehr   mit Schweden abzubrechen, wie es   ihm angesonnen wurde, stand   man vor dem   Krieg,   ja   fast schon darin, als   noch einmal   1503 Vermittlung gelang   in   einem   Ausgleich,   der   entschieden   zu   Gunsten   Lübecks   ausfiel,   wenn   er   auch   den   Abbruch   des   Verkehrs   mit   Schweden auferlegte.   Jedoch   die   Ausführung   blieb   mangelhaft,   und   es   blieben   bedenkliche   Keime   für   weitere   Zwistigkeiten.   Und   die   schossen   in den   nächsten   Jahren   aus   trotz   allem   Nachgeben   Lübecks.   Vergebens   entsagte   es   1507   im   Vertrag   von   Nykjöbing   allem   Handel   mit Schweden   und   gewährte   den   Ausliegern   des   Königs   das   Recht,   seine   Schiffe   nach   Schwedischen   Waren   zu   durchsuchen.   Das   allein   mit dem   Zugeständniss,   die   in   den   östlichen   Städten   lagernden   Güter   herüberschaffen   zu   dürfen,   musste   zu   neuen   Verwicklungen   führen. Sie   wurden    umso   gefährlicher,   als    Schweden    unter   dem    Eindruck,   von    Lübeck    preisgegeben    zu   sein,   seinen    Sonderfrieden    mit Dänemark   machte.   So reifte   in   Lübeck   im   Frühjahr   1509 der   Entschluss, zum   Schutz seiner   Schifffahrt   Gewalt   mit   Gewalt zu vertreiben. Die   Hilfe   der   verwandten   Städte,   deren   Verbindungen   mit   Schweden   nicht   stark   wogen,   gewann   es   nur   mit   äußerster   Mühe   und   nicht in    ausreichendem    Maße.    Doch    wurde    1510    im    September    ein    Kriegsbündnis    zwischen    den    wendischen    Städten    und    Schweden abgeschlossen.   Rechte   Erfolge   brachte   der   Kampf   nicht,   und   der   1512   zu   Malmö   vereinbarte   Friede   war   auch   nicht   besonders   günstig. Zwar    wurden    die    Privilegien    bestätigt    und    sollte    Schaden    gegen    Schaden    aufgerechnet    werden,    jedoch    musste    sich    Lübeck    in besonderer   Urkunde   zu einer   Zahlung von   30.000   Rheinischen   Gulden verstehen, wie ebenfalls   in   besonderer   Urkunde die wendischen Städte versprachen, sich   bis zum   Zustandekommen eines vollen Vergleichs allen Verkehrs   mit   Schweden zu enthalten, wenn dieses sich dem   Spruche   eines   Schiedsgerichts   entzöge.   In   den   im   folgenden   Jahre   bestätigten   Schonischen   Privilegien   wurden   Lübeck,   Rostock und Stralsund vor den anderen Städten, also auch vor Wismar bevorzugt und beschwerte sich darüber 1516. Wismar   litt   in   diesem   Krieg   empfindlich.   Ob   es   1510   im   Frühjahr   an   Lübeck   vertragsmäßig   175   Knechte   gesandt   hat,   um   gleich   den Söldnern   Rostocks   unter   Lübecks   Befehl   zu   kämpfen,   ist   zweifelhaft,   da   der   Brief,   der   das   meldet,   nicht   abgeschickt   ist.   Ausgaben   für Harnische   in   dieser   Zeit   bezeugt   ein   Rechnungsbuch   der   Wollenweber.   Im   folgenden   Jahr   erschienen   am   Donnerstag   vor   Pfingsten   die Dänen,   denen   ein   Überfall   bei   Travemünde   eben   misslungen   war,   mit   20   Schiffen   unter   Führung   von   Jens   Holgersen   Ulfstand,   Sören Norby   und   Tile   Giseler   vor   Wismar.   Sie   trafen   es,   wie   Reimar   Kock   als   Augenzeuge   berichtet,   völlig   unvorbereitet   im   Trubel   des Pfingstmarkts.   Außerdem   herrschte dort   Pestilenz.   Die   Stadt   hatte   kaum   Wälle.   Über   Mangel an   Geschütz   hatte sie schon   1510 geklagt. Das   wenige,   was   sie   davon   hatte,   war   im   Rathaus,   und   der   Schlüssel   dazu   nicht   zu   finden.   Pulver   musste   erst   aus   Rostock   und   Lübeck geliehen   werden.   Der   worthabende   Bürgermeister   Heinrich   Malchow   aber   hatte,   als   der   Turmwächter   das   Nahen   der   Schiffe   meldete, von   Gefahr   nichts wissen wollen   und   ihm verboten   Lärm   zu   machen.   Als der schließlich doch die Trommel schlug   und   Geschrei erhob, versammelten sich die   Bürger wie ein   Haufen erschreckter   Schweine.   Erst die   fremden   Krämer und ein   Diener und   Sekretär von   Lübeck brachten   einige   Ordnung   hinein.   Der   Ratmann   Görges   Zarnekow   soll   kopflos   mit   einer   Yacht   ohne   Blei   und   Pulver   einen   Angriff   auf die   Übermacht   unternommen   haben   mit   dem   Ergebnis,   dass   er   gefangen   nach   Kopenhagen   gebracht   wurde.   Vierzehn   Schiffe   und Schuten wurden   im   Hafen unbemannt entweder genommen oder verbrannt.   Einige   Dörfer und die   Landwehr wurden   in   Brand gesteckt und   auch   St.   Jakobs   arg   geschädigt.   An   die   Stadt   selbst,   so   unbewehrt   sie   war,   wagte   sich   der   Haufen   doch   nicht   ran.   Lübeck   aber schickte schleunigst eine Mannschaft zu Hilfe, und Wismar nahm nunmehr 200 Knechte für zwei Monate in Sold. Das   war   ein   trauriger   Ausgang   der   Jahrmarktsfreuden   gewesen.   Für   uns   wirft   die   Schilderung   Kocks   ein   grelles   Licht   auf   verrottete Zustände. Was   wir   von   Aufwendungen   zu   Sicherung   der   Stadt   aus   diesen   Zeiten   wissen,   ist   wenig   genug;   und   wir   müssen   es   dem   Chronisten schon   glauben,   dass   kaum   etwas   dafür   geschehen   ist,   während   andere   Städte   seit   dem   Angriffe   Karls   des   Kühnen   auf   Neuß   ihre Befestigungen   stark   ausgebaut   hatten.   Von   Wismar   ist,   da   die   Kämmereirechnungen   verloren   sind,   nur   zu   ermitteln,   dass   1493   die Gräben   vor   dem   Alt-Wismartor   gesäubert   und   dass   1498   dem   Poeler   Tor   ein   Vortor   vorgelegt   wurde.   Etwas   früher   war   das   neue   Tor   vor dem   Mecklenburger   Tor   gebaut,   das   1483   zuerst   bezeugt   ist.   Übrigens   muss   seiner   Lage   nach   auch   das   1813   von   den   Franzosen verbrannte   Alt-Wismartor   ein   Vortor   gewesen   sein.   Durch   Schaden   klug   geworden,   begann   man   beim   Ausbruch   eines   neuen   Krieges zwischen   den   wendischen   Städten   und   Dänemark   1522   Rundwerke   (Rundele)   zu   bauen,   doch   klagte   man   noch   1534   über   die   Schwäche der   Befestigungen.   Im   August   1535 wurde dann   beschlossen, ein   neues   Wallgeld einzusammeln,   und   man   fuhr   zu verschiedenen   Zeiten fort   an   den   Befestigungen   zu   arbeiten.   So   wurden   von   1566   bis   1571   für   Wall   und   Rundwerk   vor   dem   Poeler   Tor   2.710   Mark   aus   der Akzisekammer   ausgegeben   und   1617   ein   neuer   Wall   vor   dem   Lübschen   Tor   erbaut.   —   über   den   schlimmen   Zustand   der   Stadtmauer hören   gegen   Ende   des   16.   Jahrhunderts   die   Klagen   nicht   auf,   wogegen   1619   ein   Rat   Herzog   Johans   Albrecht,   als   es   galt,   die   Vorzüge Wismars   herauszustreichen,   behauptete,   es   habe   fest   gebaute   und   aufgeschüttete   Mauern   und   Wälle.   —   Im   dritten   oder   vierten Jahrzehnt   des   16.   Jahrhunderts   wurden   Geschütze   gegossen;   1576   für   Büchsen   167   Taler   ausgegeben   und vor   1594   deren   6   für   das   Poeler Tor   und   2   für das   Lübsche   Tor angeschafft.   Aus alten   Geschützen der   Stadt   ließ   um   1630 der   kaiserliche   Oberst   Gramb   12   Sechspfünder gießen.   Das   sind   vermutlich   die   zwölf   Apostel   (angeblich   Zwölfpfünder),   die   der   Gouverneur   Ulfsparre   um   1645   nach   Schweden bringen   ließ,   1715   lieh   die   Stadt   3   Falkonette   zu   13   und   14   lötigen   Kugeln   an   Schweden,   wann   und   wie   sie   in   den   Besitz   der   beiden großen eisernen Kanonen vor der Hauptwache gelangt ist, hat sich nicht feststellen lassen. 1846 wollte man sie verkaufen. Auch   für   den   Krieg,   der   1522   durch   die   Politik   Christians   II.   notwendig   wurde,   wenn   sich   die   Städte   nicht   seiner   Willkür   ausliefern wollten,   gewann   Lübeck   die   wendischen   Städte   und   Danzig   nur   schwer.   Denn   unmittelbar   bedroht   war   zunächst   allein   die   Travestadt, da   den   anderen   an   der   Freiheit   des   Handels   mit   Schweden   nicht   all   zu   viel   lag.   Doch   gewann   Lübeck   sie.   Das   Ergebnis   des   Krieges,   der im   Bund   mit   Herzog   Friedrich   von   Holstein,   Christians   Oheim,   und   Gustaf   Wasa   wie   auch   mit   Unterstützung   des   ausgestandenen Jütischen    Adels    geführt    wurde,    war    die    Entthronung    des    Feindes,    dessen    Platz    der    Holsteiner    einnahm,    und    Gewinnung    und Erweiterung von Handelsprivilegien in Dänemark und Schweden. Gerüchte über einen geplanten   Überfall Wismars durch   König   Christian oder   Herzog Albrecht von   Mecklenburg und Warnungen davor veranlagten Vorsichtsmaßregeln,   insbesondere die   Niederlegung der   Gärten vor dem   Mecklenburger Tor   (im   Herbst   1523).   Übrigens   hat sich   die   Stadt   an   dem   Krieg   nicht   beteiligt.   Sie   fühlte   wohl   zu   sehr   ihre   Schwäche   und   war   zudem   durch   inneren   Zwist   gelähmt. Verluste   erlitt   sie   trotzdem,   Noch   1549   und   1553   forderte   sie   von   Lübeck   Ersatz   für   11   beladene   Schiffe,   die   man   1524   auf   erteilte Zusicherungen hin ostwärts habe auslaufen lassen und die Sören Norby in die Hände gefallen seien. Unbekümmert   um   den   Beschluss   der   Städte,   kein   Korn   in   den   Westen   und   zu   Stärkung   ihrer   Feinde   auszuführen,   hatten   einzelne Ratmannen    und    Bürger    darin    Gewinn    gesucht    und    für    Holländische    und    Bremische    Rechnung    Korn    verschifft.    Die    dadurch eingetretene   Preissteigerung   von   3   Schillingen   auf   5   für   den   Scheffel   verursachte   Unzufriedenheit   und   Unruhen.   Bei   Verkündung   der Bürgersprache   am   1.   Juni   riefen   Kinder   hinein:   " Bremergeld   gelt   hir   nicht,   de   kornköper   sind   hir   nicht ".   Insbesondere   wurde   Blasius Malchow   beschuldigt,   Herzog   Albrecht   zum   Schaden   der   Stadt   die   Wege   für   den   Kornhandel   nach   den   Niederlanden   gewiesen   zu haben.   Am   26.   Juni   erhoben   auf   Anlass   von   Briefen   Herzog   Albrechts   und   Lübecks   Bürger   und   Ämter   Klage   gegen   eine   Anzahl Ratmannen   und   Bürger,   dass   sie   im   Frühjahr   Korn   in   den   Westen   verschifft   hätten.   Diese   sollten   gefangen   genommen   werden, erlangten aber durch   Fürsprache   Zulassung von der   Bürgschaft, wobei   sich   für den   Ratmann   Zarnekow   mehrere   Ämter verbürgten.   Am 5.   Juli   bezeugten   sich   Rat   und   Bürgerschaft   und   Ämter   gegenseitig,   dass   zwischen   ihnen   kein   Zwist   bestünde.   Aber   im   Herbst   wurden der   Bürgermeister   Heinrich   Malchow   und   auch   wohl   Zarnekow   ihrer   Ämter   enthoben,   und   am   6.   November   dachte   Lübeck   daran, Herzog   Heinrich   um   Beilegung   der   ausgebrochenen   Unruhen   anzugehen.   Offenbar   waren   inzwischen   noch   weitere   Beschwerden gegen den   Rat   hervorgesucht.   Zufällig wissen wir aus späteren Verhandlungen, dass eine   Zeit   lang die Austeilung der   Herrenlötte an die Ratmannen   auf   Verlangen   der   Bürger   unterblieb.   Im   Januar   1523   wagte   der   Rat   weder   eine   Bürgerversammlung   zu   berufen   noch Verhandlungen   in   Stralsund   zu   beschicken.   Im   August   war   Wismar   wegen   der   Zwietracht   nicht   zur   Tagung   der   wendischen   Städte   in Lübeck    geladen.    Doch    wurde    das    nachgeholt    und    sollte    ein    Vermittlungsversuch    gemacht    werden.    Daraus    ist    entweder    nichts geworden   oder   es   ist   nichts   erreicht   worden,   denn   im   Dezember   stand   die   Sache   wie   vorher,   so   dass   der   Rat   sich   nicht   getraute   die Bürger   zusammenzurufen.   Im   April   1524   forderte dann die   Gemeinde   Rechnung   und setzte,   um diese aufzunehmen,   zugleich aber eine "gute   ordinancie"   mit   dem   Rat   zu   machen   und   für   die   Armut   zu   sorgen,   einen   Ausschuss   von   Vierzig,   halb   aus   Bürgern   und   halb   aus Ämtern,   ein.   Außerdem   wurden   Bürger   und   Amtsleute   zu   den   städtischen   Ämtern   und   zu   den   Gotteshäusern   zugeordnet.   Ende   Mai berichtete   der   durchreisende   Danziger   Sekretär   Ambrosius   Storm   nach   Hause,   die   Gemeinde   habe   die   Oberhand   über   den   Rat   und beide   stünden   sehr   schlecht   miteinander.   So   konnte   der   Rat   im   Juni   nicht   daran   denken   die   Verhandlungen   zu   Kopenhagen   zu besuchen,   obgleich   er   das   Äußerste   befürchten   musste,   wenn   die   Stadt   darin   benachteiligt   würde.   Er   werde,   äußerte   er,   von   den Bürgern   geängstet,   ihm   seien   die   Schlüssel   abgenommen,   er   hoffe   aber   einen   guten   Ausgang,   da   die   Rechnungen   in   Ordnung   seien. Noch   im   Juni   oder   Anfang   Juli   musste   der   Bürgermeister   Brand   Smit   zurücktreten,   wann   aber   der   bewaffnete   Auflauf   und   das Erscheinen   Herzog   Albrechts   in   der   Stadt   vorgefallen   sind,   wovon   der   abgesetzte   Bürgermeister   Heinrich   Malchow   im   Januar   1525 berichtet,   steht   nicht   fest.   Im   September   1525   erklärte   die   Bürgerschaft,   keine   anderen   Vertreter   (hovetlude)   zu   haben   als   ihren   Rat, etwas   später,   von   dem   von   fürstlichen   Räten   zu   Rostock   gesprochenen   Urteil,   wonach   Malchow   und   Zarnekow   wieder   in   den   Rat aufgenommen   werden   sollten,   ihren   Landesfürsten   zu   Ehren   nicht   appellieren,   aber   von   ihren   Privilegien   und   Rechten   nicht   abtreten zu   wollen.   Beide   Ratmannen   sind   seitdem   in   der   Stadt   nachweisbar,   aber   kaum   wieder   in   den   Rat   gefordert.   Der   Ausschuss   stellte   am 13.   Juli   1526   die   Prüfung   der   Rechnungen   ein,   indem   er   erklärte,   keine   Klarheit   gewinnen   zu   können.   Im   Übrigen   scheint   er   weiter bestanden   zu   haben   (wie   um   diese   Zeit   fast   in   allen   verwandten   Städten   Ausschüsse   die   Ratsgewalt   beschränkten),   und   der   Kämmerei blieben   Bürger   beigeordnet,   die   jährlich   Rechnung   ablegen   sollten.   Bezeugt   ist   ein   Ausschuss   von   Vierzig   vom   17.   Juli   1531;   vor   dem   11. August   wurden   ihm   weitere   Zwanzig   zugeordnet   und   wurde   ihm   das   Recht   der   Selbstergänzung   eingeräumt.Am   23.   Januar   1532 bestanden   Vierziger   und   Sechziger   neben   einander,   im   Dezember   Hundertmänner.   Im   Jahre   1533   war   der,   wie   es   scheint,   mit   Kord Rodust, einem der   Führer der   Bürgerschaft,   persönlich verfeindete   Bürgermeister   Kord   Niebur   nach   Behauptung des   Rates seines   Amts enthoben,   nach   der   der   Bürgerschaft   freiwillig   zurückgetreten.   Bei   all   diesem   spielten   die   religiösen   Gegensätze   mit.   Ende   August   1535 wurde   auf   dem   Hansetag   zu   Lübeck   ausgemacht,   dass   Lübeck,   Hamburg   und   andere   benachbarte   Städte   sich   bemühen   wollten,   die Einigkeit   in   Wismar   herzustellen   und   die   auf   geschiedenen   Ratmannen   zurückzuführen.   Das   Ergebnis   ist   nicht   bekannt.   Aber   erst, nachdem   inzwischen   in   Lübeck   das   Wullenweversche   Regiment   gestürzt   und   auch   für   Wismar   ein   Stillstand   mit   Dänemark vereinbart war,   beschloss   am   16.   Februar   1537   die   Gemeinde,   dass   die   Vierzig   und   Hundert   ab   sein   und   der   Rat   wieder   seine   volle   Macht   haben, auch   berechtigt   sein   sollte,   seine   abgesetzten   Mitglieder   wieder   aufzunehmen.   Dieser   Beschluss   wurde   am   14.   Dezember   1538   von Bürgern und Ämtern bestätigt und die Wiederherstellung zweier genannter Ratmannen ausdrücklich bewilligt. Unterdessen    hatte    der    Kriegszustand    zwischen    dem    in    die    Niederlande    geflüchteten    Dänischen    König    Christian    samt    seinen Parteigängern   und   den   Städten   angedauert,   ohne   dass   etwas   von   einer   tätigen   Anteilnahme   Wismars   spürbar   wäre.   Seine   Ohnmacht hatte   sich   schon   1519   gezeigt,   als   es   nicht   wagte   einem   offenbaren   Gewaltakt   einer   Dänischen   Jacht   gegen   ein   englisches   Schiff   mitten im   Hafen   binnen   Baumes   anders   zu   begegnen   als   durch   Vorstellungen   beim   Dänischen   König.   Im   Jahr   1522   erklärte   er,   dass   es   wenig Volk   habe,   1526,   dass   er   außer   Stande   sei,   viel   zu   leisten.   So   ist   es   wohl   zweifelhaft,   ob   das   im   Frühjahr   1528   verbreitete   Gerücht,   er beteilige   sich   an   der   Rüstung   der   Städte   gegen   die   Auslieger   mit   zwei   Schiffen,   Grund   hatte.   Eher   konnte   die   angebliche   Absicht Christians   von   1526   begründet   sein,   Wismar   zu   einem   Stützpunkt   seiner   Unternehmungen   zu   machen,   zumal   da   er   auf   Herzog Albrecht von Mecklenburg rechnen konnte. Fast   ein   Jahr   nach   dem   Tod   der   Stadthalterin   Margareta,   die   ihn   stets   mehr   gehemmt   als   gefördert   hatte,   segelte   Christian,   von   seinem kaiserlichen   Schwager   lau   unterstützt,   Ende   Oktober   1531   nach   Norwegen   ab.   Als   ihm   im   Mai   1532   eine   übermächtige   dänisch- hansische   Flotte, darin auch ein   Wismarsches   Schiff, entgegen   fuhr,   ließ er sich statt   zu   kämpfen   in Verhandlungen ein, die, von seinen Gegnern   mit   Hinterhältigkeit   geführt,   ihn   Ende   Juli   in   Gefangenschaft   brachten.   Im   Juli   1533   starb   sein   Oheim   König   Friedrich,   und nun    entspann    sich    während    des    in    Dänemark    eingetretenen    Zwischenreichs    die    Grafenfehde    aus    mancherlei    Anlass,    aus    dem Gegensatz   zwischen   dem   in   demokratisches   Fahrwasser   geratenen   Lübeck   und   dem   holsteinischen   Adel   und   ihrer   Entzweiung   um Kirchengut   und   Renten, aus   Enttäuschungen   Lübecks   über das   Scheitern des   längst gehegten   Plans, die   Holländische   Schifffahrt   in der Ostsee   zu   beschränken,   durch   das   Versagen   Dänemarks,   aus   der   Spannung   zwischen   Lübeck   und   König   Gustaf   von   Schweden,   die   zu einem   Bündnis   mit   dem   Dänischen   Reichsrat   führte,   endlich   aus   der   Gegnerschaft   zwischen   dem   Adel   und   den   Bischöfen   Dänemarks einerseits   und    Kopenhagen   und    Malmö   anderseits,   einer    Gegnerschaft,   die    nicht   zum   Wenigsten   den    kirchlichen   Verhältnissen entsprang.   Lübeck tat sich   mit diesen   Städten zusammen und gewann   Graf   Christoph von   Oldenburg als Truppenführer. Als Ziel wurde die   Befreiung   des   lutherischen   adelsfeindlichen   Christian,   des   eignen   früheren   Gegners,   hingestellt,   und   der   Krieg   1534   mit   einem Einfall   in   Holstein   eröffnet.   Aber   die   ersten   Erfolge   schlugen   bald   in   ihr   Gegenteil   um.   Die   Dänen   huldigten   dem   ältesten   Sohn Friedrichs   Christian   III.   Lübeck,   von   Holstein   aus   bedrängt,   schloss   im   November   mit   Holstein   den   Stockelsdorfer   Frieden,   der   ihm gestattete   in   Dänemark   den   Krieg   fortzusetzen.   Schon   vorher   hatte   es   sich   nach   weiteren   Helfern   umgesehen   und   wenigstens   mit Herzog   Albrecht   von   Mecklenburg   und   Rostock,   Wismar   und   Stralsund   im   Oktober   einen   Vertrag   zu   Stande   gebracht.   Er   ist   die Voraussetzung    einer    im    Februar    1535    von    Lübeck,    Rostock    und    Wismar    übernommenen    Verpflichtung,    Herzog    Albrecht    zur Regentschaft   in   Dänemark   zu   verhelfen,   wenn   es   gelungen   wäre   Christian   II.   zu   befreien.   Hatte   sich   Wismar   dabei   anfänglich   nicht   zu irgendwelchen   Leistungen   verstehen   wollen   —   vielleicht   weil   es   wie   in   den   Verhandlungen   von   Michaelis   des   vergangenen   Jahres   den Standpunkt   vertrat,   dass   es   als   Mecklenburgische   Stadt   genügend   beisteuern   müsse   —   so   ist   es   damit   nicht   durchgedrungen.   Anfang März    rechnete    es    mit    einem    Bedarf    von    nahezu    8.000    Mark    für    die    Lübeck    zugesagte    Hilfe.    Bekanntlich    heißt    es    in    einem gleichzeitigen   Spottlied:   " de   van   der   wismer   hebben   nen   (kein)   gelt ".   So   mag   es   schwer   gehalten   haben,   das   Geld   aufzubringen.   Man entlieh   einen   Teil   des   Kirchensilbers   und   führte   wiederum   eine   Akzise   ein.   Der   Herzog   schiffte   sich   am   8.   April   in   Rostock   nach Dänemark   ein.   Wismar   aber   stellte   erst   nach   der   Niederlage   der   Landmacht   am   Ochsenberg   auf   Fünen   und   der   der   Seemacht   bei Swendborg   (beides   im   Juni)   im   November   ein   einziges   Schiff   zu   der   städtischen   Entsatzflotte   für   Kopenhagen,   wo   nunmehr   König Christian   III.   seinen   Herzog   belagerte.   Es   war   dies   eine   vergebliche   Anstrengung.   Die   Untertanenpflicht   der   Mecklenburgischen Seestädte gegen   ihren   Herzog aber   hatte   für   sie die   schlimme   Folge, dass   sie den   ihnen offen gehaltenen   Beitritt   zu dem   sehr   leidlichen Hamburger   Vertrag vom   Februar   1536   nicht vollziehen   konnten,   sondern   bis   zur   Eroberung   Kopenhagens   im   Krieg   ausharren   mussten. Sie   erlitten   noch   Anfang   Juni   bei   Amager   einen   empfindlichen   Verlust   und   blieben   dennoch   in   dem   Vertrag   zwischen   ihrem   Herzog und dem   König   unberücksichtigt.   Durch verschiedene Vermittler erhielten sie   in der   Folgezeit   und endlich   bei der   Krönung des   Königs auf   Fürsprache   des   von   den   wendischen   Städten   angerufenen   Herzogs   Albrecht   von   Preußen   den   Frieden   gegen   eine   Zahlung   von 10.000   Gulden, wovon auf   Rostock zwei   Drittel und auf Wismar ein   Drittel gefallen sein werden.   Im   Februar   noch   hatte   König   Christian eine   Entschädigung von   20.000   Gulden und für den   Fall der   Not die   Besoldung von   1.000   Mann für vier   Monate oder die   Gestellung von 4   Schiffen   durch   Rostock   und   von   2   durch   Wismar   verlangt.   Am   25.   Oktober   1537   zeigten   beide   Städte   die   Annahme   des   Friedens   an, und   am   22.   Dezember   quittierte   der   König   über   den   Empfang   der   10.000   Gulden.   Merkwürdigerweise   hat   danach   Herzog   Albrecht   von Mecklenburg     wegen     der     Fehde     Entschädigung     verlangt,     wie     er     Wismar     durch     die     Forderung,     den     dort     aufbewahrten Verpflichtungsbrief   Lübecks,   Rostocks   und   Wismars   auszuliefern,   in   Ungelegenheit   brachte.   In   den   Bestrebungen   Kopenhagen   zu entsetzen    war    wiederum    wie    einst    in    dem    Kampf    der    Mecklenburger    um    Stockholm    ein    Freibeutertum    entwickelt,    das    seinen Stützpunkt   namentlich   bei   Gollwitz   fand.   Auch   hieraus erwuchsen der   Stadt   mancherlei   Unannehmlichkeiten.   In   späteren   Jahren   1549 und   1553   machte   sie   gegenüber   Lübeck   erhebliche   Forderungen   geltend   für   Lieferungen,   die   in   den   Anfängen   des   Krieges   zwecks Haltung von   Travemünde gemacht waren.   Ebenfalls   blieben die   Lebensmittel   unbezahlt, die   1536 auf Verlangen   Herzog   Albrechts   nach Kopenhagen gesandt waren und die er im Umschlag 1537 mit 2.420 Mr. zu begleichen sich verpflichtet hatte.
>> Kapitel 9 >> Kapitel 9